09.12.2024, 13:15 Uhr
Die wirtschaftlichen Perspektiven im Euroraum haben sich im Dezember verschlechtert. Der vom Analyseinstitut Sentix erhobene Konjunkturindikator fiel auf den tiefsten Stand seit November 2023.
Ursprünglich wollten acht Mitglieder der Opec plus ab Dezember etwas mehr Öl fördern. Doch der schwache Markt lässt sie umdenken. Das erweiterte Ölkartell schob die Erhöhung der Fördermenge um einen weiteren Monat auf Januar hinaus.
Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die die Organisation auf ihrer Website veröffentlicht hat. Die Ölpreise stiegen daraufhin am Montagmorgen um fast zwei Prozent. Ein Barrel der Sorte Brent kostet über 74 US-Dollar, ein Fass der US-Sorte WTI fast 71 US-Dollar. Neben der verschobenen Produktionserhöhung treiben auch verschärfte Spannungen im Nahen Osten die Preise.
Dass die Erhöhung der Ölproduktion um einen Monat verschoben wird, überrascht angesichts der schwächelnden Ölpreise nicht. Bereits im September hatten Mitglieder des Ölkartells angekündigt, ihre Förderung nicht wie geplant im Oktober, sondern im Dezember zu erhöhen. Nun soll dieser Schritt erst Anfang des kommenden Jahres erfolgen.
Ende November 2023 hatten sich die Opec-plus-Mitglieder Saudi-Arabien, Algerien, Kasachstan, Kuwait, Oman, Irak, Vereinigte Arabische Emirate und Russland dazu entschieden, freiwillig insgesamt 2,2 Millionen Barrel pro Tag vom Markt zu nehmen. Diese Kürzung ergänzte die kollektiven Produktionseinschränkungen der gesamten Ölallianz, die seit 2022 bestehen.
Beim Opec-plus-Treffen im Juni beschlossen die acht Mitgliedstaaten dann, ihre freiwilligen zusätzlichen Kürzungen ab Oktober 2024 schrittweise zurückzunehmen und wieder mehr Erdöl zu fördern. Ende 2025 sollte ihre Produktion zurück auf dem Stand sein wie vor den selbst auferlegten Produktionseinschränkungen.
Doch hätten die acht Opec-plus-Mitglieder im vierten Quartal ihre Förderung wieder leicht erhöht, habe es auf dem Ölmarkt laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ein Überangebot gegeben.
Auch für 2025 sind die Aussichten für Ölproduzenten nicht besser. Laut der IEA wird der Ölmarkt im kommenden Jahr überversorgt sein – selbst wenn die acht Opec-plus-Staaten ihre Fördererhöhungen weiter hinauszögern. Für 2025 erwartet die IEA einen Angebotsüberschuss in Höhe von einer Million Barrel pro Tag. Die Ölnachfrage soll langsamer wachsen als das Angebot ausserhalb der Opec plus.
Während das Ölkartell seine Förderung kürzt, fördern Nicht-Mitgliedstaaten wie USA, Kanada, Guyana und Norwegen mehr Öl und nehmen der Opec plus somit wichtige Marktanteile ab. Die US-Förderung stieg im August auf ein neues monatliches Rekordhoch von 13,4 Millionen Barrel pro Tag.
Zugleich ist die Nachfrage aus China, dem weltweit grössten Ölimporteur, den vierten Monat in Folge zurückgegangen. Die wirtschaftliche Erholung in der Volksrepublik läuft schleppend, was dazu führte, dass die globale Ölnachfrage deutlich langsamer wuchs als noch Anfang des Jahres erwartet.
Die US-Banken Citigroup und JP Morgan gehen angesichts der schwachen wirtschaftlichen Lage davon aus, dass der Ölpreis im Jahr 2025 in den Bereich von 60 Dollar pro Barrel rutschen könnte. «Wir sehen keinen Spielraum für eine Produktionssteigerung», schreibt Arne Lohmann Rasmussen, Chefanalyst bei Global Risk Management. Das könnte aber die Opec plus vor ein Dilemma stellen. Denn während Saudi-Arabien an einem hohen Ölpreis interessiert ist, wollen andere Mitglieder so viel fördern wie möglich.