Chinesische Unternehmensanleihen bieten attraktive Chancen

Chinesische Unternehmensanleihen bieten Anlegern attraktive Investitionsmöglichkeiten. (Bild: Pixabay.com/moerschy)
Chinesische Unternehmensanleihen bieten Anlegern attraktive Investitionsmöglichkeiten. (Bild: Pixabay.com/moerschy)

Tiefere Bewertungen nach der Corona-Krise und weitgehend solide wirtschaftliche und unternehmensbezogene Fundamentaldaten machen chinesische Unternehmensanleihen attraktiv, meint Roy Dao von Schroders.

07.07.2020, 10:57 Uhr

Redaktion: alm

Der chinesische Anleihenmarkt ist über die letzten Jahre beträchtlich gewachsen. Geht es so weiter wie bisher, dürfte er schon bald zu einem der grössten Kreditmärkte der Welt zählen. In den letzten Monaten hat China aber andere Schlagzeilen gemacht: Das Reich der Mitte war das erste Epizentrum der Corona-Krise. Bestehende Spannungen mit den USA wurden so verstärkt, ebenso die Marktvolatilität. Nicht zuletzt hat die Pandemie auch die chinesische Wirtschaft empfindlich getroffen und verlangsamt – wenn auch weniger stark als in Industrieländern. So soll das chinesische BIP-Wachstum mit 2% auch in 2020 positiv bleiben.

Chinas Wirtschaft wird robuster

Anders als vielerorts haben chinesische Behörden weniger grosszügige Fiskalprogramme zur Überwindung der aktuellen Krise gesprochen, um die staatliche Verschuldung unter Kontrolle zu behalten. Ausserdem sieht Roy Dao, Head of Asian Fixed Income bei Schroders, Anzeichen, dass China einen starken Fokus auf finanzelle Stabilität legt. Zusammen mit der Verschiebung der wirtschaftlichen Aktivität weg von Produktion und Export hin zu inländischem Konsum und Dienstleistungen ist sich der Finanzexperte sicher, dass dies die chinesische Wirtschaft generell robuster und widerstandsfähiger macht.

Tieferes Risiko bei chinesischen Unternehmensanleihen

Chinesische Unternehmensanleihen wurden, wie in anderen Märkten auch, auf dem bisherigen Höhepunkt der Corona-Krise en masse verkauft. Sowohl bei erstklassigen als auch bei hochverzinslichen Anleihen konnten als Folge davon stark erhöhte Spreads beobachtet werden. Mittlerweile haben sich diese wieder etwas normalisiert, befinden sich aber nach wie vor auf einem erheblich höheren Niveau als vor der Krise.

Erstklassige chinesische Anleihen sind weiterhin attraktiv

Quelle: ICE BofAML, JP Morgan; Stand: 18. Juni 2020
Quelle: ICE BofAML, JP Morgan; Stand: 18. Juni 2020

Selektives Vorgehen bei chinesischen hochverzinslichen Anleihen ermöglicht Rendite

Quelle: ICE BofAML, JP Morgan; Stand: 18. Juni 2020
Quelle: ICE BofAML, JP Morgan; Stand: 18. Juni 2020

Verglichen mit Anleihen aus anderen Ländern erkennt Dao aber attraktive Chancen auf dem chinesischen Markt. Dies einerseits weil chinesische Unternehmensanleihen eine relativ kurze Laufzeit von durchschnittlich knapp sechs Jahren aufweisen. Gleichwertige Anleihen aus Schwellenländern laufen durchschnittlich rund zweieinhalb Jahre länger, solche aus den USA fünfeinhalb. "Die kürzere Laufzeit führt generell zu einem tieferen Risiko. Bei einer längeren Laufzeit steigt die Unsicherheit, da mehr Raum für unerwartete Ereignisse entsteht", kommentiert Dao diesen Vergleich.

Der Kenner der asiatischen Märkte sieht ausserdem noch weitere Punkte, die für chinesische Unternehmensanleihen sprechen. Einerseits ist Chinas Wirtschaft weniger von Rohöl abhängig als andere Schwellenländer in Lateinamerika und Afrika. Damit bleibt sie auch bei tiefen Ölpreisen widerstandsfähig. Andererseits wurde das Land weniger von rückläufigen Tourismuszahlen getroffen als beispielsweise Thailand. Nicht zuletzt konnte die Pandemie in China bisher relativ gut kontrolliert werden. "Somit haben chinesische Unternehmen im Grossen und Ganzen ein solides Fundament, um die Auswirkungen von Covid-19 gut zu überstehen", meint Dao.

Chinesische Unternehmen dürften disziplinierter werden

China hat über das vergangene Jahrzehnt ein starkes Kreditwachstum gesehen. Als Folge davon sind nun einige Unternehmen nicht mehr in der Lage, die entstandenen Zinsen zu bedienen. Damit es in Zukunft nicht wieder so weit kommt, sind die chinesischen Behörden nun bestrebt, die Aufnahme von Fremdkapital zu limitieren. Im Hinblick darauf rechnet Schroders deshalb damit, dass im Nachgang der Corona-Krise vermehrt Unternehmen Insolvenz anmelden müssen – unter anderem auch, weil sie nicht mehr in jedem Fall mit einer staatlichen Rettungsaktion rechnen können. Dao sieht darin aber Chancen: "Eine grössere Bereitschaft, Zahlungsunfähigkeit zuzulassen, könnte zu disziplinierterem Unternehmensverhalten und einem stärkeren Bilanzmanagement führen. Allerdings befinden sich bereits jetzt viele chinesische Unternehmen in einer soliden Position."

Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist es für Anleger immer schwieriger, Rendite zu erzielen. Asiatische Kredite bieten hier attraktive Möglichkeiten bei relativ tiefem Risiko. "Angesichts des anhaltenden Drucks auf Unternehmenserträge und einer womöglich höheren Insolvenzrate in China wird es wichtig sein, jene Firmen zu identifizieren, die die Krise überleben oder im aktuellen Umfeld sogar florieren können", meint Dao abschliessend.

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