US-Berichtssaison könnte den Anleihenmarkt stärken
Die Mittelzuflüsse aus Märkten mit niedrig verzinslichen Staatsanleihen in die Kreditmärkte dürften sich laut David Norris von TwentyFour Asset Management positiv auf die Entwicklung der Anleihenmärkte auswirken. Die massive Unterstützung der US-Notenbank Fed habe eine starke Basis für die Erholung der Kreditspreads geschaffen.
17.07.2020, 13:30 Uhr
Redaktion: rem
Als die US-Banken am Dienstag mit ihrer Berichterstattung begannen, haben JPMorgan Chase und die Citigroup die Erwartungen des Marktes deutlich übertroffen, angeführt von den Erträgen aus ihren Investment-Banking-Abteilungen. Wells Fargo zeigte sich dagegen weniger stark und musste den ersten Quartalsverlust seit der Finanzkrise vermelden. "Interessanterweise stockten alle drei Banken ihre Kreditreserven aufgrund der Ungewissheit über den künftigen Verlauf der Wirtschaft erheblich auf", sagt David Norris, Head of US Credit bei TwentyFour Asset Management. Doch trotz einiger positiver makroökonomischer Daten aus jüngster Zeit und bedeutender, entschlossener Massnahmen der US-Regierung sei erbezüglich des künftigen Verlaufs der US-Wirtschaft und der Folgen auf die Unternehmensgewinne unsicher.
In seinem Ausblick auf die bevorstehenden Unternehmensgewinne in den USA und das 3. Quartal ortet Norris sieben kurzfristige Katalysatoren, welche die Aussichten verbessern könnten:
Die Verhandlungen über das nächste Finanzhilfegesetz: Die Erwartungen gehen von einem Massnahmenpaket aus, das 1 Bio. US-Dollar übersteigt und auch Bestimmungen zur Unterstützung eines Infrastrukturgesetzes enthalten könnte.
Die Zahlen des 2. Quartals könnten positiv überraschen: Angesichts der Konsensprognose, dass die Gewinne im S&P 500 um 44% zurückgehen werden, würden positive Überraschungen dem Markt positive Impulse verleihen. TwentyFour Asset Management rechnet nicht damit, dass viele Unternehmen Zukunftsprognosen wagen werden. Raum für positive Überraschungen bestehe trotzdem, insbesondere in jenen Branchen, die vom Lockdown nicht so stark betroffen waren und schon früh ihr Geschäft wieder aufnehmen konnten.
Da das Niedrigzinsumfeld vorläufig anhalten wird, werden die Anleger an den Kreditmärkten nach zusätzlichen Renditen Ausschau halten. Seit März gab es in 14 aufeinanderfolgenden Wochen Zuflüsse in Investment-Grade-Fonds in der Höhe von mehr als 146 Mrd. US-Dollar. High-Yield hat im gleichen Zeitraum etwas mehr als 55 Mrd. US-Dollar angezogen.
Ein Teil dieser Mittelzuflüsse ist darauf zurückzuführen, dass die Anleger aus den Märkten für niedrig verzinsliche Staatsanleihen in die Kreditmärkte wechseln. Staatsanleihen werden zwar als "risikofrei" bezeichnet, aber die meisten werfen auch keine Rendite ab.
Die jüngsten Daten waren ermutigend: Die Lohn- und Gehaltslisten für Juni, die Wohnbautätigkeit für Mai, der Konsum und die Einzelhandelsumsätze haben sich wieder verbessert.
Für die zweite Jahreshälfte erwartet TwentyFour Asset Managementeinen Rückgang der Neuemissionen. Die Neuemissionen im Investment-Grade-Bereich haben seit Jahresbeginn bereits das Vorjahresniveau erreicht; der High-Yield-Bereich liegt im Vorjahresvergleich bei 60%. Dies weist darauf hin, dass viele Emittenten bereits schützende Bargeldpuffer aufgebaut haben, um der derzeitigen Konjunkturabschwächung zu begegnen. Die Experten halten es für sehr unwahrscheinlich, dass die Anzahl Neuemissionen in den verbleibenden Monaten 2020 dieses Niveau erreichen wird, es sei denn, es kommt zu einer zweiten Ansteckungswelle.
Die massive Unterstützung durch die US-Notenbank Fed werde in nächster Zeit nicht nachlassen. Jerome Powell hat die Fed dazu verpflichtet, alles in ihrer Macht stehende zu tun, damit die Erholung so solide wie möglich ausfällt. Dies habe den Anlegern das Vertrauen gegeben, ihr Kapital in Rekordhöhe zu investieren. Die Fed habe bei ihren jüngsten Secondary Market Corporate Credit Facility-Programmen nur an der Oberfläche gekratzt, was eine Basis für die Erholung der Kreditspreads geschaffen habe, so Norris.
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