23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Der Wettlauf zu Netto-Null-Emissionen ist kein Wettlauf zwischen Ländern. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, sagt Peter Eerdmans von Ninety One. Die Netto-Null-Investitionsansätze müssen dringend überdacht werden. Aus diesem Grund hat Ninety den Net Zero Sovereign Index eingeführt.
Wenn die Welt die Netto-Null-Ziele in dem Tempo erreichen soll, wie vom Pariser Abkommen vorgesehen, müssen sich die derzeitigen Ansätze der Investoren bei der Kapitalallokation ändern. Das neueste Whitepaper von Ninety One untersucht Interpretationsfehler von Vermögensverwaltern bei Netto-Null-Ansätzen. "Diese Fehler haben die Unternehmen dazu verleitet, Kohlenstoffziele auf Portfolioebene festzulegen, die die globalen Netto-Null-Ambitionen zunichtemachen werden", meint Peter Eerdmans, Head of Fixed Income von Ninety One. Als Reaktion hat der südafrikanische Vermögensverwalter den Net Zero Sovereign Index ins Leben gerufen, der Anlegerinnen und Anlegern von Staatsanleihen eine unabhängig geprüfte Bewertung nach Pariser Ausrichtung bietet.
Ein erfolgreicher Übergang zu Netto-Null-Emissionen erfordere rasches Handeln sowie Anpassungen in vielen Bereichen. Dazu zählen Regulierung, Konsumverhalten, Technologie und – für Investoren besonders wichtig – Kapitalallokation. Momentan bestehe das akute Risiko, dass Schwellenländern die Finanzmittel vorenthalten werden, die sie für die Umstellung auf Netto-Null-Emissionen benötigen. Das erschwere wiederum den Übergang zu einer "dekarbonisierten" Weltwirtschaft. Die derzeitigen Netto-Null-Ansätze können erhebliche negative wirtschaftliche und soziale Auswirkungen auf die benachteiligten Gemeinschaften der Welt haben. Genau diese Gemeinschaften seien oft am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Keine Netto-Null-Normen in einigen Teilen der Welt bedeuten überhaupt keine Netto-Null-Normen, so Eerdmans.
Schwellenländer seien dem Klimawandel allgemein stärker ausgesetzt als die entwickelte Welt (vgl. Grafik). Ein durchdachter und vorausschauender Ansatz für Netto-Null-Emissionen sei somit dringend notwendig. Der Ansatz müsse den Kontext, in dem jedes Land agiert, sein Potenzial, zum Netto-Null-Emissionsziel der Welt beizutragen, und seinen spezifischen Übergangspfad angemessen berücksichtigen.
Der Net Zero Sovereign Index enthält 115 Länder in Schwellen- und Industriemärkten. Es handelt sich um den ersten Index, der die gesamte Bandbreite der Schwellenländer abdeckt. Der Net Zero Sovereign Index baut auf dem Climate & Nature Sovereign Index, der 2020 eingeführt wurde, auf. Er zielt darauf ab, das Engagement von Anlegerinnen und Anleger gegenüber Regierungen zu unterstützen, damit sie öffentliche Amtsträger zur Verantwortung ziehen und positive Veränderungen fördern können.
"Investoren brauchen bessere Massstäbe, damit sie faire netto-null-orientierte Portfolios aufbauen können", fügt Eerdmans hinzu. Mit dem Net Zero Sovereign Index können sie nachweisen, dass sich ihre Portfolios mit Staatsanleihen am Pariser Abkommen orientieren und sich auf einem glaubwürdigen Weg zum Netto-Null-Emissionsziel befinden. "Wir glauben, dass der Index einen fairen Übergang in Schwellenländern unterstützt und dass er Investoren, die in Staatsanleihen investiert sind, helfen wird, Regierungen für ihre Klimapolitik und -massnahmen zur Rechenschaft zu ziehen."
Industrieländer und Schwellenländer liefern im Index sehr unterschiedliche Ergebnisse (vgl. Grafik). Von den Industrieländern schneiden die Vereinigten Staaten am schlechtesten ab, da sie sehr hohe Emissions- und Energieverbrauchswerte aufweisen. Der schlechte Ausgangpunkt und die geringen Fortschritte, die bisher erzielt wurden, seien verantwortlich für diese schwache Bewertung. Auch die asiatischen Industrieländer befinden sich auf den hinteren Rängen. Japan liegt noch im Mittelfeld, doch Korea und Singapur werden durch einen geringen Anteil an erneuerbaren Energien und einen hohen Energieverbrauch belastet. Das Vereinigte Königreich und Dänemark sind die beiden am besten abschneidenden Industrieländer im Index.
"Die Schwellenländer rangieren mit acht der zehn besten Länder im Index höher, als wohl viele erwartet haben. Das zeigt, dass viele dieser Länder die Energiewende vorantreiben und in der Lage sind, Kapital für die Dekarbonisierung zu mobilisieren", so Eerdmans. Diese Investitionen müssen aber weiter fliessen und sogar erhöht werden, damit die Bemühungen nachhaltig sind. Der Index weist auch auf einige Nachzügler unter den Schwellenländern hin, die noch weit von der für die Dekarbonisierung erforderlichen Dynamik entfernt sind. "Diese Länder benötigen Zeit, Ermutigung und Anreize. Was allerdings schädlich ist, ist ein sofortiger Kapitalabzug. Wenn diese Länder den richtigen Ansatz wählen, können mit Finanzmittel gute Ergebnisse erzielt werden", erklärt Eerdmans.