Carmignac: Robustes Wachstum für 2026 erwartet

Wirtschaftswachstum 2026 ist von makroökonomischen Spannungsfeld geprägt
Wirtschaftswachstum 2026 ist von makroökonomischen Spannungsfeld geprägt

Carmignac zeichnet in seinem aktuellen Ausblick ein Weltbild, das zunehmend von politischem Interventionismus, populistischen Reflexen und einer fortschreitenden Erosion traditioneller makroökonomischer Anker geprägt ist. Das globale Wachstums von rund drei Prozent ist stark durch expansive Fiskalpolitik und Inflation geprägt. Mangels Alternativen bleiben für Investoren Aktien und hochwertige Unternehmensanleihen im Fokus.

05.12.2025, 11:25 Uhr
Asset Management | Finanzplätze | Konjunktur

Redaktion: asc

Laut Carmignac dürfte im kommenden Jahr das Wirtschaftswachtum mit knapp drei Prozent auf dem Niveau von 2025 liegen - stärkere Impulse aus den USA, Europa und Japan sollten den Rückgang in China und Indien ausgleichen. Anhaltende geopolitische Spannungen, Verschärfung der Kreditbedingungen auf den privaten Schuldenmärkten, Funktionsstörungen des Repo-Marktes und die Rückkehr der «Bond Vigilantes» verhindern jedoch ein stärkeres Wachstum. Für Investoren heisst dies, dass der späte Zyklus verlängert wird, Risikoanlagen bevorzugt werden sollen, insbesondere Aktien und Unternehmensanleihen. Doch die Phase einfacher Beta-Gewinne sei jedoch vorbei. Hohe Bewertungen, instabile Korrelationen und eine zunehmend politisierte Zinslandschaft erzwingen eine selektive, global diversifizierte und aktiv geführte Herangehensweise.

USA: Zwischen fiskalischer Dominanz und politischer Zyklenwirtschaft

In den Vereinigten Staaten erwartet Carmignac eine politisch motivierte Reflation. Präsident Donald Trump dürfte – so die Analyse – vor den Zwischenwahlen alle verfügbaren fiskalischen und regulatorischen Hebel ziehen, um die Konjunktur zu stützen: Subventionen, Deregulierung der Banken, Druck auf die Notenbank. Eine Fed, die zur Stabilisierung des Repo-Marktes und zur Aufnahme wachsender Treasury-Angebote faktisch in die Rolle des Co-Finanziers gedrängt wird, würde die Ära der fiskalischen Dominanz weiter verfestigen. Inflationsraten um die drei Prozent gelten in diesem Szenario als strukturell verankert und schwer zu überwinden. Die Fed dürfte keine andere Wahl haben, als die quantitative Lockerung wieder aufzunehmen, um einen Zusammenbruch des Repo-Marktes zu verhindern

Eurozone: Der unfreiwillige Übergang zur Fiskalunion

Europa nähert sich aus Sicht Carmignacs notgedrungen einer de-facto-Fiskalunion. Deutschland unter Kanzler Merz soll die fiskalischen Daumenschrauben lockern, Frankreich Konsolidierung hinauszögern, und die Peripherie vom anhaltenden Zufluss aus dem NGEU-Programm. Dadurch entsteht ein synchronisierter steuerlicher Impuls, der das Wachstum 2026 stabilisieren soll – jedoch auf Kosten wachsender steuerlicher Verwundbarkeit. Die EZB wird in diesem Spannungsfeld kaum Spielraum haben, die Zinsen nennenswert zu senken. Ihre primäre Aufgabe lautet: Ruhe an den OAT-Märkten wahr. Das Problem bleibt die schwindende Wettbewerbsfähigkeit Europas. Strafzölle gegen China wären kontraproduktiv – und genau das wissen die Märkte. Die Eurozone tritt damit in eine Phase ein, in der fiskalische Impulse nicht mehr als Option, sondern als Notwendigkeit dienen.

China: Die Verschiebung vom Merkantilismus zum Technomilitarismus

China präsentierte sich in Carmignacs Lesart als Wirtschaft im Übergang – weg vom export- und immobiliengetriebenen Modell, hin zu einem technologie- und sicherheitsgetriebenen Staatskapitalismus. Defizitfinanzierte Programme, die über die People's Bank of China monetarisiert werden, sollen ein Wachstum um vier Prozent sichern. Das für Investoren entscheidende Detail: Solange die externe Bilanz stark bleibt, sieht Carmignac keine unmittelbare Abwertungsgefahr für den Renminbi. Damit hält Peking einen finanziellen Spielraum, der in westlichen Volkswirtschaften nicht mehr vorhanden ist. Die Folge: Chinesische Aktien erhalten einen politisch festgelegten Bewertungsboden, aber keinen Katalysator für strukturelle Outperformance.

Japan: Warnung vor Abenonmics 2.0

Japan wird im Bericht als potenzieller Unruheherd identifiziert. Die neue Premierministerin Sanae Takaichi setzt auf fiskale Expansion in einer bereits überhitzten Wirtschaft – ein Szenario, das Carmignac als gefährlich einstuft. Sollte der Yen abrupt aufwerten und die Carry-Trades kollabieren, könnte eine kapitulationsartige Marktkorrektur folgen: steigende Renditen, fallende Aktien, kräftige FX-Bewegungen. Ein solches Szenario würde weit über Japan hinauswirken, da globales Risk Sentiment und Dollar-Liquidität stark mit dem Carry-Komplex verflochten sind.

Barbell statt Benchmark

Carmignac rät im Bereich der Aktien explizit zur Barbell-Strategie: Auf der Seite hochprofitabler Technologie- und KI-Unternehmen, deren Bewertungsprämien durch strukturelle Produktivitätsfortschritte gerechtfertigt sind. Auf der anderen Seite defensive Segmente wie Healthcare und Basiskonsum, die stabile Cashflows liefern und die Polarisierung der Konsumlandschaft abfedern. Auffällig ist der Fokus auf asiatische Titel in der KI-Wertschöpfungskette – Taiwan und Korea gelten als attraktiver bewertet als ihre US-Pendants.

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