22.11.2024, 09:55 Uhr
Papst Franziskus schickt einen ungewöhnlichen Brief an seine Kardinäle. Das Rentensystem werde mittelfristig nicht mehr funktionieren. Auch sonst zeigen sich die Geldsorgen im Vatikan.
Das Vorsorgewissen der Schweizer Bevölkerung ist mangelhaft. Das zeigt eine Untersuchung der Hochschule Luzern. Die Wissenslücken müssen im Interesse der Versicherten als auch der Volkswirtschaft behoben werden, sagt Jörg Odermatt, Verwaltungsratspräsident von PensExpert, dem Hauptwirtschaftspartner der Studie.
Die demografische Entwicklung, das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die stockenden politischen Reformbemühungen sind nur einige der Herausforderungen, die das Schweizer Altersvorsorgesystem belasten. Viele Leistungen können deshalb in Zukunft nicht mehr garantiert werden. «Das trifft insbesondere die Jungen», erklärt Jörg Odermatt, Verwaltungsratspräsident von PensExpert.
«Heute verfügt aber genau diese Generation über zu wenig Finanz- und Vorsorgewissen, um rechtzeitig die richtigen Weichen für die Altersvorsorge zu stellen», fährt er fort. Auch bei Abstimmungen zur Altersvorsorge wäre es wichtig, dass die Jungen kompetenter entscheiden könnten.
Bisher war jedoch unklar, wo die grössten Wissenslücken sind. Als Hauptwirtschaftspartner hat PensExpert dazu mit der Hochschule Luzern im März eine repräsentative Umfrage unter rund 1’200 Personen durchgeführt. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Das Interesse am Thema Altersvorsorge ist hoch, doch inhaltlich kennen sich viele nur ungenügend aus.
Die meisten Fragen wurden von durchschnittlich einem Drittel der Teilnehmenden korrekt beantwortet, lediglich 2% wussten auf alle Fragen die richtige Antwort. Auffallend ist, dass gerade bei den Fragen betreffend der eigenen Vorsorge besonders viele fälschlicherweise meinen, die Antwort zu kennen. Je nach Frage liegt dieser Anteil zwischen 28 und 49%.
Deutlich weniger gaben hingegen an, die Fragen nicht beantworten zu können. «Das Hauptproblem ist somit nicht das fehlende Wissen an und für sich, sondern die Unkenntnis der eigenen Wissenslücken», so Yvonne Seiler Zimmermann, Autorin der Studie "VorsorgeDIALOG" und Dozentin an der Hochschule Luzern. Denn wer fälschlicherweise meint, sich gut auszukennen, neigt eher dazu, sich nicht beraten zu lassen und Fehlentscheidungen in der persönlichen Altersvorsorge zu treffen.
Befragt nach dem Vertrauen in das Vorsorgesystem sagte die Mehrheit der Befragten, dass sie nicht glaube, genügend Geld aus der AHV und der zweiten Säule zu erhalten, um im Alter den gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Besonders ausgeprägt ist dieser Pessimismus unter Frauen und jüngeren Personen.
Das mangelnde Vertrauen spiegelt sich auch in der Wahl des Anlagegefässes für die private Vorsorge: 63% der Teilnehmenden bevorzugen die Säule 3a gegenüber der beruflichen Vorsorge. Einen Einkauf in die zweite Säule bevorzugt nur gerade ein Viertel der Befragten.
Eines zeigt die Studie gemäss Odermatt ganz klar auf: Die Schweizer Bevölkerung – und insbesondere die Jungen – müssten mit ausgebauten Bildungsangeboten besser darauf vorbereitet werden, sich eigenverantwortlich um ihre Altersvorsorge zu kümmern. Dem pflichtete in einer Podiumsdiskussion an der IFZ Konferenz VorsorgeDIALOG auch Salomè Vogt, Leiterin Avenir Jeunesse, bei. Genauso wichtig seien spielerische und unterschwellige Arten der Wissensvermittlung, so Sarah Bünter, Präsidentin der Jungen Mitte Schweiz. Dennoch betonte Anja Hochberg, Head Multi-Asset-Solutions bei Swisscanto Invest, die grosse Verantwortung, die Vorsorge- und Finanzinstitute mit ihren Beratungsangeboten tragen.
Die Vorteile eines besseren Vorsorgewissens kämen jedoch nicht nur der Einzelperson, sondern der ganzen Gesellschaft zugute: «Gut informierte Versicherte fördern die notwendigen, strukturellen Anpassungen im Vorsorgesystem – einerseits bei den Pensionskassen, aber auch bei Vorsorge- und Finanzanbietern», sagt Odermatt.
Dadurch könnten die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden besser abgedeckt werden, wodurch der Arbeitsplatz Schweiz attraktiver wird. Auf lange Sicht führe das zu geringerer Altersarmut und damit zu weniger Ergänzungsleistungen aus den Sozialsystemen.