04.12.2024, 10:51 Uhr
«Während die Märkte von einer lockeren Geldpolitik beflügelt werden, drohen politische Umwälzungen in den USA sowie geopolitische Spannungen», schreibt Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam in...
Herausforderungen wie der Krieg in Europa, die Unterbrechung von Lieferketten und die Inflation haben erneut die Diskussion über den Sinn nachhaltiger Investitionen befeuert. «Ein Teil der Debatte ist zwar hilfreich, ein Grossteil ist jedoch fehlgeleitet und konzentriert sich auf kurzfristige Faktoren. Es ist jedoch wichtig, eine langfristige Perspektive einzunehmen und zu behalten», schreibt Fidelity in einer neuen Studie.
Die ESG-Faktoren sind nicht-finanzielle Informationen, die heute oder in Zukunft von finanzieller Bedeutung sein können. Die Berücksichtigung dieser Informationen kann das Verständnis eines Anlegers für die Risiken und Chancen eines Unternehmens verbessern und sich somit auf seine Performance auswirken. Umweltergebnisse wie Treibhausgasemissionen sind gut messbar. Andere Faktoren wie die Schaffung von sozialem Wert sind dagegen schwieriger zu fassen. Unabhängig davon müssen Anleger und Investmentmanager die Bedeutung dieser Faktoren verstehen. «Nur so können sie die richtigen Entscheidungen treffen, welche ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern», schreiben Daniel Swift, Portfolio Manager Fidelity International, Hiten Savani, Portfolio Manager Fidelity International und Stewart Rumble, Investment Director Multi Asset Fidelity International.
Die zunehmende Sensibilisierung der Anleger für Nachhaltigkeitsfragen und die Entwicklung von ESG-bezogenen Standards und Offenlegungen hätten zu einem Paradigmenwechsel bei den Anlagerahmen geführt, bei dem fundamentale und ESG-Analysen nun Hand in Hand gehen. Unternehmen seien inzwischen gezwungen, ESG-Themen und alle Stakeholder bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Anlageverwalter nehmen durch ihre Anlageentscheidungen und ihr Engagement zunehmend Einfluss auf Unternehmen.
Dies werde durch kurzfristige Wirtschafts- oder Branchenzyklen nur wenig beeinflusst. Die Unternehmen im Research Universum von Fidelity berichten, dass sie trotz der jüngsten Herausforderungen denselben oder einen grösseren Wert auf ESG-Themen legen wie vor einem Jahr. «Die grossen wirtschaftlichen Verwerfungen des letzten Jahres werden sich legen. Es gibt ermutigende Anzeichen dafür. Dies bietet die Gelegenheit, die Erwartungen der Anleger an nachhaltige Investitionen zu klären», heisst es in der Studie.
Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren erfordere eine langfristige Perspektive, unabhängig vom Zeithorizont der Investition. Denn, viele der weltweiten Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit sind langfristiger Natur. Es könne lange dauern, bis die Marktbewertung den Beitrag eines Unternehmens zu einer gerechteren, ökologisch nachhaltigeren Welt widerspiegelt. Insbesondere die Politik der COP und die Bemühungen um die Vereinheitlichung eines Kohlenstoffpreises werden sich laut den Autoren über Jahrzehnte auf grosse Emissionsunternehmen auswirken. Durch die Bevorzugung von Unternehmen und Fonds, die sich zu glaubwürdigen nachhaltigen Praktiken verpflichten, könnten Anleger im Laufe der Zeit von entsprechenden Bewertungen profitieren.
«Ein Grossteil des Verbesserungspotenzials liegt in den Händen der Anleger. Ein proaktiver Ansatz berücksichtigt, dass viele Unternehmen mit nicht nachhaltigen Praktiken eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen. Sie benötigen bezahlbares Kapital, um nachhaltiger zu werden. Ein blinder Ausschluss von Unternehmen auf der Grundlage von ESG-Faktoren, um ein ‘grünes’ Portfolio zu erstellen, verpasst die Möglichkeit, den Wandel voranzutreiben. Dies kann zudem eine schlechte Anlagestrategie sein. Eine Devestition kann das Risiko von Kontroversen zwar verringern, verpasst aber dann den Gewinn, wenn Unternehmen ihre Nachhaltigkeit verbessern. Das Verständnis der Unternehmensausrichtung hilft Anlegern, sich für die künftige Wertschaffung zu positionieren», glauben die Autoren.
Anleger, die Strategien und Fonds auf der Grundlage zukunftsorientierter ESG-Ratings priorisieren, könnten sich ein vollständigeres Bild vom langfristigen Potenzial eines Unternehmens und von aufkommenden ESG-Risiken machen und Chancen besser nutzen. Herkömmliche ESG-Ratings konzentrieren sich meist auf vergangene und aktuelle Leistungen, stützen sich mehr auf Unternehmensangaben und sind nicht standardisiert.
Hier kommen eigene ESG-Ratings ins Spiel. Bei Fidelity konzentrieren sich diese Ratings auf vorausschauende Einschätzungen. Sie nutzen die Interaktion mit Unternehmen und die Prüfung durch Fundamentalanalysten, um Risiken zu bewerten. Entscheidend sei hierbei nicht nur die Breite der Research-Teams, sondern auch die globale Präsenz mit Zugang zu Führungskräften. «Der direkte Kontakt mit wichtigen Entscheidungsträgen bietet einzigartige Einblicke und ist notwendig, um die Relevanz von ESG-Faktoren für den Betrieb, die Finanzen und die Aussichten von Unternehmen zu bestimmen», so das Fazit.