China: BYD überholt erstmals VW

Die Verkäufe von BYD stiegen im ersten Quartal in China um fast 70 (!) Prozent. (Bild Shutterstock/VanderWolf Images)
Die Verkäufe von BYD stiegen im ersten Quartal in China um fast 70 (!) Prozent. (Bild Shutterstock/VanderWolf Images)

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist Volkswagen nicht mehr die Nummer eins im wichtigsten Automarkt der Welt. Der chinesische Konzern BYD verkaufte im ersten Quartal des Jahres etwa 13 000 Fahrzeuge mehr als VW.

18.04.2023, 14:08 Uhr

Redaktion: sw

Laut aktuellen Versicherungsdaten aus China hat BYD von Januar bis März rund 441 000 Autos abgesetzt. Das entspricht einem Zuwachs von 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Auslieferungen von VW schrumpften dagegen um 14 Prozent auf 428 000 Pkw.

«Wir erleben eine historische Veränderung», sagt Fabian Brandt, Leiter des Autobereichs bei der Strategieberatung Oliver Wyman gegenüber dem Handelsblatt. «Die jahrelange Dominanz westlicher Hersteller schwindet zugunsten von lokalen Champions.» Chinesische Konzerne wie BYD, Geely, Nio, Xpeng oder Great Wall dürften bald mehr als die Hälfte des Automarkts in China untereinander aufteilen.

Auf dem chinesischen Automarkt wächst aktuell nur der Absatz von reinen Elektroautos und Fahrzeugen mit Plug-in-Hybrid-Antrieb. Die Verkaufszahlen von batterieelektrischen Modellen sind von 2,4 Millionen auf fast vier Millionen im vergangenen Jahr gestiegen, der Absatz teilelektrischer Fahrzeuge von 540 000 auf 1,3 Millionen. In diesen beiden Segmenten spielen die deutschen Hersteller jedoch kaum eine Rolle.

Sie halten lediglich ihre Marktanteile bei den Verbrenner-Motoren. Dort ist der Absatz im Vorjahr aber von 18,4 auf 15,4 Millionen gesunken. Europas grösster Fahrzeughersteller hat im Januar und Februar zusammengerechnet gerade einmal rund 6300 Elektroautos in China verkauft. «Die Elektrifizierung findet in China anders als im Westen von unten nach oben statt», sagt Arndt Ellinghorst, Autofachmann bei der Datenanalysefirma Quantco. «Das setzt Volumenhersteller wie VW mit hohen Kostenstrukturen massiv unter Druck.»

BYD hingegen wächst explosionsartig und weit überproportional zum gesamten Marktgeschehen. 2018 verkaufte der Konzern nur eine halbe Million Autos, und die hatten mehrheitlich noch einen Verbrennungsmotor. Mit der Umstellung des Portfolios auf elektrische Antriebe zog das Geschäft 2021 enorm an. Der Absatz schnellte auf 740 000 Fahrzeuge in die Höhe. Ein Jahr später waren es bereits fast 1,9 Millionen Einheiten.

Seine Benziner hat BYD mittlerweile eingemottet. Die Auslieferungen verteilten sich zuletzt in etwa zur Hälfte auf reine Elektroautos und Plug-in-Hybride.

BYD ist somit der grösste Profiteur des von Subventionen angeheizten Elektroautobooms in China. Allein im Vorjahr konnte der Konzern aus Shenzen seinen Umsatz auf umgerechnet 57 Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Der Betriebsgewinn legte sogar um 365 Prozent zu, auf umgerechnet 2,9 Milliarden Euro.

Der Erfolg von BYD bei Elektroautos fusst auf einer ungewöhnlich hohen Fertigungstiefe. Firmengründer Wang Chuanfu startete das Unternehmen 1995 als Hersteller von Batterien für Mobiltelefone und MP3-Player. Ins Autogeschäft stieg BYD 2003 mit der Übernahme von Qinchuan Automobile ein. Seit 2008 wird der Autobauer von US-Investor Warren Buffett unterstützt.

Einige Rohstoffe wie Lithium schürft BYD teils selbst in Minen. Auch Elektronikbauteile wie Chips entwickelt der Konzern unter Eigenregie, ebenso wie den Antriebsstrang. Diese In-House-Strategie macht sich zunehmend bezahlt.

Aktuell baut BYD die Werkskapazitäten massiv aus, kurzfristig soll die jährliche Produktionskapazität auf 2,65 Millionen wachsen. Mittelfristig sind 4,75 Millionen das Ziel. Damit würde BYD auch bei den Werkskapazitäten in VW-Sphären vorrücken.

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