20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Die 24. Ausgabe der Schweizer Pensionskassenstudie zeigt, der langjährige Leistungsabbau wurde gestoppt. Nach dem guten Börsenjahr 2023 ist die finanzielle Situation der Pensionskassen laut Swisscanto solid und erstmals stehen wieder Leistungsverbesserungen in Aussicht. Gleichzeitig tragen die Versicherten die Risiken der Anlagen vermehrt mit.
Im Anlagejahr 2023 erzielten die Pensionskassen laut Mitteilung im Schnitt eine Nettorendite von 5,1 Prozent. Damit konnten die Vorsorgewerke ihr finanzielles Polster deutlich ausbauen. Nachdem der Deckungsgrad der privatrechtlichen Kassen im Jahr 2022 durch die negativen Renditen von 122,1 auf 110,1 Prozent gesunken war, lag er Ende 2023 bereits wieder bei 113,5 Prozent. Fast die Hälfte der Kassen hat die Wertschwankungsreserven zu mindestens 75 Prozent aufgefüllt und wäre damit bereit für Leistungsverbesserungen.
Die durchschnittliche Rendite der besten 10 Prozent der Kassen lag 2023 bei 8,2 Prozent, während die schlechtesten 10 Prozent der Kassen 2,3 Prozent erreichten. «Die höhere Performance der erfolgreichen Kassen kommt den Versicherten zugute: Die Top-Performer weisen per Ende 2023 wieder einen hohen Deckungsgrad aus und haben ihre Wertschwankungsreserven weitgehend gebildet. Dies hat ihnen ermöglicht, die gute Performance an die Aktivversicherten weiterzugeben und mit 3,7 Prozent deutlich über dem BVG-Mindestzins zu verzinsen», sagt Iwan Deplazes, Leiter Asset Management der Zürcher Kantonalbank. Die schlechtesten Kassen verzinsten die Altersguthaben der Aktiven mit 2,0 Prozent; der Durchschnitt über alle Kassen hinweg lag bei 2,44 Prozent.
Auch die Entwicklung der Umwandlungssätze weist laut Mitteilung in eine positive Richtung. Nach der Talfahrt während der letzten 15 Jahre flacht die Kurve nun merklich ab. Der durchschnittliche Umwandlungssatz beträgt aktuell 5,31 Prozent, und bis 2029 rechnen die Kassen mit 5,23 Prozent. Diese Tendenz spiegelt sich auch in der Ersatzquote, die den Beitrag von AHV und BVG zur Altersvorsorge misst. Sie verharrt bei einem Jahreslohn von 80'000 Franken zum dritten Mal in Folge bei 70 Prozent. Das zeigt: Die Leistungen der 2. Säule haben sich stabilisiert.
Die Indikatoren weisen darauf hin, dass die Pensionskassen bald wieder höhere Leistungen erbringen – nicht zuletzt, weil die Renditeaussichten seit der Zinswende optimistischer ausfallen. Die Kassen erwarten 2024 eine Rendite von 3 Prozent, nach 2,7 Prozent im Vorjahr. Dieser Aufwärtstrend spiegelt sich auch im technischen Zins, der die langfristigen Renditeerwartungen der Pensionskassen festhält. Der Durchschnitt stieg über alle Kassen hinweg von 1,54 auf 1,57 Prozent.
Trotz der positiven Vorzeichen halten sich Pensionskassen zurück, ihre Leistungsgarantien zu erhöhen. Lediglich drei der insgesamt 483 befragten Kassen haben ihren Umwandlungssatz angehoben. «Zwar wollen 14 Prozent in diesem Jahr Leistungsverbesserungen für Rentnerinnen und Rentner erbringen, doch auch hier zeigt sich die Zurückhaltung gegenüber langfristigen Verpflichtungen: Nur 39 Prozent dieser Kassen gewähren Rentenerhöhungen. Die restlichen 61 Prozent setzen auf Einmalzahlungen», sagt Heini Dändliker, Leiter Key Account Management und Leiter Firmenkunden Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank.
Der Trend hin zu flexiblen Leistungen lässt sich laut Swisscanto als Reaktion auf die Erfahrungen der letzten 20 Jahre interpretieren. Die wiederholten Turbulenzen an den Börsen hätten das Sicherheitsbedürfnis der Pensionskassen erhöht. Sie suchen nach Möglichkeiten, um flexibel auf die Entwicklung der Finanzmärkte zu reagieren. Für die Versicherten hat dieser Wandel unmittelbare Folgen: Werden weniger Leistungen garantiert, hängen diese zunehmend vom Börsengeschehen ab. Damit tragen die Versicherten die Risiken der Anlagen vermehrt mit. Steigen die Kurse, profitiert die Vorsorge – fallen die Kurse, leidet die Vorsorge.
Bei hohen Renditen wie im vergangenen Jahr profitieren die Versicherten: die Rentnerinnen und Rentner von Einmalzahlungen und die Aktivversicherten von einer höheren Verzinsung der Alterssparguthaben. Diese wurden 2023 im Schnitt mit 2,44 Prozent verzinst, wobei sich Kassen mit höheren Renditen tendenziell grosszügiger zeigten. Die Pensionskassen haben die Umverteilung von Jung zu Alt gestoppt und das Kapitaldeckungsverfahren wird seinem Grundsatz wieder gerecht.
Die bevorstehende Abstimmung über die BVG-Reform rückt die berufliche Vorsorge in diesem Herbst in den Mittelpunkt der politischen Diskussion. Eine zentrale Massnahme ist die Flexibilisierung des Koordinationsabzugs, um Teilzeitarbeitende besserzustellen. Die meisten Kassen tragen den veränderten Erwerbsbiografien bereits heute Rechnung: 89 Prozent gestalten den Koordinationsabzug variabel, gewichten ihn nach Beschäftigungsgrad oder verzichten ganz darauf. Grösser wäre der Handlungsbedarf bei der BVG-Eintrittsschwelle: Erst knapp ein Drittel der Pensionskassen haben diese gesenkt oder verwenden eine variable Eintrittsschwelle.
Die Reform beabsichtigt zudem die Senkung des BVG-Mindestumwandlungssatzes von 6,8 auf 6,0 Prozent, um der steigenden Lebenserwartung sowie dem anspruchsvolleren Marktumfeld der Kassen gerecht zu werden. Wie die Schweizer Pensionskassenstudie zeigt, würde dies nur einen kleinen Teil der Versicherten betreffen. Bei 13 Prozent der Pensionskassen würde diese Massnahme zu einer Senkung der Renten bei Neurentnerinnen und -rentnern führen.