Hedgefonds-Ausblick 2016

Anthony Lawler, Portfoliomanager bei GAM
Anthony Lawler, Portfoliomanager bei GAM

2016 wird ein Jahr der geldpolitischen Divergenz mit grossen Performance-Unterschieden.

16.12.2015, 11:00 Uhr
Alternatives

Wir wollen zum Jahresende in die Zukunft blicken und darauf, was 2016 für aktive Trading und Hedge Funds bringen wird. Im zurückliegenden Jahr hat das Auf und Ab der Märkte aktive Fonds vor erhebliche Probleme gestellt. Weltweit notieren Aktien und Anleihen, gemessen am MSCI World beziehungsweise Barclays Global Aggregate Bond Index (jeweils auf US-Dollarbasis), unter den Ständen vom Jahresanfang.

Können Anleger erwarten, dass ihnen das Jahr 2016 bessere Erträge bescheren wird? Wir rechnen mit Chancen, aber auch mit Risiken. „Es ist aufschlussreich sich zu vergegenwärtigen, dass die wesentlichen Themen und Entwicklungen, die wir für 2015 vorausgesehen hatten, tatsächlich eingetreten sind, auch wenn viele aktive Fondsmanager ihre Performance-Ziele verfehlt haben“, sagt Anthony Lawler, Fondsmanager bei GAM. „Ein Thema war, dass der US-Dollar weiter an Wert gewinnen würde, besonders gegenüber Euro, Yen und Schwellenländer-Währungen. Das ist passiert. Dann wurden europäische und japanische Aktien gegenüber US-Aktien bevorzugt, und auch das hat sich auf Basis der Lokalwährungen als richtig erwiesen. Schwierigkeiten bereiteten dabei jedoch stärkere Schwankungen und teilweise überlaufene Trades, was sich unter anderem in Verlusten bei Risikomanagement-Trades und dem damit verbundenen Timing manifestierte.“

GAM geht davon aus, dass geldpolitische Divergenzen auch 2016 ein zentrales Thema sein werden, durch das sich Chancen eröffnen sollten, so Lawler. „Wir denken, dass die US-Notenbank im Dezember die Zinsen anheben wird und dass 2016 weitere Schritte in die gleiche Richtung folgen werden. In krassem Gegensatz dazu halten die EZB, die chinesische PBoC, die Bank of Japan und andere Notenbanken an einer expansiven Geldpolitik fest. Uns interessiert besonders, was diese Divergenz möglicherweise für Anlageklassen jenseits der Währungen bedeutet. Überlaufene Long-Positionen im US-Dollar könnten einen weiteren Anstieg der US-Währung im kommenden Jahr behindern. Mögliche Folge wäre ein wieder volatilerer Dollar, der sich schwieriger handeln liesse. Wir erwarten, dass sich für globale opportunistische Strategien interessante Relative-Value-Gelegenheiten bei Staats- und Unternehmensanleihen, Aktien und eventuell auch Währungen ergeben werden.”

Ausser auf die weltweit unterschiedlichen Haltungen der Notenbanken richtet GAM sein besonderes Augenmerk 2016, wie Lawler bemerkt, „auf Unternehmensanleihen als Anlageklasse. Eine gezielte Titelauswahl in dem Bereich wird unserer Ansicht nach attraktive Renditen ermöglichen, auch im Vergleich zu Aktien. Die Credit Spreads haben sich deutlich erweitert, doch darin spiegeln sich zum Teil die Probleme im Energie- und Rohstoffsektor wider, und nach unserer Einschätzung war die Ausweitung übertrieben. Wir denken darüber nach, unser Engagement in Unternehmensanleihen Anfang 2016 in bestimmten Themenbereichen zu verstärken und dafür Aktien entsprechend schwächer zu gewichten.“

Schliesslich, resümiert Lawler, ist GAM auch auf Gelegenheiten und Risiken fokussiert, die sich im neuen Jahr aus der Marktstruktur ergeben: „Die Veränderung beim Market-Making-Verhalten von Banken und Wertpapierhäusern hat zu bedeutenden Risiken und Trading-Gelegenheiten geführt. Was die Risiken angeht, sind die Märkte wesentlich anfälliger für starke Preisschwankungen, da die Liquidität eines Anlageinstrumentes oder Marktes schnell austrocknen kann. In dieser Situation ist es wichtig, dass ein Portfolio gegen solche Bewegungen gewappnet ist. Durch den Wandel der Marktstruktur eröffnen sich jedoch auch Chancen. Attraktive Gelegenheiten an den hochliquiden Märkten für Staatsanleihen sehen wir dort, wo die Korrektur von Kursanomalien erheblich länger dauert als in der Vergangenheit. Für Relative-Value-Strategien im Anleihebereich bieten sich hier Chancen. Alles in allem verspricht 2016 interessante Gelegenheiten, nicht zuletzt für Relative-Value-Trades. Wir sind uns aber auch der Risiken durch grosse Preisunterschiede und überlaufene Trades bewusst und sehen angesichts der aktuellen Bewertungen und der Probleme, vor denen die Weltwirtschaft steht, weniger Möglichkeiten, mit simplen Long-Beta-Positionen Geld zu verdienen.“

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