Klimasensitive Anleihen bringen weniger Rendite

Nachrichten zum Klimawandel beeinflussen laut einer Studie die Renditen von bestimmten Unternehmensanleihen. (Bild: Shutterstock.com/Sepp photography)
Nachrichten zum Klimawandel beeinflussen laut einer Studie die Renditen von bestimmten Unternehmensanleihen. (Bild: Shutterstock.com/Sepp photography)

Euro-Unternehmensanleihen mit einer höheren Sensitivität gegenüber Nachrichten zum Klimawandel sind laut einer Studie mit niedrigeren Renditen verbunden. Und Anleihen mit einem längeren Fälligkeitsdatum sind stärker von Klimanachrichten betroffen.

28.06.2021, 15:25 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

Ein Forschungspapier der Kedge Business School und Kedge/Candriam zeigt einen Zusammenhang zwischen der Anfälligkeit für den Klimawandel und den Renditen von Unternehmensanleihen in der Eurozone auf. Als Basis der Forschung wird mit einem neuen Climate Awareness Index das Klimarisiko eines Vermögenswertes durch eine Reihe von nachrichtengetriebenen Klimawandel-Signalen für Anleihen-Portfolios geschätzt. Weiter bedient sich die Untersuchung einer sektorübergreifenden Analyse, um Anleihen zu identifizieren, die empfindlicher auf Klimarisiken reagieren, und stellt eine Verbindung zwischen aufkommenden Klimanachrichten und Anleiherenditen her.

Die Untersuchung hat gezeigt, dass Anleihen mit längerer Laufzeit stärker von Klimanachrichten betroffen sind, da die globalen Klimatermine vor ihrer Fälligkeit stattfinden. Die Studie zeigt auch auf, welche Anleihen regulatorischen Klimarisiken am besten standhalten. Ein Beispiel ist etwa die EU-Offenlegungsverordnung SFDR und die grüne Taxonomie als Teil des europaweiten Plans für nachhaltige Finanzen. Das Ergebnis: Anlagen, die empfindlicher auf die Klimaregulierung reagieren, sind den üblichen Risikofaktoren (Liquiditäts-, Ausfall- und Abwärtsrisiko) stärker ausgesetzt, da der Anleihenmarkt Klimarisiken noch nicht vollständig in die Anleihenpreise integriert hat.

ESG-Bewertungen von externen Anbietern oft inkonsistent

Zudem sind ESG-Bewertungen von externen Anbietern oft inkonsistent und werden auf die Unternehmensebene und nicht auf die Anleiheebene zugeschnitten, wie es weiter in der Medienmitteilung zur Studie heisst. Während Credit Ratings wertvoll seien, erfordere die wachsende Nachfrage nach ESG und verantwortungsvollen Investitionen ein zusätzliches massgenschneidertes Angebot, um die nicht-finanziellen Informationen zu verbessern, die Investoren zur Bewertung von Anleihen zur Verfügung stehen.

Um das Klimarisiko einer Anleihe zu bewerten, wurde daher ein Climate Awareness Index erstellt. Der Index integriert klimabezogene Nachrichtenartikel als externe Quelle für Klimainformationen. Er verwendet das Media and Climate Change Observatory, das 120 Nachrichtenquellen in 54 Ländern, darunter 31 europäische Publikationen, bewertet.

Die Studie hat ein Climate Change Beta konstruiert, das die Klimarisikosensitivität von 3'100 europäischen Anleihen über einen Fünfjahreszeitraum von 2015 bis 2020 widerspiegelt.

Resultate der Studie:

  • Anleihen mit einer höheren Sensitivität gegenüber Nachrichten zum Klimawandel (Climate Change Beta) sind mit niedrigeren Renditen verbunden.
  • Der Klimarisiko-Effekt ist in Zeiten, in denen der Klimawandel in den Schlagzeilen ist, wie z.B. während globaler Klimakonferenzen, stärker ausgeprägt. Dies ist besonders wichtig, da die COP26 nur noch wenige Monate entfernt ist.
  • Anleihen mit einem längeren Fälligkeitsdatum sind stärker von Klimanachrichten betroffen. Zum Beispiel zeigen Anleihen, die vor den von der EU auferlegten Klimazielen 2030 und 2050 fällig werden, eine geringere Sensibilität als solche, die nach diesen beiden Fristen fällig werden.

Mit dieser Untersuchung hofft Candriam, nachhaltig motivierte Investoren dabei zu unterstützen, zu verstehen, wie sich Nachrichten über den Klimawandel auf allgemeine Risikofaktoren für die Performance von Anleihen auswirken, einschliesslich Kreditqualität, Marktliquidität und Abwärtsrisiko.

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