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Im Auge des Sturms

Bild: Unsplash
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In der vergangenen Woche schienen die europäischen Märkte gemäss Edi Aumiller von Legg Mason eine Pause einzulegen. Allerdings dürfte diese nicht von allzu langer Dauer sein. Derweil wirkten sich politische Ereignisse in Brasilien und Mexico auf die heimischen Märkte aus.

01.11.2018, 08:41 Uhr

Redaktion: ase

Vor einer Woche hat die Europäische Kommission den ersten Haushalt Italiens an die Regierung zurückgeschickt mit der Anweisung, ihn mit den EU-Richtlinien in Einklang zu bringen. "Eine solche Ablehnung geschah zum ersten Mal", sagt Edi Aumiller, Country Head Switzerland bei Legg Mason. Und obwohl italienische Staats- und Unternehmensanleihen auf breiter Basis von Privatpersonen in Italien und von Banken in ganz Europa gehalten würden, hätten sich die italienischen Renditeaufschläge zwischen 285 und 320 Basispunkten über der deutschen 10-Jahres-Benchmark stabilisiert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel gab ihrer immer geringer werdenden Unterstützung mit der Ankündigung nach, dass sie sich im Dezember nicht mehr zur Wiederwahl als Parteivorsitzende der CDU stellen werde. Diese Rolle hatte sie 18 Jahre lang innegehabt. Auch dieser politische Wandel in Deutschland wird gemäss Aumiller mit vergleichsweiser Entspanntheit von den Märkten quittiert.

"Zur Einordnung der beiden genannten Fälle ist es jedoch wichtig sich vor Augen zu halten, dass noch weitere Hintergrundinformationen eine Rolle spielen können", relativiert Aumiller. In Deutschland laufe die Amtszeit von Bundeskanzlerin Merkel noch drei Jahre, wenn sie nicht vorher durch ein Misstrauensvotum zum Rücktritt gezwungen werde. In Italien wüssten Beobachter aus Erfahrung, dass die Regierungen des Landes bekanntlich nur von kurzer Dauer sind. "Dabei könnte das Einzige, was diese Koalition im Moment zusammenhält, der offene Haushalt sein, um dessen Überarbeitung sie derzeit gebeten wurde", vermutet Aumiller.

Wahlresultat führt zu bedingtem Optimismus in Brasilien
Der Sieg mit 55% zu 45% der Stimmen des rechtsextremen Kandidaten Jair Bolsonaro bei der Wahl am Sonntag sei von vielen erwartet worden, so Aumiller. Dennoch dürfte das Ergebnis für diejenigen bisher eine Enttäuschung gewesen sein, die auf eine Art Misstrauensvotum durch die Märkte gesetzt haben. Der Ibovespa-Aktienindex stieg in den beiden Handelstagen seit Sonntag um knapp 1,5% und machte damit insgesamt sogar mehr an Boden gut, als er bei seinem anfänglichen Tief (-2,25% am 29. Oktober) verloren hatte.

Obwohl der brasilianische Real gegenüber dem US-Dollar um etwa 1,2% fiel, verharrte die 5-jährige US-Dollar-Anleihe des Landes mit einer Rendite von 4,43% etwa dort, wo sie die Woche begann. "Das Pendant in lokaler Währung entwickelte sich etwas besser", sagt Aumiller. Die Renditen sanken von 9,533% auf 9,166%. Da die Finanzmärkte offensichtlich zustimmend nicken, wird der neu gewählte Präsident gemäss Aumiller in den ersten Tagen seiner Regierung eine gewisse Flexibilität haben, bevor die Herausforderungen der Tagesordnung ihren Tribut fordern.

Mexikanischen Peso leidet nach Einstellung des Flughafenbaus
In den ersten drei Quartalen 2018 sei der mexikanische Peso nicht nur die Emerging Markets-Währung mit der besten Wertentwicklung gewesen, sondern eine von nur drei Schwellenländer-Währungen, die gegenüber dem US-Dollar um über 5% anstiegen, erläutert Aumiller. Mit dem Ende des dritten Quartals war der Peso jedoch die zweitschlechteste Schwellenländer-Währung und fiel um 6,8%. Lediglich der Rückgang des kolumbianischen Pesos fiel mit 7,4% noch deutlicher aus.

"Als Schuldiger wird von den meisten der designierte Präsident Andrés Manuel López Obrador ausgemacht", so Aumiller. Obrador plane, die Entwicklung eines neuen Flughafens für Mexiko-Stadt auf der Grundlage einer "Volksbefragung" einzustellen; eine Mehrheit erachtet den 13 Mrd. USD teuren Entwurf als unerwünscht. Die Ersatzprojekte würden die Erweiterung des bereits maximal ausgelasteten aktuellen Flughafens sowie eines zweiten bestehenden Flughafens in der Stadt Toluca und die Erweiterung eines nahegelegenen Militärflughafens um zwei Start- und Landebahnen erfassen. "Die Hauptsorge liegt in der Androhung des künftigen Präsidenten, bereits seit langem bestehende Verträge aufzukündigen, was für Investoren und Halter von Staats- sowie Unternehmensanleihen ein politisches Risiko darstellen könnte", so Aumiller.

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