Weltweite Staatsverschuldung steigt unaufhaltsam

Die weltweiten Staatsschulden werden auch in diesem Jahr auf einen neuen Rekordwert steigen. (Bild: Shutterstock.com/William Potter)
Die weltweiten Staatsschulden werden auch in diesem Jahr auf einen neuen Rekordwert steigen. (Bild: Shutterstock.com/William Potter)

Die weltweite Staatsverschuldung stieg 2021 um 7,8% auf 65,4 Bio. USD, wie der Sovereign Debt Index von Janus Henderson zeigt. Dabei erhöhte jedes Land die Kreditaufnahme. Die Kosten der Schuldzinsen fielen auf ein Rekordtief von 1,01 Bio. USD, was einem Effektivzins von nur 1,6% entspricht.

07.04.2022, 08:26 Uhr

Redaktion: rem

Laut dem zweiten jährlichen Janus Henderson Sovereign Debt Index wird die weltweite Staatsverschuldung im Jahr 2022 um 9,5% steigen, also um 6,2 Bio. USD auf einen Rekordwert von 71,6 Bio. USD. Der Anstieg wird insbesondere von den USA, Japan und China verursacht werden, obwohl fast alle Länder weitere Kredite aufnehmen dürften.

Neue Rekordwerte bei Staatsverschuldung 2021

Die weltweite Staatsverschuldung stieg 2021 auf einen Rekordwert von 65,4 Bio. USD. Nachdem die Länder netto zusätzliche 4,7 Bio. USD aufnahmen, stieg die Staatsverschuldung währungsbereinigt um 7,8%. Seit Ausbruch der Pandemie ist die Staatsverschuldung weltweit um mehr als ein Viertel gestiegen – von 52,2 Bio. USD im Januar 2020 auf den heutigen Höchstwert.

In allen von Janus Henderson berücksichtigten Ländern ist die Verschuldung 2021 gestiegen. Chinas Schulden stiegen gemessen an den Barmitteln am stärksten und deutlichsten, nämlich um 650 Mrd. USD bzw. ein Fünftel. Von den grossen Industrieländern verzeichnete Deutschland den grössten prozentualen Anstieg: Die Verschuldung stieg um ein Siebtel (+14,7%) und damit fast doppelt so stark wie der weltweite Durchschnitt.

Trotz der steigenden Verschuldung blieben die Kosten für die Schuldzinsen niedrig. Im vergangenen Jahr lag der Effektivzins für alle Staatsschulden weltweit bei nur 1,6%, gegenüber 1,8% im Jahr 2020. Damit sanken die Gesamtkosten für die Schuldzinsen auf 1,01 Bio. USD, verglichen mit 1,07 Bio. USD im Jahr 2020. Die kräftige Weltwirtschaftserholung führte dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Schulden und BIP von 87,5% im Jahr 2020 auf 80,7% im Jahr 2021 verbesserte, da die Konjunkturbelebung den Schuldenzuwachs überstieg.

Schuldzinsen werden 2022 deutlich steigen

Die weltweite Zinslast wird laut Janus Henderson währungsbereinigt um etwa ein Siebtel (14,5%) auf 1,16 Bio. USD im Jahr 2022 steigen. Die grössten Auswirkungen dürfte Grossbritannien spüren: steigende Zinssätze, Folgen der höheren Inflation auf den hohen Anteil britischer indexgebundener Anleihen und die Kosten für die Beendigung des QE-Programms. Steigende Zinsen sind mit erheblichen Fiskalkosten für die Aufhebung von QE verbunden. Die Zentralbanken werden Verluste bei ihren Anleihebeständen verzeichnen, wofür die Steuerzahler aufkommen müssen.

Divergenz der Anleihemärkte bietet Chancen für Anleger

Wie Janus Henderson weiter ausführt, näherten sich in den ersten Jahren der Pandemie die Anleihemärkte weltweit an. Jetzt divergieren die Märkte. Die USA, Grossbritannien, Europa, Kanada und Australien setzen auf eine Straffung der Geldpolitik, um die Inflation zu bremsen – sowohl durch höhere Zinssätze als auch durch vorsichtige Schritte zur Reduzierung der quantitativen Lockerungsprogramme – während die chinesische Zentralbank die Wirtschaft mit einer lockeren Geldpolitik fördert.

Der Asset Manager sieht in Anleihen mit kürzerer Laufzeit Anlagechancen, da sie im Vergleich zu risikoreicheren langfristigen Anleihen weniger anfällig für Marktveränderungen sind. Nach Einschätzung von Janus Henderson erwarten die Märkte mehr Zinserhöhungen als voraussichtlich erfolgen werden. Dies bedeutet, dass Anleihen mit kürzerer Laufzeit profitieren werden, sollte der Zinserhöhungszyklus früher enden.

Der Index

Der Janus Henderson Sovereign Debt Index erfasst die Kreditaufnahme von Staaten weltweit und ermittelt die daraus resultierenden Anlagemöglichkeiten.

Bethany Payne, Portfoliomanager Global Bonds bei Janus Henderson kommentiert: "Die Pandemie hatte enorme Auswirkungen auf die staatliche Kreditaufnahme – und die Nachwehen werden noch geraume Zeit zu spüren sein. Auch die sich in der Ukraine abspielende Tragödie dürfte die westlichen Regierungen unter Druck setzen, mehr Kredite aufzunehmen, um höhere Verteidigungsausgaben zu finanzieren. Trotz der jüngsten Volatilität gibt es auf den Staatsanleihemärkten Chancen für Anleger. In den ersten Jahren der Pandemie stand die Konvergenz der weltweiten Anleihemärkte im Mittelpunkt. In den USA, Grossbritannien, Kanada, Europa und Australien findet derzeit ein Kurswechsel statt." Diese Länder versuchten nun, die Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation zu straffen, während andere Regionen immer noch eine lockere Geldpolitik verfolgen. Bei der Asset Allocation gebe es zwei Regionen, die Chancen bieten. Zum einen China, das seine Geldpolitik aktiv lockert, und zum anderen die Schweiz, die besser vor Inflationsdruck geschützt ist, da Energie einen viel geringeren Prozentsatz ihres Inflationskorbs ausmacht und ihre Geldpolitik zwar an die der EZB gebunden ist, aber hinter dieser zurückbleibt."

Laut Fedor Plambeck, Sales Director Schweiz bei Janus Henderson, stiegen die Schweizer Schulden 2021 bereinigt um 13,8% auf 234 Mrd. USD an. Das sei deutlich stärker als der Durchschnitt. Trotzdem hätten die niedrigen Zinssätze in der Schweiz dazu geführt, dass die Kosten für die Schuldzinsen 2021 nur 880 Mio. USD betrugen – also nicht einmal ein Fünftel im Vergleich zur letzten Kreditaufnahme in ähnlicher Höhe im Jahr 2004. Trotz steigender Zinsen in 2022 sei nicht damit zu rechnen, dass die Kosten der Schuldzinsen wesentlich steigen werden.

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