20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Die Credit Suisse hat in einer ersten Zahlung bisher fast 3,1 Mrd. USD der "Greensill"-Fonds zurückgezahlt. Neben diesen Fonds sind auch vier weitere CS-Anlagefonds vom Handel ausgesetzt, die ihrerseits in die Fonds investiert hatten. Derweil hat die CS im Zusammenhang mit dem Skandal verschiedene personelle Konsequenzen gezogen.
Die Investoren der drei in Luxemburg domizilierten "Lieferketten-Finanzierungsfonds" haben Zahlungen in Höhe von insgesamt 2,6 Mrd. USD erhalten, wie einem vom Dienstag datierten Dokument für die Investoren zu entnehmen ist, das der Nachrichtenagentur AWP vorliegt. Für den in Liechtenstein domizilierten Fonds wurden 480 Mio. USD ausgezahlt.
Das Gesamtvermögen der vier "Supply Chain Finance"-Fonds, für welche die CS mit der britisch-australischen Greensill Capital zusammengearbeitet hatte, lag Anfang März bei gut 10 Mrd. USD. Der grösste, der Luxemburger "CS Supply Chain Fund", umfasste alleine ein Vermögen von 7,2 Mrd. USD. Die verbleibenden Liquidationserlöse sollen nun "so bald als praktikabel" in "einer oder mehreren Raten" ausgezahlt werden. Man könne aber keine verbindlichen Auszahlungsdaten nennen, hiess es. Ein Teil der vorhandenen Barmittel werde zudem im Interesse der Investoren für die Abwicklung der Fonds verwendet.
Laut dem CS-Dokument haben auch vier weitere CS-Fonds in die Lieferketten-Finanzierungsfonds investiert, wobei diese Investitionen zwischen 2,2 und 9,6% des Anlagewerts ausmachen. Für diese Fonds ist derzeit ebenfalls die Zeichnung respektive die Rücknahme von Anteilen suspendiert.
Inzwischen hat die Credit Suisse Michel Degen, Leiter Asset Management Schweiz und EMEA, vorübergehend frei gestellt, wie aus einem internen Schreiben hervorgeht, das finews.ch vorliegt. Die Personalie stehe im Zusammenhang mit dem Grennsill-Skandal. Laut finews.ch schrieb Eric Varvel, der oberste Manager der Credit Suisse der Region, in der Mitteilung: "Ich habe Filippo Rima gebeten, die Leitung des Asset Managements für die Schweiz und EMEA ad interim zu übernehmen.» Rima ist bei Credit Suisse Asset Management Leiter des Aktienbereichs.
Ausserdem heisst es in dem Bericht, dass Luc Mathys, Leiter der Abteilung für festverzinsliche Wertpapiere im Asset Management der Bank, vorübergehend durch Alexandre Bouchardy, Leiter der Anlagestrategie im Asset Management für die Schweiz und EMEA, ersetzt wird, und dass ein in Zürich ansässiger Banker, der die Supply-Chain-Fonds verwaltete, ebenfalls suspendiert wird.
Bei den Lieferketten-Finanzierungsfonds geht es darum, mit der Vorfinanzierung von Forderungen von Lieferanten an Unternehmen eine Rendite zu erzielen. Die Credit Suisse hatte die Entscheidung zur Auflösung der vier Fonds vergangene Woche mitgeteilt (investrends.ch berichtete hier und hier), nachdem sie bereits einige Tage davor die Zeichnung und Rücknahme der Fondsanteile eingestellt hatte. Begründet wurde der Auflösungsentscheid mit "Bewertungsunsicherheiten" in Bezug auf bestimmte Vermögenswerte. Die Bank war aber auch zunehmend in Schwierigkeiten geraten, neue Investitionen in die Fonds zu versichern. Neben der Credit Suisse hatte vergangene Woche auch der Zürcher Asset Manager GAM mitgeteilt, seinen "Greensill-Fonds" im Umfang von 842 Mio. USD aufzulösen.
Die Greensill Capital hatte sich am Montag in Grossbritannien in ein Insolvenzverfahren geflüchtet, nachdem bereits in den vergangenen Wochen zahlreiche kritische Medienberichte um das Unternehmen erschienen waren. So soll Greensill mit dem Imperium des Stahlunternehmers Sanjeev Gupta verbunden sein – dessen Unternehmen sollen sich stark auf die Lieferketten-Finanzierung von Greensill gestützt haben. Vergangene Woche war auch die deutsche Greensill Bank, eine Tochter der Greensill Capital, von der Finanzaufsicht Bafin geschlossen worden.