27.03.2024, 08:30 Uhr
Die Grossbank UBS schliesst die Ausgliederung des früheren CS-Geschäfts mit verbrieften Produkten vollständig ab. Dazu hat sie mit der US-Gesellschaft Apollo vereinbart, die bisher gültigen Abmachungen zur...
Die Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse haben an der Generalversammlung die Entlastung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung für das Geschäftsjahr 2020 verweigert. Ansonsten wurden alle Anträge des Verwaltungsrats gutgeheissen.
An der Generalversammlung der Credit Suisse (CS) vom Freitag lehnten 59,95% der Aktionärinnen und Aktionäre die Erteilung der Décharge für das Geschäftsjahr 2020 ab. Damit wird es für die Eigentümerinnen und Eigentümer leichter, mit Haftungsklagen gegen die Bankleitung vorzugehen. Die Entlastung für das Geschäftsjahr 2020 war an der Generalversammlung 2021 ausgeklammert worden, nachdem kurz vor der GV der Greensill-Skandal eskaliert hatte und dann auch noch der US-Hedgefonds Archegos in Zahlungsnot geraten war. Beide Skandale hatten grosse Verluste für die CS zur Folge, was wiederum zu einem massiven Vertrauensverlust geführt hatte. Die Décharge für das Geschäftsjahr 2021 wurde von lediglich 77,5% der Aktienstimmen gutgeheissen, und dies unter Ausklammerung aller Themen mit Bezug zur Supply-Chain-Finance-Funds-Angelegenheit (SCFF-Angelegenheit).
Die von der Ethos Stiftung zusammen mit weiteren Aktionären eingereichten Anträge wurden an der ordentlichen Generalversammlung abgelehnt. Die Ethos Stiftung hatte zusammen mit anderen Aktionären die Durchführung einer Sonderprüfung im Zusammenhang mit der SCFF-Angelegenheit und der "Suisse Secrets"-Angelegenheit (auch als "Swiss Leaks"-Angelegenheit bezeichnet) beantragt. Der Antrag wurde mit 88,55% der vertretenen Stimmen abgelehnt.
Zudem hatte die Ethos Stiftung zusammen mit ShareAction und im Namen von elf institutionellen Anlegern einen Antrag bezüglich der Klimaschutzstrategie der Credit Suisse und ihrer Offenlegungen zum Klimawandel mit spezieller Fokussierung auf Ausrichtung, Offenlegung und Berichterstattung in Bezug auf den Öl-, Gas- und Kohlesektor eingereicht. Der Antrag schlug eine Änderung der Statuten der Credit Suisse durch die Einführung eines neuen Artikels vor. Der Antrag wurde mit 77,21% der vertretenen Stimmen abgelehnt.
Mit einer Mehrheit von 95,31% wählten die Aktionärinnen und Aktionäre Axel Lehmann als Präsidenten des Verwaltungsrats für eine Amtsdauer bis zum Ende der nächsten ordentlichen Generalversammlung. Zudem stimmten sie für Mirko Bianchi, Keyu Jin und Amanda Norton als nicht exekutive Mitglieder des Verwaltungsrats für eine Amtsdauer bis zum Ende der nächsten ordentlichen Generalversammlung (investrends.ch berichtete). Alle übrigen bisherigen Mitglieder des Verwaltungsrats, die sich für eine Wiederwahl zur Verfügung stellten, wurden für eine Amtsdauer bis zum Ende der nächsten ordentlichen Generalversammlung bestätigt.
Axel Lehmann wies in seiner Rede eindringlich auf die Wichtigkeit des Personals hin: "Unsere Bank braucht jetzt nicht einfach nur schöne Worte. Das ist nicht unser Konzept. Was die Bank jetzt braucht, sind auf jeder Position die richtigen Persönlichkeiten und Teamplayer, die sich vorbehaltlos in den Dienst der Bank stellen." Es sei ihm, dem gesamten Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung klar, zu was sie sich verpflichten. "Wir treten heute mit dem Anspruch an, nach vorne zu blicken und alles zu tun, damit die Credit Suisse nach einer Serie von Rückschlägen wieder aus eigener Kraft dauerhaft zu Stabilität und Erfolg zurückfindet. Wir tun dies im Wissen um die Grösse und die Vielzahl der Herausforderungen. Im Wissen, dass schnelle Effekte erwartet werden, aber dass der Erfolg nur schrittweise möglich sein wird. Im Wissen, dass wir gleichzeitig Veränderung, aber auch Kontinuität schaffen müssen. Im Wissen, dass jetzt nicht grossartige Ankündigungen und Versprechen gefragt sind, sondern Demut und konsequente Umsetzung."
In der Tat wird die CS-Führung angesichts der Debakel der letzten Jahre hart an der Wiederherstellung des Vertrauens arbeiten müssen. Der jähe Absturz des Aktienkurses ist Zeugnis dafür, wie tief die Credit Suisse gefallen ist. Am Montagmorgen um 11 Uhr notierten die CS-Titel nach einer weiteren Abgabe von rund 3% bei 6,5 Franken.