04.12.2024, 10:51 Uhr
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«Japans Bestreben, die Offenlegung von Emissionen zu verbessern, sind mit den Bemühungen des Landes verstrickt, Kreuzbeteiligungen zu reduzieren, und könnten deren Auflösung beschleunigen», schreiben Tomohiro Ikawa, Head of Engagement & Yi Hu, Investment Writer bei Fidelity.
Kreuzbeteiligungen seien ein Relikt aus der schlechten alten Zeit der Japan Inc., als grosse Unternehmen strategische Beteiligungen aneinander eingingen, um feindliche Übernahmen abzuwehren und die Kontrolle über Unternehmensentscheidungen zu maximieren, oft zum Nachteil der Interessen kleiner Aktionäre. Obwohl das Ausmass der Kreuzbeteiligungen in den letzten Jahren abgenommen habe, machen sie immer noch mehr als 8 Prozent des Gesamtaktienkapitals auf dem japanischen Markt aus und bereiten der Unternehmensführung weiterhin Kopfzerbrechen.
«Ein unerwartetes Mittel zur Lösung des Problems ist aus Japans Bestreben entstanden, die Offenlegung von Kohlenstoffemissionen zu verbessern», heisst es bei Fidelity. Nach neuen vorgeschlagenen Standards müssen japanische Unternehmen nicht nur ihren eigenen CO2-Fussabdruck, sondern auch den ihrer Kreuzbeteiligungen berücksichtigen und Emissionen entlang ihrer Wertschöpfungsketten offenlegen. Eine Analyse von Fidelity International ergab, dass die gemeldeten Emissionen unter den neuen Offenlegungsvorschriften für japanische Unternehmen mit grossen Kreuzbeteiligungen in die Höhe schnellen würden.
Der Plan, die Offenlegung von Emissionen im Einklang mit den globalen Standards zu verschärfen, werde Druck auf japanische Unternehmen ausüben, ihre Kreuzbeteiligungen weiter zu reduzieren, und damit «möglicherweise einen weiteren Nagel in den Sarg dieses langjährigen Governance-Problems in Japan schlagen.» Investoren könnten die Gelegenheit nutzen, um mit den Unternehmen in Kontakt zu treten, um die Dekarbonisierung voranzutreiben und gleichzeitig die Kreuzbeteiligungen abzubauen.
Im Juni 2023 veröffentlichte das International Sustainability Standards Board neue Richtlinien zur Offenlegung von klimabezogenen Risiken und Chancen, die die Offenlegung von Scope-3-Emissionen verpflichtend machen, die Treibhausgase umfassen, die von Zuliefern oder Kunden eines Unternehmens entlang seiner Wertschöpfungskette erzeugt werden. Bei der Berechnung von Scope-3-Emissionen sollte ein Unternehmen auch Emissionen berücksichtigen, die seinen Eigenkapitalbeteiligungen zuzuschreiben sind. Die japanische Version solcher Richtlinien wird derzeit vom Sustainability Standards Board of Japan mit ähnlichen Anforderungen ausgearbeitet. Es wird erwartet, dass kotierte japanische Unternehmen diese Regeln bereits ab dem im März 2026 endenden Geschäftsjahr befolgen müssen.
Laut einer Fidelity-Analyse von 30 Unternehmen, deren Kreuzbeteiligungen zu den grössten auf dem japanischen Aktienmarkt gehören, würden die neuen Vorschriften den CO2-Fussabdruck einiger Unternehmen vervielfachen. Bei den fünf am stärksten betroffenen Unternehmen würden sich die Emissionen nach Bereinigung um die Kreuzbeteiligungen mehr als verdoppeln. Im Median würden die Emissionen der 30 untersuchten Unternehmen um ein Drittel steigen.
In einem Extremfall würden die neuen Vorschriften bei einem Arzneimittelhersteller in Osaka zu einem 16-fachen Anstieg seiner jährlichen Emissionen führen - von 80 000 auf 1,3 Millionen Tonnen, was hauptsächlich auf die Beteiligung des Unternehmens an einem Hersteller von Klimaanlagen zurückzuführen ist, der zu den grössten Verursachern von Emissionen in Japan gehört. Die Kreuzbeteiligungen machen etwa 15 Prozent des gesamten Eigenkapitals des Arzneimittelherstellers aus.
Japans ESG-Initiative hat in den letzten zwei Jahren an Fahrt gewonnen, mit signifikanten Fortschritten bei der Offenlegung klimabezogener Daten sowie Reformmassnahmen zur Verbesserung der Unternehmensführung. In Japan gibt es mehr Unterzeichner der Task Force on Climate-related Financial Disclosures als in jedem anderen Land. Die Aufsichtsbehörden haben den japanischen Aktienmarkt 2022 in drei Segmente umstrukturiert, wobei für das so genannte «Prime»-Segment höhere Governance-Standards gelten. Darüber hinaus hat die Tokioter Börse den konstruktiven Dialog zwischen kotierten Unternehmen und Investoren gefördert.
Der japanische Corporate-Governance-Kodex verlangt von den Unternehmen, jährlich zu prüfen, ob der Zweck ihrer Kreuzbeteiligungen angemessen ist. Börsennotierte Unternehmen sind verpflichtet, die mit solchen Eigentumsstrukturen verbundenen operationellen Risiken zu untersuchen, aber auch klimabezogene Risiken sollten in diesem Prozess bewertet werden.
Japan schliesst zu anderen Teilen der entwickelten Welt auf, in denen das Eigentum an Unternehmen bereits reformiert wurde. Deutschland hat vor mehr als einem Jahrzehnt ein komplexes Geflecht von Kreuzbeteiligungen aufgelöst. Die Deutsche Bank beispielsweise verkaufte 2009 ihren Daimler-Anteil.
«Die E- und G-Faktoren nachhaltiger Investitionen sind für Japan Inc. miteinander verwoben, wobei die Verbesserung der Offenlegung von Emissionen teilweise von den Bemühungen abhängt, die Kreuzbeteiligungen zu reduzieren. Dies bietet Anlegern die Möglichkeit, einen ganzheitlichen Ansatz für das ESG-Engagement zu wählen. Mit einer sorgfältigen Umsetzung könnte Japan zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen», so das Fazit.