20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Die aktuelle Wirtschaftslage befindet sich zwar gemäss einer monatliche von Credit Suisse und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) durchgeführten Umfrage immer noch auf sehr hohem Niveau, die Wahrnehmung hat sich gegenüber dem Vormonat jedoch verschlechtert. Der entsprechende Index fiel im August von 93.6 auf 84.7 Punkte. Der Credit Suisse ZEW Indikator der Konjunkturerwartungen hat sich ebenfalls etwas verringert und fiel um 3 Punkte auf einen Stand von -5.1 Punkten.
Erheblich stärkere Änderungen gab es in den Erwartungen betreffend der Inflation und der Zinsen. Der Index für Inflationserwartungen senkte sich um 18.9 auf 40.7 Punkte, jener für kurzfristige Zinserwartungen fiel um 34.3 auf 59.3 Punkte. Vom Schweizer Franken wird eine weitere Aufwertung gegenüber dem Euro erwartet. Der entsprechende Index stieg um 7.7 Punkte.
Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Umfrageteilnehmer um ihre Prognosen zur Aktienmarkt- entwicklung gebeten. Die Mehrheit der Befragten gibt sich diesbezüglich optimistisch, wenn auch ein weiterer Anstieg der Volatilitäten erwartet wird. Die Gefahr einer Übertragung der ansteigenden Volatilitäten auf die Realwirtschaft wird aber als begrenzt eingeschätzt.
In der neuesten Auflage des Finanzmarkttests Schweiz von Credit Suisse und dem ZEW schätzt die überwiegende Mehrheit der Finanzexperten (84.7%) die aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation weiterhin positiv ein. Der entsprechende Saldo verringerte sich damit um 8.9 Punkte. Weiterhin betrachtet keiner der Experten die aktuelle wirtschaftliche Lage als schlecht. Ein um 8.9 Prozentpunkte gestiegener Anteil von 15.3% der Umfrageteilnehmer schätzt die Wirtschaftssituation als normal ein. Es stelle sich aber die Frage, wie stark sich die aktuelle Krise am US-Hypothekenmarkt auf die Schweizer Finanzmärkte auswirkt. In Bezug auf die zukünftig erwartete Wirtschaftsituation hat sich der Anteil derer, die keine Änderungen erwarten, auf 84.5% vergrössert. Sowohl die Gruppe der Experten, die eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation innerhalb der nächsten 6 Monate erwarten (5.2%), als auch diejenigen, die mit einer Verschlechterung rechnen (10.3%), haben sich seit dem Vormonat verringert. Insgesamt beläuft sich der Saldo des Credit Suisse ZEW Indikators auf -5.1 Punkte, was einer Verringerung um 3.0 Punkte im Vergleich zum Juli entspricht.
Für die kurzfristige Entwicklung der Inflationsrate ergibt sich ein leicht verbessertes Bild: 52.5% der Teilnehmer (ein Zuwachs von 12.1 Prozentpunkten) gehen davon aus, dass die Inflationsrate sich auf dem aktuellen Niveau von knapp einem Prozent stabilisiert. Der Anteil derer, die eine weitere Erhöhung der Inflationsrate erwarten, schrumpfte seit Juli um 15.5 Prozentpunkte auf ein Niveau von 44.1%. Im Monat August gibt es nun auch Experten, die eine Verringerung der Inflationsrate erwarten (3.4%).
Erdrutschartige Veränderungen ergaben sich im Hinblick auf die Erwartungen der Entwicklung des kurzfristigen Zinsniveaus. Während im Juli noch fast die Gesamtheit der Finanzexperten von steigenden kurzfristigen Zinsen ausging (93.6%), erwarten jetzt nur noch knapp zwei Drittel (62.7%), dass das Zinsniveau steigen wird. Zuwachs fand vor allem die Gruppe der Experten, die von konstanten kurzfristigen Zinsen ausgehen. Ihr Anteil stieg auf 33.9% an. Eine Zinssenkung wird in diesem Monat von 3.4% der Umfrageteilnehmer vermutet. Drei Viertel (75.4%) der Teilnehmer erwarten, dass die Differenz der kurzfristigen Zinsen zwischen der Schweiz und dem Euroraum konstant bleibt. Ein Anteil von 7.1% erwartet eine Vergrösserung der Zinsdifferenz, wohingegen 17.5% der Teilnehmer von einer Verringerung ausgehen. Der Saldo des Indikators steigt um 7.0 Punkte und beläuft sich damit auf -10.4 Punkte.
Auch gegenüber der langfristigen Zinsentwicklung änderten die Experten ihre Erwartungen relativ deutlich. Die Gruppe derer, die eine Erhöhung der langfristigen Zinsen erwartet, verringerte sich im Vergleich zum Juli um 25.7 Prozentpunkte auf 56.9%. Dagegen rechnen nun mehr Umfrageteilnehmer damit, dass sich das langfristige Zinsniveau nicht ändern wird (39.7%). Wiederum 3.4% der Experten erwarten auch im langfristigen Bereich eine Zinssenkung. Bezüglich der Differenz der langfristigen Zinsen blieben die Prognosen fast unverändert. Der Grossteil der Teilnehmer (72.9%) geht von einem konstanten Zinsunterschied aus. Der entsprechende Saldo legte leicht zu und beträgt im August -10.1 Punkte.
Sehr optimistisch zeigen sich die Finanzmarktexperten in Bezug auf die Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes. Die Teilnehmer erwarten, dass sich der SMI von seinen Verlusten seit Anfang Juni diesen Jahres erholen wird, und rechnen überwiegend mit einem Anstieg. Der Saldo stieg geradezu sprunghaft an und erreicht mit einer Zunahme um 21.4 Punkten seine bisherige Jahreshöchstmarke von 64.9 Punkten. Dies resultiert aus der positiven Einschätzung von 77.2% der Analysten. Die Gruppe derer, die eine konstante Entwicklung erwarten, verringerte sich stark (um 15.6 Prozentpunkte) und beträgt nun noch 10.5%. Verringert hat sich auch der Anteil der Experten, die eine Verschlechterung des Index erwarten (12.3%).
Weiterhin vergrössert hat sich die Gruppe der Analysten, die von einer Aufwertung des Schweizer Frankens im Vergleich zum Euro ausgehen. Im Vergleich zum Juli legte deren Anteil um 6.5 Prozentpunkte zu und beträgt nun 72.4%. Für immer unwahrscheinlicher halten die Experten eine Abwertung der Währung (5.2% der Teilnehmer).
Neben den grossen Änderungen hinsichtlich der Zinserwartungen haben sich die Prognosen für den Bankensektor getrübt. Während im Juli die Gruppe der Finanzmarktexperten, die von einer Verschlechterung der Situation für Banken ausging, noch etwa ein Drittel umfasste (35.7%), vergrösserte sie sich nun auf über die Hälfte der Experten (53.8%).
Die Spezialfrage bezog sich in diesem Monat auf die Einschätzung der zukünftigen Entwicklung der Aktienmärkte in der Schweiz, Europa, USA und Japan. Die Stimmung der Umfrageteilnehmer erwies sich dabei als optimistisch; fast 50% erwarten den SMI bis Ende Jahr zwischen 9'000 und 9'500 Punkten. Zudem zeigte sich, dass 45% den SMI für unterbewertet erachten, das sind deutlich mehr als noch im Dezember 2006. Gleichzeitig wird von über der Hälfte der Befragten ein deutlicher Anstieg der Volatilität erwartet. Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreports Schweiz.
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.
Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und gesamthaft.
Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.