23.12.2024, 14:23 Uhr
In eigener Sache: 2024 war nicht nur an den Börsen ein erfolgreiches Anlagejahr mit neuen Rekordständen. Auch Investrends hat mit weit über 2000 publizierten Beiträgen eine neue Höchstmarke erreicht und wird im...
Wie eine Umfrage von CFA Institute und Edelman in den USA, Grossbritannien, Hongkong und Australien unter 2104 Anlegern zeigt, vertrauen 52% der Anleger den Finanzdienstleistern und nur 53% den Bankern. Alle anderen Branchen geniessen unter den Anlegern ein grösseres Vertrauen. Spitzenreiter ist die Technologieindustrie, der 67% aller Anleger vertrauen. Oberstes Ziel der Finanzbranche muss es also sein, das Vertrauen zurückzugewinnen. Die Studie zeigt Wege auf, dies zu erreichen.
Die Umfrage von CFA Institute und Edelman zeigt, dass es der Finanzbranche in vielen Regionen noch nicht gelungen ist, verlorenes Vertrauen zurückzuerobern. Weniger brisant scheint zwar die Situation in Asien zu sein. Immerhin vertrauen in Hongkong 68% der Anleger den Anlageprofis. Dafür liegen die Zahlen im Westen deutlich unter dem Vertrauensmittel von 53%: In den USA trauen den Investmentprofis nur 44% der Anleger über den Weg und in Grossbritannien gar nur 39%. Interessant ist, dass institutionelle Anleger ein höhere Vertrauen in die Anlageprofis hegen (61%) als Privatanleger (51%). Handlungsbedarf besteht also in erster Linie im Privat- und Retailkundengeschäft.
Offenheit wichtiger als Performance
Ein guter Performanceausweis ist sicherlich hilfreich, um Vertrauen zu generieren. Doch weitaus wichtiger sind gemäss der Studie andere Faktoren. Die Anleger wollen von ihren Geldberatern verstärkt spüren, dass diese im Interesse der Kunden handeln. Dazu verhilft vor allem eine transparente Geschäfts- und Gesprächskultur. Nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge sollen offen kommuniziert und diskutiert werden. Das gilt ebenso für Interessenkonflikte und Anreizmodelle. Je besser der Anlagekunde informiert ist, umso mehr Verständnis und Vertrauen bringt er auf.
52% der Anleger glauben ausserdem, dass auch nationale und internationale Regulationen dazu beitragen können, das Vertrauen in die Finanzindustrie zu festigen. So tragen Reformen wie Dodd-Frank, Basel III und Solvency II möglicherweise dazu bei, künftige Finanzkrisen zu verhindern. Anderseits bürden sich Staaten dabei oft zu hohe Lasten auf und schlittern selbst in Krisen, wie jüngst in den USA und der EU geschehen. Ausserdem befürchten die meisten Investmentunternehmen, dass eine Überregulation die Wettbewerbsfähigkeit der Märkte beeinträchtigt.
Vertrauen in Kapitalmärkte ist besser als in Anlageprofis
Das Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte ist jedoch vom mangelnden Vertrauen in die Investmentprofis nicht betroffen, sondern mehr oder weniger intakt. 75% der Anleger glauben, dass sie faire Chancen an den Kapitalmärkten haben. Allerdings sind nur 19% der Anleger fest davon überzeugt. Das Marktvertrauen ist also fragil. Doch damit die Kapitalmärkte ihren Beitrag zur Erstarkung der Wirtschaft leisten können, muss auch in Bezug auf das Vertrauen Aufbauarbeit geleistet werden. Diese Arbeit beginnt bei den Investmentprofis und den Investmentfirmen selbst. Diese müssen einen Kulturwandel in Gang bringen, der ethisches Verhalten gleich hoch wertet wie Performance. Future of Finance Starts with You, lautet denn auch das Credo von CFA Institute, dem weltweiten Berufsverband der Anlageprofis.
Die Umfrage wurde zwar nicht in der Schweiz durchgeführt. Doch hierzulande dürften ähnliche Meinungen zutreffen wie in den USA und Grossbritannien. Handlungsbedarf besteht auch in der Schweiz, bestätigt Christian Dreyer, CEO von CFA Society Switzerland. Seiner Meinung nach muss auch die Schweizer Finanzbranche umdenken und das Interesse ihrer Kunden als höchste Priorität setzen, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Professionalität, Transparenz und die Einhaltung klarer ethischer Grundsätze werden immer wichtiger. Diese Werte und Inhalte vertreten die CFA-Berufsorganisation und deren Mitglieder proaktiv. Damit tragen sie ihren Teil zur Vertrauensbildung bei, unterstreicht er.
Vollständige Studie in Englisch: CFA Institute & Edelman Investor Trust Study