M&G setzt 2010 auf "reale Vermögenswerte"

14.12.2009, 10:01 Uhr

David Jane, Leiter des Bereichs Multi-Asset bei M&G Investments, erwartet 2010 eine langsame Konjunkturerholung in den meisten Industrieländern. In diesem Umfeld dürften "reale Vermögenswerte" wie Aktien, Immobilien und Rohstoffe die Gewinner der weiterhin expansiven Finanzpolitik sein. Zudem zieht Jane Schwellenländer den westlichen Märkten vor.

Auch wenn einige führende westliche Wirtschaften wie insbesondere Frankreich und Deutschland die Rezession überwunden haben, dürfte die Konjunkturerholung in den meisten Industrieländern 2010 nur langsam vorankommen. Die Verschuldung der Unternehmen und auch der Privathaushalte stellt in den USA und in Kontinentaleuropa ein grosses Problem dar. Diese hohe Schuldenlast dämpft die Nachfrage, sodass sich das Wirtschaftswachstum erst nach Zurückführung der Verschuldung erholen wird.

Trotz des anhaltenden Wachstums in den Schwellenländern wird die Marschrichtung der Weltwirtschaft nach wie vor massgeblich durch die US-Wirtschaft bestimmt. Solange die USA ihre Probleme nicht in den Griff bekommen, bleibt die Lage angespannt.

Eine Fortsetzung der Lockerungspolitik und Stimulierungsmassnahmen seitens der Europäischen Zentralbank und US-Notenbank ist wahrscheinlich (das US-Rettungspaket beläuft sich jedoch schon jetzt auf insgesamt 12,8 Billionen USD). Die Zinsen bleiben weltweit allgemein auf einem niedrigen Niveau, auch wenn sich in der Geldpolitik bereits erste Länderunterschiede abzeichnen. So haben Australien und Norwegen ihre Leitzinsen kürzlich angehoben. Unterschiede dieser Art können im Jahr 2010 zunehmen und sich auf die Währungsmärkte auswirken.

Aus welchen globalen Trends ergeben sich gute Investmentchancen?

In Anbetracht der Schwellenländernachfrage bevorzugt Jane im Jahr 2010 allgemein Entwicklungsländer gegenüber westlichen Märkten, da erstere von einem langfristigen strukturellen Wachstum und niedrigerer Verschuldung profitieren. Während im Westen etliche Ungewissheiten z. B. im Hinblick auf das Ergebnis der quantitativen Lockerungspolitik bestehen, verfügen China und andere Schwellenländer zweifellos über einen grossen Wettbewerbsvorteil gegenüber den westlichen Wirtschaften. Mit ihrer niedrigen Verschuldung und steigender Bevölkerungszahl befinden sich diese Länder auf einem Wachstumskurs, der sich ganz unabhängig von einer Erholung unserer Volkswirtschaften fortsetzen dürfte.

Welche Assetklassen werden sich überdurchschnittlich gut entwickeln?

Jane rechnet damit, dass "reale Vermögenswerte" wie Aktien, Immobilien und Rohstoffe im Jahr 2010 die Gewinner der weiterhin expansiven Finanzpolitik sein werden.

Aktien bleiben gemessen an den langfristigen Durchschnittswerten günstig, auch wenn sich die Kurse innerhalb kurzer Zeit kräftig erholt haben (der britische Aktienmarkt hat seit seinem Tiefststand im März dieses Jahres um rund 50 % zugelegt). Aktien sind reale Vermögenswerte, die den Anlegern in der Vergangenheit langfristig immer einen Wertzuwachs beschert haben. Zudem liefern die Aktien einiger Unternehmen höhere Renditen als deren Anleihen – eine Umkehrung der bisher üblichen Situation.

Angesichts der steilen Kursanstiege bei zyklischen Werten bevorzugt Jane innerhalb dieser Assetklasse globale Large-Caps mit defensiven Eigenschaften sowie Titel aus dem Bereich "Basisindustrie". Beispiele hierfür sind der Konzern Johnson & Johnson, der über eine einzigartige Palette an globalen Marken verfügt, sowie der Pharmariese GlaxoSmithKline, dessen Produkt-Pipeline zu den besten seiner Branche gehört.

Gewerbeimmobilien werden dank hoher Renditen und erster Anzeichen für verbesserte Fundamentalwerte zunehmend attraktiv. Auch bei Gewerbeimmobilien handelt es sich um reale Vermögenswerte, die mittel- bis langfristig solide Renditen liefern dürften.

Rohstoffe sind ausgesprochen attraktive langfristige Anlagen, die zum einen von einem begrenzten Angebot profitieren, zum anderen von der Tatsache, dass ein Grossteil des globalen Wachstums nun auf Länder wie China, Indien und Brasilien entfällt – eine Entwicklung, die zu einem entsprechenden Nachfrageanstieg bei Grundressourcen führt. Der Bedarf an Infrastrukturentwicklung dürfte langfristig die Preise an den Rohstoffmärkten ansteigen lassen.

Gold hält Jane angesichts der andauernden starken Verunsicherung auf den globalen Märkten weiterhin für attraktiv.

Welche Bereiche sollten Anleger 2010 meiden?

Assets auf Sterling- und US-Dollar-Basis dürften durch das Risiko einer weiteren quantitativen Lockerung sowie durch die hohe Staatsverschuldung und schlechten Konjunkturaussichten beeinträchtigt werden. Eine lange Niedrigzinsphase und die anhaltenden Finanzspritzen der Bank of England dürften dem britischen Pfund weniger förderlich sein.

David Janes negative Einschätzung der britischen Währung erstreckt sich jedoch nicht auf britische Aktien, die er angesichts ihres Status als reale Vermögenswerte mit dem Potenzial für langfristig attraktive Renditen und der stark internationalen Ausrichtung des britischen Aktienmarktes positiv bewerte. Bei den meisten der im FTSE 100 vertretenen Unternehmen handelt es sich um grosse globale Blue-Chips, die wesentliche Erträge ausserhalb Grossbritanniens erzielen und weder vom britischen Verbraucher abhängig sind, noch übermässig unter dem Wertverlust des britischen Pfunds leiden.

Barbestände bieten nach wie vor extrem niedrige Renditen. Diese Assetklasse ist ähnlich wie Staatsanleihen der westlichen Länder neben dem Risiko von Währungswertverlusten – längerfristig – auch einer höheren Inflation infolge einer überreichlichen quantitativen Lockerung ausgesetzt. (mak)

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