Schweizer Privatbanken zurückhaltend bei IT-Investitionen

Da infolge der Finanzkrise und im Zuge zunehmender Regulierung die Herausforderungen im Private Banking gewachsen sind und die Profitabilität weiter unter Druck gerät, hat die Bedeutung der IT deutlich zugenommen. Es sollen Kosten gespart und neue Geschäftsopportunitäten ermöglicht werden. Die aktuelle Ausgabe des "Global IT in Wealth Management Survey 2014" von EY beleuchtet die Kosten, Prioritäten und Einsatzbereiche der IT im internationalen Vergleich.

11.12.2014, 09:03 Uhr

Redaktion: dab

Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY hat für seine diesjährige Studie Vertreter von knapp 30 Privatbanken in der Schweiz, Singapur und Luxemburg befragt. Die Analyse wurde nun zum ersten Mal auch international durchgeführt: Luxemburg als etablierter Finanzplatz und Singapur als relativ junger und dynamisch wachsender Private-Banking-Standort bieten neben der Schweiz eine geeignete Basis, um relevante IT-Benchmarks in den Bereichen Kosten, Service und Stellenwert der Informationstechnologie zu erheben.

In der IT regieren weiterhin Compliance-Anforderungen und Optimierungsfragen
Für die IT sehen 100% der Befragten in der Schweiz die Sicherstellung von Compliance gegenüber regulatorischen Anforderungen wie z.B. die Einhaltung von Richtlinien zur Steuertransparenz als wichtige Aufgabe. Diese wird dicht gefolgt von Informationssicherheit (92% Zustimmung). Jeweils 69% empfinden zudem die Automatisierung von Kundenprozessen und weitere Kostenoptimierungen als prioritär. Den Einsatz mobiler Endgeräte und Apps für Relationship Manager sehen nur 46% als wichtig an. Social Media und Cloud Computing sogar 0%.

Hierzu Andreas Toggwyler, Partner und Leiter IT Advisory bei EY Financial Services Schweiz: "Es ist deutlich zu erkennen, dass sich Privatbanken vermehrt auf die IT abstützen, um aktuell existenzielle Fragen beantworten zu können. Wir sehen, dass die strategische Bandbreite viele Themen abdeckt und von Compliance-Fragen bis zur Automatisierung bestehender Abläufe reicht. Vor massgeblichen Innovationen an der Kundenschnittstelle mit Hilfe der IT scheuen hingegen noch viele traditionsreiche Privatbanken zurück. In diesem Bereich hat der asiatische Markt eine Vorreiterrolle, wo wir am Beispiel von Singapur – dort sieht immerhin einer von drei Befragten eine wichtige Bedeutung von Social Media – eine technologieaffine Haltung erkennen können. Auch der Schweizer Finanzplatz wird sich dieser Herausforderung stellen müssen, da in dessen Kundenstruktur momentan ein Generationenwechsel stattfindet."

Internationaler IT-Kostenvergleich
Die Kosten für IT im Verhältnis zu den Gesamtkosten im Private Banking betragen bei den untersuchten Schweizer Finanzdienstleistern im Durchschnitt 16,4% und sind zwischen 2009 und 2013 relativ unverändert geblieben. Allerdings ist es gelungen, die IT-Ausgaben pro Bankmitarbeiter im gleichen Zeitraum sukzessive von 64.000 USD auf knapp 58.000 USD zu senken.

Neben den Gesamtkosten der IT inklusive Hard- und Software wurden auch die Personalkosten in der EY-Analyse betrachtet. In der Schweiz kostet ein interner IT-Mitarbeiter im Private Banking durchschnittlich 185.000 USD (inklusive aller Lohnnebenkosten). Dieser Wert ist seit 2009 im Grossen und Ganzen konstant geblieben, während die Personalkosten für den allgemeinen Bankangestellten im gleichen Zeitraum um knapp 10% sanken (2009: 252.000 USD, 2013: 230.000 USD).

Unterschiede zwischen Innovations- und Erhaltungskosten
Es fällt auf, dass sich die Kosten der IT unterschiedlich verteilen auf "run-the-bank", d.h. die Ausgaben, die notwendig sind, um den Ist-Zustand einer laufenden Bank IT-seitig aufrechtzuerhalten und "change-the-bank", sprich: IT-Ausgaben in neue Technologien. In der Schweiz ist der Anteil von "change-the-bank" seit 2009/10 bis 2013 von 33% auf 37% gestiegen und in Luxemburg nahezu flach verlaufen mit einem Anstieg von 40% auf 41%. In Singapur hingegen kam es bei den untersuchten Banken zu einem Anstieg von 26% auf 45%.

IT-Standardplattformen als häufigste Wahl
Über die drei Länder hinweg wurde ferner untersucht, welches Architektur-Modell der Kernbankenplattform die höchsten bzw. die niedrigsten Kosten mit sich bringt. Hierbei wurde unterschieden zwischen drei Gruppen von Privatbanken: solchen, die vor allem IT-Standardplattformen benutzen, denjenigen, die auf Eigenentwicklung setzen und denen, die einen Mix aus beidem verwenden. Standardplattformen und eigenentwickelte Plattformen sind im Schnitt fast gleich günstig. Bei Standardplattformen machen die IT-Kosten gemessen an den Gesamtkosten einer Privatbank 15% aus. Je nach Standardplattform können die Kosten zwischen 13% und 16% schwanken – diese Varianzen ergeben sich je nach Software-Anbieter. Selbst-entwickelte Plattformen schlagen mit 14% an den Gesamtkosten zu Buche. Mischformen sind mit 21% in jedem Fall signifikant teurer als die beiden anderen Varianten.

Weitere Informationen zur Global IT in Wealth Management Survey 2014 erhalten Sie hier.

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