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Roland Berger-Studie: Neue Realitäten für Zentralbanken

Bild: Morgenrot (Pixelio)
Bild: Morgenrot (Pixelio)

Um das globale Finanzsystem pro aktiv erfolgreich mitgestalten zu können, müssen Zentralbanken ihre Organisation weiterentwickeln, sagt Adrian Weber, Senior Partner bei Roland Berger.

16.02.2017, 09:40 Uhr
Notenbanken

Redaktion: jog

Vor der Finanzkrise agierten Zentralbanken hinter den Kulissen als hoch effektive und mächtige unabhängige Institutionen. Sie sorgten für Preisstabilität und waren das Rückgrat eines reibungslos funktionierenden, nationalen Finanzsystems. Als Folge der weltweiten Finanzkrise und der internationalen Staatsschuldenkrise sehen sich die Zentralbanken in aller Welt zunehmend einem wachsenden öffentlichen Interesse ausgesetzt und müssen sich den neuen Realitäten stellen: strengere Regulierung der Finanzmärkte und Institutionen, wachsende Globalisierung und komplexere Organisationen, digitale Innovationen und zunehmender Wettbewerb um Talente. Eine umfassende Analyse dieser Entwicklungen zeichnen die Roland Berger-Experten in ihrer neuen Studienserie "New realities in central banking" nach.

"Die Zukunft der Zentralbanken wird von grossen Transformationen geprägt sein. Die Notwendigkeit einer umfassenden organisatorischen Professionalisierung resultiert gerade in den hochentwickelten Volkswirtschaften nicht zuletzt aus den Sparzwängen der öffentlichen Hand, den Anforderungen an Transparenz und der aggressiven Niedrigzinspolitik", sagt Adrian Weber, Senior Partner bei Roland Berger in Zürich. "Um das globale Finanzsystem pro aktiv erfolgreich mitgestalten zu können, müssen Zentralbanken ihre Organisation weiterentwickeln. Nur so sind sie für die grossen Herausforderungen und Chancen der Zukunft wie die breit diskutierte Einführung einer digitalen Währung gerüstet", erklärt Weber.

Transformation der Organisation notwendig
Es gibt keine Universallösung, da jede Zentralbank historisch anders aufgestellt ist. Eine erfolgreiche Transformation basiert auf vier Säulen: Reorganisation, effektive Führung, operative Effizienz und eine zukunftsorientierte HR Funktion. Die Schaffung von schlanken und effizienten Strukturen ist dabei eine grundlegende Aufgabe. Die Führungsspanne muss optimiert werden, um effiziente Entscheidungsprozesse zu ermöglichen, Support Funktionen sollten weitestgehend zentralisiert werden. Zudem ist die Auslagerung von Kern- und Supportfunktionen explizit zu überprüfen. Eine aktive Steuerung der Kostenbasis ermöglicht weitere Einsparungen, die anschliessend entsprechend den neuen strategischen Prioritäten reinvestiert werden können.

"Das Personalwesen inklusive Mitarbeiterentwicklung und Performance Management spielen bei der Umgestaltung der Organisation für die Zukunft eine prioritäre Rolle. In Zeiten des 'War for talent' müssen sich die Zentralbanken als potentielle Arbeitergeber von Top-Talenten gegen andere Zentralbanken und dem privaten Sektor durchsetzen können. Auch bisher nicht im Fokus stehende neuartige Mitarbeiterprofile beispielsweise in der IT werden zukünftig an Bedeutung gewinnen. Nur so können wichtige Innovationen, wie zum Beispiel die Einführung einer digitalen Währung, in der oft traditionell hierarchisch strukturierten Organisation einer Zentralbank erfolgreich evaluiert, vorangetrieben und implementiert werden", fügt Weber an.

Digitale Währungen Komplementäre Ergänzung zum Bargeld
In zahlreichen Volkswirtschaften diskutieren Zentralbanker das Thema digitale Währungen. Sie sind das digitale Äquivalent zu Bargeld und werden analog zu Banknoten und Münzen in einer digitalen Brieftasche gespeichert. "Gedruckt" oder herausgegeben wird die Digitalwährung von einer Zentralbank. "Aktuell ist es noch zu früh auf eine bestimmte Technologie zu setzen, da sich gerade verschiedene Ansätze gleichzeitig entwickeln. Während gewisse Vertreter auf die dezentralisierte Blockchain-Technologie setzen, haben sich andere Anbieter für die Einbindung von digitalen Intermediären entschieden. Zentralbanken müssen im Einzelfall die Stärken und Schwächen der jeweiligen Technologien und Technologieentwickler prüfen und abgeleitet von einer klaren Strategie die für sie richtige Entscheidung treffen. Aktuell fehlt vielen Zentralbanken das nötige Know-how und die Agilität, um mit der rasanten Geschwindigkeit der technologischen Entwicklungen umzugehen", kommentiert Adrian Weber.

"Eine digitale Währung kann die Kosten für Banknotendruck, Münzprägung, die Bargeldaufbewahrung und den -transport deutlich reduzieren, die finanzielle Integration aufstrebender Märkte beschleunigen und die Kosten für die Anforderungen von Kundenidentifizierung (KYC) und Geldwäschebekämpfung verringern", sagt Adrian Weber. "Um eine digitale Währung erfolgreich einzuführen, benötigen die Zentralbanken effektive Organisationsstrukturen, relevante Fähigkeiten sowohl intern als auch über ein Netzwerk von Partnerschaften einen klare Roadmap, aber auch die nötige Flexibilität bei der Umsetzung", fügt Weber an. "Wir sind überzeugt davon, dass digitale Währungen in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Wir erwarten, dass deren Einführung komplementär zum bestehenden Bargeld vorangetrieben wird und sehen erste vielversprechende Pilotprojekte. Daraus leiten wir einen enormen Handlungsbedarf für Zentralbanken ab, um jetzt Massnahmen zu ergreifen und diese Entwicklungen aktiv mitzugestalten", fasst Weber zusammen.

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