10.12.2025, 11:40 Uhr
«In einer Welt, die von höheren Zinsen, geopolitischen Verschiebungen und der Rückkehr realer Kapitalkosten geprägt ist, hebt sich der europäische Private-Equity-Markt still und leise von anderen Märkten ab»,...
«Das makroökonomische Umfeld ist günstig für Risikoanlagen. Sorgen bereiten die hohe Konzentration am Aktienmarkt, stark KI-abhängige Investitionen, Zweifel an der Unabhängigkeit der Fed, der fallende US-Dollar und die fortschreitende Fragmentierung», schreiben Henk-Jan Rikkerin, Global Head of Multi Asset, Real Estate & Systematic und Salman Ahmed, Global Head of Macro and Strategic Asset Allocation bei Fidelity in ihrem Ausblick.
Robustes Wachstum sowie Geld- und Fiskalpolitik, die Unternehmen stützt, bietet ein günstigen Umfeld für den Start ins Jahr 2026. Die Inflation ist noch erhöht, schwächt sich aber ab. Auch die Gefahr eines durch Zölle ausgelösten Abschwungs gilt inzwischen als geringer. Andere Risiken bestehen: ein sich verschlechternder US-Arbeitsmarkt, Unsicherheit über die Unabhängigkeit der Fed und die Stärke des KI-Investitionszyklus. Diese Risiken scheinen jedoch beherrschbar zu sein. Analysten verweisen auf sinkende Zinsen, bessere Finanzierungsbedingungen und eine wirtschaftsfreundlichere US-Politik.
Nach Jahren der Globalisierung schreitet eine globale Fragmentierung voran, ausgelöst durch den «Liberation Day» von Präsident Trump. Die US-Zoll- und Handelspolitik ist so restriktiv wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Gleichzeitig wird eine Schwächung des US-Dollars politisch forciert, um das Handelsdefizit zu verringern und Kapital in produktive Vermögenswerte zu lenken. Der Dollar wird damit zum strategischen Instrument. Es wird erwartet, dass er weiter sinkt. Debatten um die Fed-Unabhängigkeit dürften ab Mai 2026 zunehmen. Anleger müssen das Risiko von Dollar-Anlagen neu bewerten.
2026 könnte die weltweite Volatilität steigen. Die Inflation bleibt strukturell höher, die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen nimmt zu. Das spricht für alternative Diversifikationsquellen wie Realwerte, Währungen und Absolute-Return-Strategien. Gold kann Schutz bieten. Auch der Euro erscheint attraktiver, begünstigt durch fiskalische Lockerungen und höhere Verteidigungsausgaben. Dividendenorientierte Anlagen erweitern das Spektrum über Technologiewerte hinaus und bieten stabilere Cashflows. Langfristig stellt sich die Frage, ob die bestehenden Absicherungen für Nicht-US-Anleger in einer Welt mit einem politisch geschwächten US-Dollar ausreichen.
Eine Abwertung des US-Dollars dürfte Schwellenländer klar begünstigen, da Kapitalzuflüsse, Handelsbedingungen und Finanzierungskosten typischerweise günstiger werden. Schwellenländer-Anlagen gelten daher 2026 als zentrale Überzeugung. Südkorea und Südafrika werden aufgrund verbesserter Fundamentaldaten und attraktiver Bewertungen höher eingestuft, während China dank anhaltender politischer Unterstützung zusätzliche Chancen bietet.
Auch Schwellenländeranleihen in lokaler Währung sind attraktiv – insbesondere in Lateinamerika, wo hohe Realrenditen und steile Renditekurven überzeugen. Brasilien gilt dabei als besonders aussichtsreich. Im Kreditbereich erscheinen Hochzinsanleihen derzeit vorteilhafter als Investment Grade, da die Fundamentaldaten im High-Yield-Segment solide bleiben.
KI verspricht Produktivitätssteigerungen und höhere Margen, entsprechend akzeptiert der Markt höhere Bewertungen entlang der gesamten KI-Wertschöpfungskette. Neben Kernentwicklern profitieren weniger bekannte Infrastruktur- und Plattformanbieter sowie Chiphersteller. 2026 könnte «Physische KI» boomen, etwa Robotik und Fabrikautomation. Der grosse Strombedarf erfordert gewaltige Netzinvestitionen bis 2050, was Rohstoffe wie Kupfer und Uran stark nachfragen wird. Entlang der gesamten KI-Wertschöpfungskette eröffnen sich daher vielfältige Anlagechancen – von Hyperscalern über Chiphersteller bis hin zu Unternehmen aus der zweiten Reihe.
«Das Marktumfeld bietet trotz Risiken attraktive Chancen, eingebettet in eine tiefgreifende strukturelle Veränderung. Anleger müssen Risiken sorgfältiger prüfen, wobei eine ausgewogene Risikobereitschaft und ein wachsames Auge auf mögliche Ungleichgewichte an Märkten, in der Weltwirtschaft und der Geopolitik entscheidend bleiben», so das Fazit.