Vertrauen in Immobilienanlagen wächst wieder

30.11.2009, 10:10 Uhr

Barclays Wealth und die Economist Intelligence Unit haben einen neuen globalen Bericht veröffentlicht, der erstmals seit Beginn der Rezession veranschaulicht, wie vermögende Investoren über Wohn- und Gewerbeimmobilien als Anlageobjekt denken. Anleger zeigen weltweit wieder Vertrauen in Wohn- und Gewerbeimmobilien. Über 50 Prozent der Schweizer Investoren werden ihr Immobilienengagement in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich erhöhen. Ausserdem zeigen Männer und Frauen bei Immobilienanlagen deutliche Verhaltensunterschiede. Allgemein bestehen aber starke emotionale Bindungen zu Immobilienanlagen.

Der Bericht mit dem Titel «Aussichten für Immobilien: ein solides Fundament?» ist der zehnte in der Barclays Wealth Insights-Serie. Auf Grundlage der Befragung von über 2’000 vermögenden Privatanlegern in verschiedenen Märkten weltweit demonstriert der Bericht die Loyalität dieser Investoren gegenüber der Anlageklasse Immobilien. Trotz der Turbulenzen am Immobilienmarkt, geben doppelt so viele der Schweizer Befragten (52 Prozent) an, dass sie ihre Immobilienallokation in den nächsten zwei Jahren um bis zu 20 Prozent erhöhen wollen, verglichen mit denen, die ihre Investitionen in den nächsten zwei Jahren verringern wollen (11 Prozent).

Weltweite Zuversicht
Der Bericht zeigt ferner, dass diese Zuversicht weltweit zu beobachten ist. In neun der zehn grössten untersuchten Märkte planen die Anleger, in den nächsten beiden Jahren stärker in Immobilien zu investieren. Allerdings gegeben das Risiko einer möglicherweise langsamen wirtschaftlichen Erholung, rät Barclays Wealth Investoren ein behutsames Vorgehen, um Immobilieneigentum übermässig ausgesetzt zu sein. Philippe Sednaoui, Managing Director und CEO von Barclays Wealth in der Schweiz, meint dazu: «Während die Immobilienpreise in den letzten zwei Jahren weltweit gesunken sind, hat die Schweiz diesem Trend standgehalten, weil die Preise durch die grosse Nachfrage ausländischer und heimischer Investoren weitgehend stabil geblieben sind, dazu ein limitiertes Angebot vorhanden ist. Diese Ergebnisse sind ein Beleg für die wachsende Zuversicht unter Schweizer Investoren, die davon ausgehen, gute Renditen zu erzielen. Jedoch, während es ein grosses Vertrauen in Schwellenländern zu bestehen scheint, sollten Anleger sicherstellen, dass sie sich nicht zu sehr verpflichten, oder ihre Immobilienportfolios zu beschränkt gestalten. Breite Ergebnisse belegen dass, Investoren die ihr Immobilienengagement erhöhen möchten, sich keinesfalls übernehmen sollten. Die nächsten 12 Monate werden darüber entscheiden, welche Entwicklung der Markt für Immobilienanlagen langfristig nehmen wird.»

Langfristige Aussichten und unterbewertete Potenziale
Der Bericht offenbart nicht nur, ob die Schweizer Befragten ihre Immobilienallokation erhöhen werden, er misst auch deren Vertrauen in den Sektor. Nach ihrer allgemeinen Perspektive für Wohnimmobilien befragt, gaben 79 Prozent an, dass sie durchaus gute Gelegenheiten erkennen. Optimismus herrscht auch in Bezug auf Gewerbeimmobilien: hier sehen 69 Prozent derzeit Potenzial. Der Bericht zeigt auch auf, aus welchen Gründen sich Investoren für zusätzliche Immobilienanlagen entscheiden. Das häufigste Motiv ist der Glaube, dass Liegenschaften eine bessere langfristige Anlageklasse darstellen (25 Prozent). Der zweitwichtigste Grund bezieht sich auf das Gefühl des Anlegers, dass kürzliche Preisnachlasse zu Unterschätzungen geführt haben (23 Prozent). Michael Dicks, Managing Director und Forschungsleiter bei Barclays Wealth betont dass: «Die Studie hat ergeben, dass die Anleger einen viel höheren Anteil ihres Vermögens in Immobilien halten, als wir normalerweise empfehlen würden. Letzteres weist auf einen echten Bedarf von Investoren die Möglichkeit ihre Portfolios in weiteren Anlageklassen zu diversifizieren, um Risiko zu verringern, in Betracht zu ziehen.» Allerdings ermahnt Michael Dicks: «Die Befragten sind der Überzeugung, dass eine Anlageklasse wie Immobilien eine langfristige Rentabilität bietet. Dies zeigt sich als höchst interessant, da dies in der Vergangenheit nicht der Fall war. – ob risikoadjustiert oder in realen Werten.»

Länder unbegrenzter Möglichkeiten?
International herrscht weitgehend Einigkeit, denn in neun der zehn Länder haben die Investoren vor, ihre Allokation um ein bis vier Prozentpunkte zu erhöhen. Einzige Ausnahme ist Spanien, wo die Preise drastisch eingebrochen sind, aber nach wie vor ein Überangebot an Immobilien besteht: Hier geben die Investoren an, dass die durchschnittliche Allokation um 15 Prozentpunkte zurückgehen wird. Der Bericht gibt ferner Aufschluss darüber, welche regionalen Immobilienmärkte die Investoren ausserhalb ihres heimischen Marktes am interessantesten finden. Die USA – deren Subprime-Hypotheken eine der Hauptursachen für die Finanzkrise waren – gelten als wesentlich attraktiver als alle anderen Märkte. 16 Prozent der Befragten gaben an, dass sie dort die besten Renditen erwarten. Gleich hinter den USA sind China und Grossbritannien mit jeweils 7 Prozent die zweitbeliebtesten Länder für Immobilieninvestitionen. Das gute Abschneiden der USA und Grossbritanniens ist dem massiven Preisverfall in den letzten Jahren zuzuschreiben, von dem sich die Investoren in diesen Märkten gute Gelegenheiten versprechen. Michael Dicks erklärt folgendes: «Im Rahmen von bestehenden Liegenschaftsportofolios von Anlegern, ist es ermutigend zu sehen, dass einige Befragten im Ausland investieren möchten. Dennoch gibt es Anzeichen von „Home Bias“, gemäss Report, das darauf hindeutet, dass wenn Investoren ihre Märkte bevorzugen alles besser wissen. Diversifizierung ist ein wichtiges Mittel um äussert konzentrierte Liegenschaftsportofolios zu vermeiden und auch scheinen Investoren zu unterschätzen wie einfach dies sein kann durch Instrumente wie REIT (Real Estate Investment Trust).

Immobilien, Geschlechter, Freunde und Familie
Der Bericht geht auch auf die besondere Rolle ein, die der Geschlechtszugehörigkeit bei Immobilienanlagen zukommt. Fast die Hälfte (49 Prozent) der befragten Frauen sind der Ansicht, dass Immobilien eine weniger riskante Investition sind als Aktien, verglichen mit 37 Prozent der Männer, die diese Meinung teilen. Frauen haben in der Regel auch vermehrt Freude an einer Immobilienanlage als Männer. 44 Prozent gaben an, dass ihnen der Kauf einer Immobilie mehr Freude bereitet als eine Investition in andere Anlageklassen, während sich nur 28 Prozent der Männer dieser Meinung anschlossen. Bei den Männern investieren 34 Prozent am ehesten durch einen Immobilienfonds, bei den Frauen bevorzugen nur 14 Prozent diese Methode. Knapp ein Drittel aller Männer und Frauen legt besonderen Wert auf den Rat von Familienangehörigen und Freunden. Freunde können grossen Einfluss auf eine Kaufentscheidung haben, wenn auch nicht immer in finanzieller Hinsicht. Die beliebtesten Ratgeber sind Immobilienberater, dicht gefolgt von Privatbanken und Vermögensverwaltern. (cl)

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