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Umbruch in China

James Syne, Senior Fondsmanager bei J O Hambro Capital Management.
James Syne, Senior Fondsmanager bei J O Hambro Capital Management.

China ist mit einer langsameren Kreditschöpfung – insbesondere ausserhalb des Bankensektors – und einer neuen Leitung der Regulationsbehörden konfrontiert, so JO Hambro-Schwellenländerexperte James Syme.

12.07.2017, 09:41 Uhr

Redaktion: jod

Die Nachricht im April, dass in China nun auch der dritte der drei Finanzregulatoren die Leitung auswechselte, überraschte kaum. Nachdem Xiao Gang im Februar 2016 seinen Platz an der Spitze der China Securities Regulatory Commission (CSRC) räumte, und darauffolgend der Wechsel an der Spitze des Banking-Regulatoren CBRC in 2017 stattfand, wurde nun fast die komplette Führungsriege des regulatorischen Systems ausgetauscht (Immerhin: Zhou Xiaochuan bleibt Zentralbank-Gouverneur). Es wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass die drei erst in dem Jahr eines Parteikongresses wechseln. Nun sieht man eine komplett andere Entwicklung.

James Syme hat häufig über seine Sorge geschrieben, dass der Stimulus der chinesischen Regierung Mitte 2015 negative Nebenwirkungen haben könnte und nicht nachhaltig ist. Unsere Bedenken galten vor allem der Kombination aus den erhöhten Risiken aufgrund der Überschuldung des Finanzsystems, gestiegener Inflation, Abwärtsdruck auf die Währung, und / oder, dass die Verschlechterung der städtischen Luftbelastung für einen Umkehrtrend bei der Politik sorgen könnte. Das Hauptziel der Chinesischen Kommunistischen Partei dürfte laut James Syme nicht wie häufig erwartet das Wachstum sein, sondern die Stabilität. Jeder Bürokrat, dessen Pläne diese Stabilität bedroht, muss mit seiner Absetzung rechnen.

Zuletzt bestätigten einige Datenpunkte die deutlich straffere Geldpolitik in China. Diese wird – wie es üblich ist – von einem Mix aus Zinsraten und makroökonomischen Regeln und Quoten beeinflusst.

Zum einen ist es definitiv so, dass die Kredite im ganzen System mit einem schwächeren Level steigen als noch vor einem Jahr. Der jüngste Anstieg, 14.1% seit Jahresbeginn bis zum Mai 2017, ist der niedrigste seit der 2008/2009 Finanzkrise. Der Anstieg im Vorjahreszeitraum lag bei 20.8%. Interessanterweise sind es die Nicht-Banken innerhalb des Finanzbereichs, in dem der Abschwung am deutlichsten ist. Damit zusammenhängend lag in den letzten Wochen die dreimonatliche Shanghai Interbank Offered Rate (Shibor) bei 4.5% – eine deutliche Steigerung seit 2.8% im November 2016.

Zum anderen hat die CRBC Ende Juni die Chinesischen Banken dazu aufgefordert, ihr "systemisches Risiko" zu beurteilen, dass durch eine Gruppe von bedeutender chinesischer Konglomerate ausgeht, die in den letzten Jahren bedeutende Akquisitionen getätigt haben. Darunter fallen Dalian Wanda, Fosun International, HNA und Anbang (der nicht am Aktienmarkt gelistete Versicherer, dessen CEO Wu Xiaohui kürzlich verhaftet wurde). Diese Gruppen haben sich beträchtliche Beträge geliehen, um sich einige "Trophäen" wie zum Beispiel das Waldorf Astoria in New York zu kaufen. Es scheint, dass die Regierung sowohl über die Verwendung der Kredite, als auch über deren Gesamtsteigerungsrate besorgt sind.

Daneben überraschte im Offshore-Anleihemarkt der Immobilienentwickler Evergrande mit einer beeindruckenden 6.6 Mrd US-Dollar Anleiheemmission. Das bedeutet, dass chinesische Immobilienentwickler in 2017 bisher insgesamt 14.9 Mrd. US-Dollar durch Offshore Anleihefinanzierung aufbringen konnten. Dies ist eine enorme Zunahme zu den 14.4 Mrd. US-Dollar im ganzen Jahr 2016.

Es deutet einiges darauf hin, dass die Zeiten des Stimulus hinter uns liegen: die langsamere Kreditschöpfung – insbesondere ausserhalb des Bankensektors, neue Regulatoren, regulatorisches Durchgreifen bei den aggressivsten Kreditnehmern, während sich schwergewichtige Anleiheemittenten den Offshore-Märkten zuwenden. Die Auswirkungen für die Schwellenmärkte fallen hingegen unterschiedlich aus und müssen gemeinsam mit anderen Faktoren wie der sich erholenden Eurozone und niedrigere US-Anleiherenditen betrachtet werden. Diese Faktoren haben zweifelsfrei negative Auswirkungen auf Rohstoffe, Rohstofftitel und rohstoffexportierende Länder.

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