Ukraine-Krieg lässt weltweiten IPO-Markt einbrechen

Nach einem sehr lebhaften Jahresauftakt im Januar ist die Zahl der Börsengänge im Februar und März regelrecht eingebrochen. (Bild: Shutterstock.com/Iqoncept)
Nach einem sehr lebhaften Jahresauftakt im Januar ist die Zahl der Börsengänge im Februar und März regelrecht eingebrochen. (Bild: Shutterstock.com/Iqoncept)

Der Rückgang des IPO-Geschäfts im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum liegt bei 37%, das Emissionsvolumen schrumpft um 51%. Der weltweit grösste Börsengang des bisherigen Jahresverlaus erlöste im Januar 10,7 Mrd. USD. Es kam zum ersten Listing im neuen KMU-Segment Sparks an der SIX.

29.03.2022, 11:41 Uhr

Redaktion: rem

Das aktuelle IPO-Barometer von EY in der Schweiz zeigt: Der Krieg in der Ukraine und die erhöhten geopolitischen Spannungen haben erhebliche Auswirkungen für den weltweiten IPO-Markt. Nach einem sehr lebhaften Jahresauftakt im Januar ist die Zahl der Börsengänge im Februar und März regelrecht eingebrochen: Insgesamt vollzogen im ersten Quartal weltweit 321 Unternehmen den Schritt an die Börse – 37% weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen sank um 51% auf 54 Mrd. USD.

Damit fand der Aufwärtstrend der Vorquartale und das positive Momentum aus dem Rekord-IPO-Jahr 2021 ein jähes Ende. Im Januar hatte das weltweite Emissionsvolumen mit 32 Mrd. USD noch auf dem höchsten Stand seit 21 Jahren gelegen, im Februar brach es angesichts einer Verdopplung der Volatilität in Folge des Krieges und geopolitischer Spannungen – im Vergleich zum Vorjahresmonat – von 36 auf 10 Mrd. USD ein, im März sogar von 47 auf 12 Mrd. USD.

Der stärkste Einbruch wurde in den USA registriert: Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres sank in den Vereinigten Staaten die Zahl der Börsengänge von 100 auf 25, das Emissionsvolumen schrumpfte sogar um 94% von 42 auf gut zwei Mrd. USD. Auch in Europa sind hohe Einbussen zu verzeichnen: Die Zahl der Börsengänge hat sich von 89 auf 47 fast halbiert, das Emissionsvolumen ging von 26 auf knapp drei Mrd. USD zurück.

Weniger Einbussen verzeichnet der chinesische Markt: In China (einschliesslich Hongkong) gingen im ersten Quartal 97 Unternehmen an die Börse, 28% weniger als in der Vorjahresperiode. Das Emissionsvolumen stieg hingegen leicht – um zwei Prozent – auf 30 Mrd. USD.

Folgen für Schweizer Börsengänge

Im ersten Quartal dieses Jahres hat an der SIX Swiss Exchange der erste Börsengang im neuen KMU-Segment Sparks stattgefunden: Die Xlife Sciences wechselte von der Börse München an die SIX und ist nun im neuen Segment Sparks gelistet. Gemäss SIX wird per 29. März die Talenthouse ihren Börsengang an der Schweizer Börse vollziehen. Mit dem Zuger Technologie-Unternehmen Smart Valor, das eine Investmentplattform für digitale Assets betreibt, ging im ersten Quartal ein weiteres Schweizer Unternehmen an die Börse. Dies allerdings nicht in der Schweiz, sondern an der NASDAQ Stockholm in Schweden. Das Unternehmen hat einen Marktwert von 96 Mio. USD. Auch im ersten Quartal des letzten Jahres ging ein Schweizer Unternehmen an die Börse.

Technologie-IPOs weiterhin bevorzugt

Laut EY wurden weltweit die meisten IPOs im ersten Quartal in den Segmenten Technologie und Rohstoffe durchgeführt. Im Technologiesegment schrumpfte das Emissionsvolumen von 48,1 auf 9,9 Mrd. USD, die Zahl der Börsengänge sank um 57% von 136 auf 58. Anders die Entwicklung im Bereich Rohstoffe: Die Zahl der Börsengänge kletterte von 50 auf 58, das Emissionsvolumen von 4,4 auf 5,9 Mrd. USD.

Auf den Rängen drei und vier lagen IPOs von Industrieunternehmen (Rückgang von 67 auf 57 IPOs) und Unternehmen aus dem Gesundheitssektor (Rückgang von 84 auf 49 IPOs).

Weltweit wurden die meisten IPOs im ersten Quartal in den Segmenten Technologie und Rohstoffe durchgeführt. Im Technologiesegment schrumpfte das Emissionsvolumen von 48,1 auf 9,9 Mrd. USD, die Zahl der Börsengänge sank um 57 Prozent von 136 auf 58. Anders die Entwicklung im Bereich Rohstoffe: Die Zahl der Börsengänge kletterte von 50 auf 58, das Emissionsvolumen von 4,4 auf 5,9 Mrd. USD.

SPAC-Emissionen sinken, Wettbewerb steigt

Nach dem bisher stärksten SPAC Emissionsjahr 2021 wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres weltweit insgesamt 64 SPAC-Transaktionen gezählt, ein Rückgang um 79% gegenüber der Vorjahrjahresperiode. Die Mantelgesellschaften erzielten ein Emissionsvolumen von insgesamt 10,7 Mrd. USD, 89% weniger als im Vorjahreszeitraum.

Von den 64 SPAC-Transaktionen im laufenden Jahr entfielen 52 auf die USA und vier auf Asien, während in Europa acht derartige Emissionen verzeichnet wurden. "Die Kassen der derzeit insgesamt rund 713 aktiven SPACs sind mit gut 166,5 Milliarden US-Dollar prall gefüllt – das eröffnet operativen Unternehmen gerade in volatilen Zeiten über den Zusammenschluss mit einer Mantelgesellschaft einen vielversprechenden alternativen Weg – sowohl in Europa als auch den USA», sagt Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services bei EY Schweiz.

Vor allem für Unternehmen in den Bereichen Technologie, Industrials und Healthcare sei dies interessant. Jedoch ticke die Uhr für die auf einen Zeitraum von 24 Monaten angelegten SPACs. Er rechnet mit einem zunehmenden Wettbewerb unter den SPACs und mit weiteren Zusammenschlüssen mit deutschen Unternehmen. Die Zahl indirekter Börsengänge werde auch in diesem Jahr wohl weiter steigen.

Koreanischer Batteriehersteller grösster Börsengang

Der weltweit grösste Börsengang des bisherigen Jahresverlaus fand in Südkorea statt: Der Batteriehersteller LG Energy Solution erlöste im Januar 10,7 Mrd. USD. Der chinesische Mobilfunkanbieter China Mobile kam bei seinem Börsengang, der ebenfalls im Januar stattfand, auf 8,2 Mrd. USD. Mit grossem Abstand folgt mit einem Emissionsvolumen von 1,6 Mrd. USD der Börsengang des chinesischen Solarmodulherstellers Jinko Solar.

Ausblick stark abhängig von der Situation in der Ukraine

Tobias Meyer sagt: "Die weltweite Pipeline an Börsenkandidaten ist nach wie vor gut gefüllt. Viele Unternehmen warten in der jetzigen Situation jedoch erst einmal ab und nutzen die Zeit, um sich gut auf den Börsengang vorzubereiten. Daher könnte die zweite Jahreshälfte 2022 auch wieder deutlich aktiver werden.» Entscheidend für das Timing und die Anzahl an Börsengängen sei jedoch eine Beruhigung der aktuellen geopolitischen Spannungen, die Auflösung der Unsicherheiten aus Investorensicht und ein Rückgang der Volatilität.

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