23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
Das Schweizer Bruttoinlandprodukt stieg im dritten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorquartal real um 7,2%. Im Vorjahresvergleich ging es jedoch um 1,7% zurück. Laut UBS ist der unmittelbare Ausblick trüb, weil die neuen behördlichen Massnahmen auf dem Wachstum lasten.
Das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) ist im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal real um 7,2% angestiegen. Gleichzeitig wurde die BIP-Entwicklung im ersten Halbjahr leicht nach oben revidiert. Damit ist die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahr um 1,7% gefallen (auf nicht saisonbereinigter Basis um 1,6%). Wie die UBS-Ökonomen feststellen, ist das Wachstum der Schweizer Wirtschaft im dritten Quartal das mit Abstand stärkste Quartalswachstum seit Beginn der vierteljährlichen Datenreihe im Jahr 1980. Allerdings folgt die Erholung auf den stärksten Einbruch der Wirtschaft seit Jahrzehnten. Ein Blick auf die Veränderung des Wachstums über zwölf Monate gibt ein vollständigeres Bild. Der Rückgang der Wirtschaftsaktivität um ca. 2% im Vorjahresvergleich liegt nun in der Bandbreite von früheren Schweizer Rezessionen.
Der private Konsum konnte sich im Quartalsvergleich dank des Abbaus der behördlichen Massnahmen und der tiefen Basis im Vorquartal um 11,9% verbessern (siehe Grafik). Neben einem Nachholeffekt half dem Konsum auch, dass viele Haushalte ihre Ferien in der Schweiz verbrachten, wovon nicht zuletzt der Detailhandel profitierte, der gegenüber dem Vorjahr gar ein Wachstum von 3,2% vorweisen kann.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Investitionen. Die Bauinvestitionen konnten im dritten Quartal um 5,1% zulegen und liegen jetzt 0,4% über dem Vorjahresniveau. Davon profitierte die Baubranche, die im Vergleich zum Vorquartal um 7% wuchs. Ausrüstungsinvestitionen nahmen von Juli bis September um 8,8% zu und liegen nur noch 0,9% unter dem Vorjahresniveau. Die Investitionen erholten sich im Gleichschritt mit der Industrie, die im dritten Quartal um 8,6% expandierte.
Die Exporte stiegen im dritten Quartal um 5,3%, die Importe gar um über 10%. Die Importe erholten sich dank der Wiederbelebung des Konsums kräftig, werden hierzulande doch viele Konsumgüter importiert. Kaum erholen konnten sich die Dienstleistungsexporte, was darauf zurückzuführen ist, dass der grenzüberschreitende Tourismus von der Lockerungen im dritten Quartal nicht profitieren konnte.
Wie die UBS-Ökonomen weiter erläutern, wurde die deutliche Erholung der Schweizer Wirtschaft im dritten Quartal erwartet. Wie deutlich diese ausgefallen sei, habe dennoch ein wenig überrascht. Die hiesige Wirtschaft konnte sich dank der frühen Öffnung und den relativ milden Massnahmen wesentlich besser erholen als die Konjunktur in anderen europäischen Ländern (vgl. folgende Grafik). Es sei auch erfreulich zu sehen, dass die Erholung im dritten Quartal breit angelegt war, mit Ausnahme der grenzüberschreitenden Dienstleistungen. Mit Blick nach vorne lasse sich sagen, dass die Wirtschaft die Verschnaufpause von der Corona-Krise im dritten Quartal genutzt habe, um wieder an Stabilität zu gewinnen.
Diese Stabilität sei auch notwendig, so die UBS-Experten, denn nach der deutlichen Konjunkturverbesserung im dritten Quartal gestalteten sich die nächsten zwei Quartale schwieriger. Der starke Anstieg von Corona-Neuinfektionen hat in der Schweiz zu einer deutlichen Verschärfung der Massnahmen geführt.
Die zweite Welle dürfte den Aufschwung verlangsamen, aber nicht zum Erliegen bringen. Im Gegensatz zum Frühjahr bleiben bisher flächendeckende Lockdowns die Ausnahme, in China beschleunigt sich das Wachstum gar. Das spricht gegen einen erneuten tiefen Einbruch der Exportnachfrage. Auch die Binnennachfrage ist an die Massnahmen der Behörden gekoppelt. Diese sind bislang deutlich weniger streng als noch im Frühjahr. Ob striktere Massnahmen eingeführt werden, hängt vom Verlauf der Pandemie in der Schweiz ab. Im Moment macht es jedoch den Anschein, dass die Schweiz ohne erneuten Lockdown in der Lage ist, die zweite Welle zu überstehen.
"Die Binnennachfrage wird im vierten Quartal zwar hart von der Krise getroffen, wir erwarten allerdings keinen schweren Einbruch wie im Frühjahr. Trotzdem rechnen wir im Schlussquartal 2020 mit einem leichten Rückgang des Schweizer BIP, im Startquartal des nächsten Jahres könnte die Wirtschaft im Quartalsvergleich wieder leicht wachsen", meinen die UBS-Ökonomen. Aufgrund der starken Wachstumszahlen im dritten Quartal erwarten sie für das Jahr 2020 einen weniger ausgeprägten BIP-Rückgang als bisher. Ihre Prognose für dieses Jahr ist eine BIP-Veränderung von -3,2% (bisher -4,5%).
In den letzten Wochen konkretisierte sich immer stärker, dass im Verlaufe des nächsten Jahres ein grosser Teil der Bevölkerung mit einem wirksamen Impfstoff geschützt werden kann. Das hilft der Wirtschaftsaktivität zu Beginn des kommenden Jahres zwar wenig, aber es stärkt die Zuversicht, dass im Jahresverlauf die Pandemie überwunden wird und die behördlichen Massnahmen aufgehoben werden. Aus diesem Grund erwarten wir ab dem zweiten Quartal und vor allem dann im zweiten Halbjahr eine deutliche Beschleunigung der Schweizer Konjunktur.
Im Jahr 2022 dürfte die Wirtschaft wieder moderater wachsen, allerdings immer noch über dem langfristigen Wachstumstrend. Die weiterhin sehr expansive Geld- und Fiskalpolitik in der Schweiz und global werden das Wachstum in den nächsten Jahren über dem langfristigen Pfad halten. Kommt hinzu, dass selbst im Jahr 2022 die Schweizer Wirtschaft noch unter ihrer Normalauslastung sein wird und damit Aufholpotenzial besitzt. Der mittelfristig bessere Ausblick dank des medizinischen Fortschrittes führt zu einer Aufwärtsrevision in unseren BIP-Prognosen für das nächste Jahr. Für das 2021 prognostizieren wir ein Wachstum von 3,6% (bisher 3,2%). Allerdings dürfte mit einer rascheren Normalisierung das Aufholpotenzial für das 2022 leicht geringer ausfallen, weshalb unsere Prognose für das übernächste Jahr mit 3% (bisher 3,1%) leicht tiefer ist.