Dialog als Schlüssel zu entscheidenden Einblicken in Small Caps

Das direkte Gespräch mit den Führungsteams der Unternehmen gibt wertvolle Einblicke. (Bild: Shutterstock.com/mentatdgt)
Das direkte Gespräch mit den Führungsteams der Unternehmen gibt wertvolle Einblicke. (Bild: Shutterstock.com/mentatdgt)

Der Dialog mit Unternehmen habe für Anlagen in Small Caps eine wichtige Bedeutung, sagt Nicolas Jacob von ODDO BHF AM. Durch den Austausch mit kleineren Unternehmen lasse sich verstecktes Wertpotenzial entdecken und heben.

13.10.2020, 13:36 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

"Es kann nicht oft genug gesagt werden: Nichts geht über gute Kommunikation. Dies gilt umso mehr für die Beurteilung extrafinanzieller Daten von Unternehmen, insbesondere wenn es sich um kleinere Firmen handelt, die nicht über entsprechende Ressourcen verfügen, um ihre ESG-Strategie umfassend zu kommunizieren", betont Nicolas Jacob, Leiter ESG Research, ODDO BHF Asset Management SAS.

Für Fondsmanager, die in Nebenwerte (Small Caps) investieren, spiele der Dialog über extrafinanzielle Aspekte mittlerweile eine ebenso grosse Rolle wie jener über finanzielle Kriterien. Das direkte Gespräch mit den Führungsteams der Unternehmen und der Austausch von Beobachtungen mit diesen sei ein zentraler Weg, um wertvolle Einblicke zu gewinnen. Im Small-Cap-Universum sei die Situation eine andere als bei Standardwerten, da bei diesen zur Auswertung extrafinanzieller Daten auf externe Finanzdienstleister zugegriffen werden könne.

ESG-Dialog mit einer Unternehmensführung

Jacob beobachtet zudem einen Informationsbias bei Standardwerten aufgrund des weit verbreiteten Best-in-class-Ansatzes. Das heisst, dass Standardwerte, die intensiver kommunizieren, klar im Vorteil sind. Kleinere Unternehmen berichten nicht so umfassend, wie es grosse internationale Konzerne tun. Daher sei im Small-Cap-Segment der direkte Dialog entscheidend, um diesen Informationsbias auszuschalten, so der Leiter ESG Research. Die Teams von ODDO BHF AM suchten daher den Dialog, denn je weiter man das Kapitalisierungsspektrum nach unten wandere, umso wertvoller seien qualitative Informationen.

"Wir standen beispielsweise im Austausch mit einer von Europas führenden Autovermietungen und befragten die Geschäftsleitung nach ihrer Umweltstrategie, da die Erneuerung der Fahrzeugflotte hier ein Kernthema ist. Uns wurde umfassend Auskunft gegeben über die von ihnen ins Auge gefassten Fahrzeuge und die Gründe für ihre Wahl. Auch zu ihrer digitalen Strategie erhielten wir wertvolle Informationen. Dieser Punkt ist von wachsender Bedeutung in einem Sektor mit Dienstleistungen rund um das Auto und dem vermehrten Trend unter Verbrauchern, Autos zwar zu nutzen, diese aber nicht zu besitzen"erläutert Jacob.

Humankapital als Ansatzpunkt zum Einstieg in den Dialog

Zugegebenermassen lasse sich der direkte Zusammenhang zwischen dem von einem Fondsmanager angestossenen Dialog und der Aktienkursentwicklung eines Unternehmens nur schwer messen, da ein Asset Manager nur einer von vielen Aktionären ist. Und viele Unternehmen seien zwar durchaus guten Willens, die von ihnen veröffentlichen extrafinanziellen Informationen reichten jedoch nicht immer aus. Hier könne man sich über das direkte Gespräch ein besseres Bild machen von den Risiken oder Chancen.

"Humankapital ist ein Schwerpunktthema unseres Ansatzes. Beispielsweise sind wir daran interessiert, mehr über die Personalpolitik zu erfahren, z.B. was Schulungen oder Möglichkeiten zur Mitarbeiterbeteiligung angeht", sagt Jacob. Jahresberichte enthalten zu diesem Thema in der Regel nur wenige Informationen. Für nähere Einzelheiten hierzu müsse man daher die Unternehmen direkt ansprechen, insbesondere im Industriesektor, wo Fragen der Gesundheit am Arbeitsplatz ein wichtiger Punkt seien. Ein weiterer Bereich sei das Themenfeld Governance mit all seinen Aspekten. "Hier stellen wir Fragen zur Vergütungspolitik, obgleich diese zunehmend transparenter gemacht wird", so der Experte.

Aufspüren von verstecktem Wertpotenzial

Der Dialog mit Unternehmen ist zu einem festen Bestandteil des Investmentmanagement geworden. Dabei sieht sich ODDO BHF AM nicht in der Rolle eines aktivistischen Investors. "Mit unserem Dialogansatz wollen wir in erster Linie Informationen erhalten. Es geht uns nicht so sehr darum, Einfluss zu nehmen auf Unternehmensstrategien, wobei wir durchaus auf Fortschritte und Transparenz hinwirken möchten", sagt Jacob. Fondsmanager suchten in der Regel eher den Dialog mit grösseren Unternehmen und schenkten kleineren Akteuren weniger Beachtung. Daher lasse sich durch den Austausch mit kleineren Unternehmen verstecktes Wertpotenzial entdecken und heben.

Zurich Forum for Sustainable Investment

Nicolas Jacob wird am Zurich Forum for Sustainable Investment teilnehmen. Dieses findet am 29. Oktober im Hotel Park Hyatt in Zürich statt.

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