22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Trotz Kritik an Bestehendem und dem klaren Wunsch nach Veränderung sind die Jugendlichen von einer Totalopposition gegen alles Etablierte weit entfernt, wie aus dem Credit Suisse Jugendbarometer 2020 hervorgeht. Die repräsentative Umfrage wurde unter 16- bis 25-Jährigen in der Schweiz, den USA, Singapur und Brasilien durchgeführt.
Was in den letzten Monaten in Medien und Politik diskutiert wurde, bewegt auch die Jugend: Nachhaltigkeit und Gleichstellung gelten neu als zentrale Themen. Die Jugendlichen haben ein neues politisches Bewusstsein entwickelt und wünschen sich klare Lösungen, doch eine Revolution wollen sie nicht. Die gegenwärtigen Unsicherheiten in der Welt – von der Corona-Pandemie bis zur Sorge um Altersarmut – lassen die Jugend vorsichtig sein. Dies sind Erkenntnisse aus dem Credit Suisse Jugendbarometer 2020.
Die Pandemie und ihre Folgen gehören in den vier Ländern Schweiz, USA, Singapur und Brasilien zu den Top-Sorgen der Befragten. In der Schweiz wird die Liste allerdings noch immer angeführt von der Angst um die Sicherung der Altersvorsorge. Auf Platz drei folgt der Umwelt- und Klimaschutz. In den USA folgen Kriminalität, persönliche Sicherheit und Gewalt sowie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf den Plätzen zwei und drei der grössten Sorgen. In Brasilien wird die Problemwahrnehmung, neben Corona, durch wirtschaftliche Faktoren dominiert (Arbeitslosigkeit und Steuerfragen), und auch in Singapur beschäftigt die Entwicklung der Konjunktur die Jugendlichen stark. Neben der Corona-Krise ist den Jungen in den untersuchten Ländern zudem gemeinsam, dass sie das Thema Fake News zu den fünf grössten Problemen ihres Landes zählen.
Die beiden letzten Jahre zeigten deutlich, dass in immer kürzeren Zeitabständen soziale Bewegungen rund um einzelne gesellschaftliche Themen aus dem Boden schiessen und sich dank der Reichweite digitaler Medien und Influencern in kürzester Zeit rund um die Welt verbreiteten, so die Studienautoren. Das schaffe neue Möglichkeiten und eine neue politische Durchschlagskraft – unabhängig von geografischen, sozialen oder ökonomischen Grenzen, wie in der Gleichstellungsdebatte, der Klimabewegung und den breiten Protesten gegen Rassismus und Diskriminierung deutlich werde.
Trotz Kritik an Bestehendem und dem klaren Wunsch nach Veränderung sei die Bevölkerungskohorte der Jugendlichen aber von einer Totalopposition gegen alles Etablierte weit entfernt. Im Gegenteil: Gerade die aktuelle Corona-Krise mache deutlich, dass die Jugendlichen in solch schwierigen Zeiten über die Generationen hinweg konstruktiv und solidarisch sind.
"In der Schweiz stellt die Mehrheit der Befragten der Regierung für die bis in den Sommer 2020 getroffenen Corona-Massnahmen ein gutes Zeugnis aus", sagt Manuel Rybach, Global Head of Public Policy and Regulatory Affairs bei der Credit Suisse. "In allen Ländern, ausser in den USA, sind die befragten Jugendlichen zudem der Ansicht, die Gesellschaft sei insgesamt während der Krise näher zusammengerückt." Und Cloé Jans, Leiterin operatives Geschäft beim Forschungsinstitut gfs.bern, das die Studie im Auftrag der Credit Suisse durchgeführt hat, fügt an: "Am wichtigsten ist vielleicht: In allen Ländern fanden mindestens 60% der Befragten, die Krise habe ihnen gezeigt, dass es auch mit weniger Konsum gehe."
Die Pandemie zeitigt aber ganz klar auch negative Folgen: In der Schweiz brachte sie rund jedem fünften Jugendlichen eine Verschlechterung der privaten sowie der finanziellen Situation. In den restlichen Ländern liegen die Werte mit ungefähr einem Drittel der Befragten noch höher. Besonders ins Auge sticht die Situation in Brasilien, wo 40% der Jugendlichen angeben, ihre finanzielle Situation habe sich verschlechtert.
1. Die Jugend wird politischer: Für Themen wie den Umwelt- und Klimaschutz und die Gleichstellung der Geschlechter möchten sich Jugendliche zunehmend auch aktiv einsetzen. Im Vergleich zu 2018 verdoppelte sich der Anteil Jugendlicher in der Schweiz , die an politischen Demonstrationen teilnehmen. Gleichzeitig bleibt der Anteil Junger, die einer Partei beitreten möchte, sehr tief.
2. Regierungskonform statt Versagensvorwurf: Obwohl die befragten Jugendlichen klaren Handlungsbedarf und Problemdruck bei verschiedensten Themen sehen, wird den Regierungen ihrer Länder nicht generelles Versagen vorgeworfen.
3. Lehren aus der Corona-Krise: Weniger Konsum und weniger Angst, etwas zu verpassen – das sind die Vorsätze, die sich viele Jugendliche nach den Monaten des Lockdowns setzen. Die Pandemie hat den Jungen aber auch globale Abhängigkeiten vor Augen geführt und den Wunsch nach mehr Eigenversorgung auf nationaler Ebene gestärkt.
4. Bewertung der Corona-Krise: Nebst der Verschlechterung der eigenen privaten oder finanziellen Situation und dem dem in der Schweiz bis zum Befragungszeitpunkt guten Zeugnis für die Landesregierung wünschen sich Jugendliche in allen vier Ländern starke Führungsfiguren, die Massnahmen notfalls auch gegen Widerstand durchsetzen.
5. Nachhaltigkeit statt Religion: In allen Ländern sind Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen für die Jugendlichen zentral. Abgesehen von Brasilien fühlen sich in allen untersuchten Ländern mehr Jugendliche der Klimabewegung zugehörig als dass sie sich als Teil einer Religionsgemeinschaft sehen. In der Schweiz sind es gar doppelt so viele, die sich als Teil der Klimabewegung sehen.
6. Sinkender Zukunftsoptimismus: Der ungebremste Optimismus und der Glaube an eine rosige Zukunft, der bei den frühen Vertreterinnen der Generation Y noch eher vorhanden war, ist weg. In der Schweiz bezeichnet sich noch genau die Hälfte der Jugendlichen als "eher zuversichtlich" in Bezug auf die eigene Zukunft – 2018 waren es noch über 60% –, in den USA, Singapur und Brasilien sind es noch weniger.
7. Die grössten Sorgen junger Schweizer und Schweizerinnen: Obwohl noch Jahrzehnte von der Pension entfernt, sehen Junge in der Schweiz die Zukunft der Altersvorsorge als das grösste Problem des Landes an. Rund die Hälfte der Befragten nennt dieses Problem. An zweiter und dritter Stelle auf der Sorgenliste folgen die Bewältigung der Corona-Pandemie und der Umwelt- und Klimaschutz.
8. Zukunft der Arbeitswelt: Junge empfinden einen guten Chef, angemessenen Lohn und Toleranz auch in diesem Jahr als wichtiger als Gleitzeiten und Home-Office – und das obwohl die flexibleren Arbeitsweisen aufgrund der Corona-Pandemie gegenüber früheren Jahren sprunghaft an Verbreitung und Wichtigkeit gewonnen haben. Dennoch haben rund die Hälfte der Jugendlichen in der Schweiz und den USA und gar deutliche Mehrheiten in Singapur und Brasilien vor, auch in Zukunft regelmässig im Home-Office zu arbeiten.
9. Medienwandel schreitet rasant voran: Noch informiert sich eine Mehrheit der Jugendlichen mehrmals täglich in diversen Medien über das Geschehen im eigenen Land und auf der Welt. Dieser Anteil nimmt jedoch ab, und es wird immer schwieriger, junge Leute über klassische Kanäle wie Zeitungen, Radio oder Fernsehen zu erreichen.
10. Trends geprägt durch technischen Fortschritt: Das Leben von Jugendlichen ist geprägt durch Trends im Bereich der digitalen Kommunikation und Unterhaltung. Was "in" ist, was genutzt wird und womit sich die Jugend identifiziert, hängt auch stark von digitalen Möglichkeiten ab. Das Aufkommen und die Verbreitung neuer Apps erfolgt in Zyklen von drei bis fünf Jahren. Obwohl YouTube bereits seit über 15 Jahren existiert, führt das gesteigerte Bedürfnis Jugendlicher nach bildbasierten Inhalten von und für das eigene Zielpublikum zu neuen Höchstwerten in der Mediennutzung.
Erhoben wird das Jugendbarometer seit 2010 vom Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der Credit Suisse als repräsentative Studie, für die jeweils rund 1‘000 Jugendliche in der Schweiz, Brasilien, den USA und (seit 2013) Singapur im Alter von 16 bis 25 Jahren befragt werden.