ESG-Investing mit Wind und Wolken

Windparks sind zwar nicht der neuste Schrei in der ESG-Landschaft, aber mittlerweile auch im Investbereich gut etabliert. (Bild: Shutterstock.com/petrmalinak)
Windparks sind zwar nicht der neuste Schrei in der ESG-Landschaft, aber mittlerweile auch im Investbereich gut etabliert. (Bild: Shutterstock.com/petrmalinak)

Das Interesse am ersten physischen Focus Event Roundtable nach dem Corona-Lockdown war gross, die runden Tische im Zürcher Savoy Baur en Ville gut besetzt. Die Speaker präsentierten spannende Anlageideen zum Thema ESG Investing.

02.09.2020, 10:51 Uhr

Redaktion: ras

Trotz steigenden Corona-Ängsten wagten sich vergangene Woche viele Finanzspezialisten an den 4. Investor Focus Roundtable unter dem Titel "ESG Thematic Approach" im Zürcher Savoy Baur en Ville. "Es war ein grosser Erfolg mit über 60 Teilnehmern, trotz Covid-19 Auflagen", freute sich Organisator Urs Keller von Swiss Fund & Finance Platform. Präsentiert wurden vier interessante Möglichkeiten, umweltschonend in innovative Technologien zu investieren. Diese müssen nicht unbedingt der letzte Schrei sein.

Ein einleuchtendes Beispiel liefern Windparks. InvestInvent betreibt solche schon seit über 15 Jahren in Deutschland und Frankreich. Demnächst auch in Spanien. "Corona und Zinsen sind dem Wind egal", meint CEO Grant Harper lakonisch. Wichtig ist nur, dass die Turbinen drehen, Strom liefern und damit umweltschädliche Energien ersetzen. Und natürlich Performance für die Investoren generieren. "Energy that performs" lautet denn auch das Credo der Schweizer Firma.

Steter Wind sorgt für stete Performance

Die über 30 Windparks mit mehr als 100 Turbinen im Wert von gut 400 Mio. Euro versorgen gegen 650'000 Menschen mit sauberem Strom. Die Stromerlöse betragen zirka 40 Mio. Euro und die CO2-Reduktionen über 335'000 t pro Jahr. Für die Anleger lassen sich Renditen erzielen, welche gemäss Harper diejenigen von Schweizer Obligationen übertreffen. Der InvestInvent Wind Energy Fund CHF mit einem Nettovermögen von 170 Mio. Euro liefert seit seiner Auflage vor fünf Jahren eine annualisierte Rendite von rund 3% bei einem Risiko von weniger als 2%. Mit diesem Rendite/Risiko-Profil eignet sich der Fonds in der Vermögensallokation als Obligationen- oder Didivendenpapierersatz. Wichtigste Zielgruppe von Investinvest sind denn auch Schweizer Pensionskassen.

Auch Evelyne Pflugi, CEO und Mitgründerin der Singularity Group, setzt nicht in erster Linie auf die neuesten Technologien, sondern auf solche, die sich bewährt haben und es der Menschheit ermöglichen, die künftigen Herausforderungen wie den Klimawandel zu meistern. Der Ansatz von Singularity umfasst alle Industrien und konzentriert sich auf Unternehmen, welche nicht erst in Zukunft, sondern schon heute von neuen Technologien profitieren. «Wir evaluieren Innovation als Konstante und nicht als zyklisches Phänomen und machen sie so direkt investierbar», lautet das Credo. Als Negativbeispiel erwähnt Pflugi GM. Bei diesem Unternehmen führte die Ignoranz neuer Technologien zum Niedergang. Positiv hingegen entwickelt sich Neste Corporation. Dieses Unternehmen wandelte sich von einem konventionellen Erdölverarbeiter zu einem zukunftsgerichteten Anbieter von erneuerbaren Energien und Abfallverarbeiter.

Nachhaltige Wertschöpfung mit bewährten Technologien

Singuarity Group investiert also nicht in Firmen, welche mit hohen Kosten versuchen, neueste Technologien auf den Markt zu bringen, sondern auf solche, welche es verstehen, ihr Geschäftsmodell auf zukunftsträchtige Bedürfnisse auszurichten und mit bewährten Innovationen umzusetzen. Gesucht werden also etablierte Unternehmen, die neue Technologien mit bewiesener Marktfähigkeit einsetzen. Dieser Analyseprozess wird im Singularity Index abgebildet, welcher aus einem globalen Universum von 90'000 Aktien 130 Titel evaluiert. Investiert werden kann u.a. über den im Dezember 2017 aufgelegten Singularity Fund, der noch einen weiteren Qualitätsfilter einsetzt und seit Jahresbeginn per Ende August trotz der Corona-Krise eine Performance von 20% erzielte. Dies bei einer Volatilität von 22%.

Moderne Technologien durchdringen immer mehr unseren Alltag und decken sogar unseren Grundbedarf ab. Zur Bewältigung unserer täglichen Routine konsumieren wir mittlerweile Internet ähnlich selbstverständlich wie Strom. Das Internet ermöglichte in den vergangenen Jahren die Entstehung einer Reihe von Unternehmen mit innovativen und auch umweltfreundlichen Geschäftsmodellen, die laut Gregg Guerin, Senior Product Specialist bei First Trust Global Portfolios, den Charakter von Utilities, also Versorgungsunternehmen, annehmen.

Cloud Computing als neuer Bereich der Grundversorgung

Die bekanntesten, Facebook, Amazon, Netflix und Google, kurz Fang, basieren auf dem sogenannten Cloud Computing, einem der am rasantesten wachsenden Anlagebereich im IT-Sektor. Dabei handelt es sich weniger um eine Technologie, sondern eher um eine Anwendung, die es ermöglicht, über das Internet Waren und Dienstleistungen auszutauschen, Daten wie Fotos zu speichern und zu teilen, Software zu nutzen und ganze Prozesse auszulagern. Nicht zu vergessen Cyber Security, die für die nötige Sicherheit sorgt.

Die Angebote, Daten online auszutauschen und auszuwerten, sind kreativ und nehmen exponentiell zu. Man denke nur an die Haustechnologie, wo immer mehr Funktionen über das Internet der Dinge überwacht und umweltfreundlicher geregelt werden. Laut Guerin ist Cloud Computing angesichts dieser Wachstumschancen eines der am meisten unterschätzten Anlagethemen. Allerdings benötigen die Analyse und das Timing der Chancen sowie der Risiken eine gross Expertise. Dies wird u.a. vom Ende 2018 lancierten, gut diversifizierten First Trust Cloud Computing UCITS ETF (SKYE) geboten. Mit einem Vermögen von über 5 Mrd. US-Dollar und einer Performance im laufenden Jahr von über 20% ist der ETF erfolgreich unterwegs.

Green Bonds nicht zu teuer kaufen

Beim Thema ESG-Investing dürfen natürlich Green Bonds nicht fehlen. Diese haben im ersten Halbjahr 2020 unter der Corona-Krise gelitten. Das Emissionsvolumen fiel im Vergleich zur Vorjahresperiode um rund 20% auf 128 Mrd. US-Dollar. Doch dies wertet Bertrand Rocher, Senior Credit Analyst and PM Fixed Income der Natixis-Tochter Mirova, nur als kurzfristigen Rückschlag einer langanhaltenden Wachstumsstory. Diese basiert auf der Notwendigkeit, die Klimaerwärmung einzudämmen und die entsprechenden gesellschaftlichen und unternehmerischen Aktivitäten nicht nur via Aktien, sondern auch via Obligationen zu finanzieren.

Im derzeitigen Umfeld muss laut Rocher besonders darauf geachtet werden, "Grün" nicht zu teuer einzukaufen. So werden explizit grüne Anleihen auf dem Primärmarkt zu ähnlichen Preisen ausgegeben wie ihre nicht-grünen Tranchen mit denselben Konditionen. Wenn also ein Unternehmen eine grüne und eine nicht-grüne Anleihe zu denselben Bedingungen emittiert, sollten diese einen ähnlichen Spread gegenüber Staatsanleihen mit gleichem Kreditprofil aufweisen. Fonds wie der Mirova Global Green Bond Fund achten darauf, dass grüne Anleihen den Investoren die gleichen potenziellen Portfoliovorteile bieten wie herkömmliche Anleihen.

Mit Investments in Green Bonds sorgen die Anleger proaktiv dafür, dass zukunftsrelevante und sinnvolle Nachhaltigkeitsprojekte finanziert werden. Der Fonds ist auf das Szenario ausgerichtet, die globale Erwärmung auf 1,5% zu limitieren und performancemässig den Green Bond-Markt über eine Anlageperiode von drei Jahren zu schlagen. Rocher schätzt, dass der Fonds per Mitte 2020 dazu beitrug, den CO2-Ausstoss um mehr als 36'000 t zu reduzieren. Die annualisierte Rendite in Euro seit Auflage im Juni 2017 von 3,4% lässt sich sehen.

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