Weltwirtschaft zwischen Stagnation und Überhitzung

19.10.2010, 11:46 Uhr

Das Wachstum der Emerging Markets koppelt sich

zunehmend von jenem der Industrienationen ab. Asien bleibt für

Aktieninvestitionen attraktiv und die Obligationenmärkte differenzieren sich

immer stärker. Dies schreibt Salmann Investment Management in ihrem neusten

Anlagebericht. Ausserdem verspricht laut Statistiken der erwartete Ausgang der

US-Zwischenwahlen Kursanstiege bei den amerikanischen Aktien.




Alfred Ernst,
Geschäftsleitungsmitglied und Anlagespezialist bei Salmann Investment Management

Salmann Investment Management, eine

in der Schweiz und Liechtenstein führende Vermögensverwaltungsgesellschaft,

sieht eine zunehmende Abkoppelung der aufstrebenden Märkte gegenüber den

klassischen G-10-Nationen. Seit 1990 ist der Anteil der Schwellenländer an der

weltweiten Wertschöpfung von 14 auf 37% gestiegen. Für 2011 wird eine weitere,

kräftige Expansion in den aufstrebenden Volkswirtschaften erwartet. Vor allem

China, Indien, Indonesien und Peru dürften zu den Spitzenreitern zählen. Das

Wachstum der Industrienationen bröckelt hingegen. "Einen Rückschlag in eine

erneute Rezession, das viel beschworene Double-dip-Szenario, erwarten wir

allerdings nicht. Und Inflation bleibt bis auf weiteres kein Thema", meint

Alfred Ernst, Anlagespezialist bei Salmann.

Fokus weiterhin auf asiatische Aktien

Die Aktienmärkte haben sich im dritten Quartal eindrücklich von

ihrer Sommergrippe erholt und es gibt weiteres Potenzial nach oben. Gemessen an

den Kurs/Gewinnverhältnissen der letztbekannten Gewinne für zwölf Monate haben

sich alle Aktienmärkte seit Anfang Jahr massiv verbilligt. Am stärksten war der

Effekt beim DAX Index (-75%) und dem DJ STOXX 600 Index (-73%). Auch der SPI ist

gemessen am KGV um 38% günstiger geworden. "Vor allem US-Aktien sind mit einem

KGV von rund 15 günstig bewertet", analysiert Ernst. Dennoch werden

amerikanische Titel untergewichtet, da die Konjunktur wegen den bekannten

Problemen wie hohe Arbeitslosigkeit, depressivem Immobilienmarkt und geringem

Konsumentenvertrauen weiterhin hinterherhinkt. Europäische Aktien werden neutral

gewichtet. "Die zahlreichen Sorgenfaktoren wie die steigenden Staatsdefizite

infolge der Stützungs- und Ankurbelungsmassnahmen, drohende Steuer- und

Abgabenerhöhungen sowie die in gewissen Ländern bedrohliche Verschuldung haben

bisher den Börsenaufschwung verhindert", führt Ernst aus. In Asien (ex Japan)

hingegen ticken die Uhren anders. Das konjunkturelle Wetter ist eher zu heiss

als zu kühl. Salmann behält hier die Übergewichtung bei.

Obligationenmärkte immer differenzierter

Die Obligationenmärkte zeigten ein differenziertes Bild. Im

Bereich der als uneingeschränkt zahlungsfähig eingestuften Länder kletterten die

Kurse der Regierungsanleihen weiter. Dies drückte das Renditeniveau zeitweise

auf neue Rekordtiefstwerte, die kaum nachhaltig sein können. In unsicheren

Ländern setzte sich dagegen ein Zinsauftrieb fort.

"Vom Markt- und Medienrummel weitgehend unbemerkt bleibt

Grossbritannien", wundert sich Ernst. Für zehnjährige Gilts gibt es die

vergleichsweise tiefe Rendite von 2,9%. Dies obwohl das Königreich für 2010 laut

Schätzungen des "Economist" ein Budgetdefizit von über 10% ausweisen dürfte. "Dieser Wert liegt über denen von Griechenland, Spanien, den USA und anderen

gebeutelten Nationen. Auch die Verschuldung sollte hellhörig machen, steigt sie

im laufenden Jahr vermutlich gegen 80% des BIP, bei Griechenland liegt sie zum

Vergleich bei 120%", so Ernst. Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank, die

wegen der unterschiedlichen Gesundheitszuständen der Euro-Länder kaum in der

Lage ist, eine allen Beteiligten passende Zinspolitik zu betreiben, verfügt die

Bank of England immerhin über den Vorteil der Hoheit über die eigene Währungs-

und Zinspolitik.

"Wir erwarten vorerst allgemein keine Zinserhöhungen durch die

Notenbanken, obwohl eine solche mit Blick auf mögliche Fehlanreize in einzelnen

Märkten, wie beispielsweise auf dem Schweizer Immobilienmarkt, durchaus zu

diskutieren wäre. Wir legen in erste Linie in Unternehmensobligationen im

mittleren und oberen Qualitätssegment an, weil dort die Renditen besser als bei

den Staatsanleihen sind. Dazu mischen wir High-Yield-Bonds bei, die sich seit

dem Kauf sehr erfreulich entwickelt haben", erklärt Ernst die Salmann Strategie.

Die gesamte Obligationenquote eines ausgewogenen Portfolios ist infolge von

Kursgewinnen auf rund 39% gestiegen und befindet sich damit nahe an der

Neutralgewichtung.

US-Zwischenwahlen versprechen

Aktienkursgewinne

Im November finden in den USA Zwischenwahlen statt. Viele

Beobachter erwarten im Kongress Sitzgewinne der Republikaner. Zwischenwahlen,

die jeweils zur Halbzeit der vierjährigen Amtsperiode des Präsidenten

stattfinden, haben den Aktienmarkt in der Regel beflügelt. Laut Statistik waren

sowohl die zweite Jahreshälfte eines Zwischenwahljahrs wie auch das dritte

Amtsjahr eines Präsidenten meistens gute Perioden für Beteiligungspapiere. So

lag die Gesamtrendite (Kursgewinne plus Dividenden) des S&P-500-Index gemäss

Strategas Research Partners im dritten Amtsjahr des Präsidenten im Durchschnitt

bei 19,4%. Im ersten Jahr der Präsidentschaft waren es jeweils 8,2, im zweiten

8,7 und im vierten 11%. Besonders günstig entwickelten sich die Notierungen,

wenn ein demokratischer Präsident einem republikanisch dominierten Kongress

gegenüber stand. "Genau diese Konstellation dürfte nach den Wahlen eintreffen -

gute Aussichten also für Aktienportfolios", zeigt sich Ernst

optimistisch. (cl)

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