23.11.2024, 12:00 Uhr
Matt Quinlan, Portfoliomanager bei der Franklin Equity Group, erläutert die entscheidende Rolle, die Dividenden bei der Steigerung der Gesamtrendite und bei der Verringerung der Gesamtvolatilität für Aktienanleger...
Schwellenländer mit unterbewerteten Währungen beinhalten nicht nur Anlagechancen, sondern auch Risiken. Letztere überwiegen in der Türkei. In Brasilien sollten die Wahlen abgewartet werden. Korea bleibt einer der Lieblingsmärkte von James Syme, Fondsmanager von J O Hambro.
Der aktuelle "External Sector Report" des Internationalen Währungsfonds (IWF) bewertet Schwellenländer allgemein positiv und identifiziert auch einige unterbewertete Schwellenländerwährungen. Dabei konzentriert er sich zwar auf das Jahresende 2017, doch können die Einschätzungen anhand der kumulierten Bewegungen des laufenden Jahres angepasst werden, um zu aktuellen Währungsbewertungen zu gelangen. Interessanterweise können diese mit Aktienmarktbewertungen kombiniert werden, um Bereiche des Emerging Market Universums zu identifizieren, die insgesamt günstig sind, kommentiert James Syme. Dies könne auf Chancen hinweisen.
Zurückhaltung bei Brasilien
So stufte der IWF die brasilianische Währung Real per Ende 2017 als 2% unterbewertet ein. Die anschliessende Schwäche legt aber eine aktuelle Unterbewertung von 3,5% nahe. Demgegenüber erscheint Brasiliens Aktienmarkt mit 10,5x der erwarteten Gewinne günstig. Der IWF ist der Ansicht, dass in Brasilien die Kreditvergabe trotz schwacher Investmentaktivität unter dem erwünschten Niveau liege. Das verdecke Wettbewerbsprobleme und treibe die Leistungsbilanzsalden in die falsche Richtung, so Syme. Dies solle gemäss dem Experten im Kontext einer Steuerproblematik gesehen werden, die möglicherweise thematisiert wird an den bevorstehenden Wahlen im Oktober 2018. So bleibt Syme in Bezug auf Brasilien vorsichtig und beobachtet die Entwicklungen rund um die Wahlen.
Stärkeres Wachstum von Korea
Ein weiteres Land sei Korea: "Korea hat mit seinem hohen Aussenhandelsüberschuss ein ganz anderes Profil als die meisten Schwellenländer", so Syme. Gemäss dem Bericht gibt es einige Faktoren, welche zur Unterbewertung der koreanischen Währung (4,5% per Ende 2017; derzeit 4,7%) sowie des anhaltenden Leistungsbilanzüberschusses beitragen. Letzterer ist gemäss IWF höher als erwünscht. Eine stärkere Währung und eine lockere Finanzpolitik könnten Linderung bewirken. Der Experte glaubt, dass die Politik der eher linken Moon-Administration diese beiden Ziele erreichen wird, was zu einem stärkeren Wachstum der Binnennachfrage und einer stärkeren Währung führen kann. Die koreanischen Aktien notieren mittlerweile nur noch bei 7,7x der erwarteten Gewinne. Daher ist Korea einer seiner Lieblingsmärkte.
Keine Erholung türkischer Vermögenswerte in Sicht
Die Türkei präsentiert sich etwas komplizierter. Der "IWF 2018 External Sector Report" stufte die Lira während mehrerer Jahre als unterbewertet ein, per Ende 2017 allerdings als fair. Dies bedeutet, dass sie nach dem Rückgang des Wechselkurses seit Jahresbeginn deutlich unterbewertet ist. Syme erachtet die Lira per Ende Juni 2018 als 9,0% und per 6. August 2018 als 14,2% unterbewertet. Türkische Aktien werden mittlerweile mit dem 5,8-fachen der künftigen Gewinne bewertet. "Der IWF hält es für notwendig, dass die Türkei 'ein glaubwürdiges Politikpaket mit wachstumsfreundlicher Haushaltskonsolidierung' verabschiedet und die Kreditvergabe erleichtert wird", zitiert der Fondsmanager. Es bestehe kein Zweifel, dass die Umsetzung der orthodoxen Politik in der Türkei zu einer sehr starken Erholung der türkischen Vermögenswerte führen könnte. Zurzeit erkennt er aber keine Anzeichen, dass die Politiker solche Schritte in Betracht ziehen und lehnt die Türkei weiterhin ab.
Syme glaubt, dass sowohl Währungen als auch Aktienbewertungen kritische Komponenten bei der Beurteilung der Anlagemöglichkeiten in Schwellenländern sind. "Aber wie man in diesen drei Fällen sehen kann, sollte man weder das politische Umfeld noch die Kredit- und Nachfragezyklen in Schwellenländern ignorieren", schliesst er.