23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Die weltweit tiefere Inflation in diesem Jahr hat es den Zentralbanken ermöglicht, ihre expansive Geldpolitik beizubehalten. Dieser Trend scheint im 2016 zu Ende zu gehen. Karsten-Dirk Steffens von Aviva Investors kommentiert die Konsequenzen für die Märkte.
"Die Gesamtinflationsrate, über alle entwickelten Märkte hinweg, liegt derzeit um den Nullpunkt. Doch während die Sorgen um eine mögliche Deflation weiterhin bestehen bleiben, scheint es unwahrscheinlich zu sein, dass die Inflation auf diesem tiefen Niveau verharren wird. Die Gesamtinflation dürfte bis Mitte nächsten Jahres wieder auf 1% oder eventuell sogar höher steigen. Bei dieser Steigerung handelt es sich um einen Basiseffekt, da die diesjährige Erosion des Ölpreises aus der Berechnungsgrundlage herauszufallen beginnt. Nur schon die Rückkehr einer minimalen Inflation könnte die Märkte ins Straucheln bringen, da viele Leute eine solche nicht erwarten. Und auch Investoren, die sich an die tiefe Inflation gewöhnt haben, könnten sich, bildlich gesprochen, vor ihrem eigenen Schatten fürchten, wenn die Inflation wieder anzieht.
Wir denken, dass die US-Notenbank gut daran tut, einen langsamen Zinsanstieg einzuleiten, wenn sich die Lage weiter normalisiert. Eigentlich hätten wir diesen Schritt schon Mitte des Jahres erwartet und nicht erst zum letztmöglichen Zeitpunkt. In der Vergangenheit hat die Fed schon zweimal kalte Füsse bekommen, als sich die Chance zu einer Zinserhöhung geboten hätte: Einmal aufgrund von Sorgen über China und ein andermal wegen nervöser Finanzmärkte. Letzteres sorgt für ein gefährliches Präjudiz. Während die europäische Zentralbank versprochen hat, alles zu tun, was immer nötig ist, um den Euro zu retten, hat sich Yellens Notenbank darauf berufen, alles zu tun, was der Markt möchte. Diese Ankündigung hat die Glaubwürdigkeit der Fed unterwandert. Glücklicherweise sieht es jetzt so aus, als dass die Fed doch noch bereit ist, den Auslöser für eine Anhebung der Zinsen zu drücken.
Nach zehn Jahren ohne Zinserhöhungen und der Erfahrung einer grossen Rezession ist die vorsichtige Haltung der US-Notenbank verständlich. Wenn die Zinsen dann irgendwann einmal steigen und die Welt dadurch nicht untergegangen ist, könnte es sein, dass die Märkte sich sogar auf einen schnelleren Anstieg gefasst machen müssen als aktuell erwartet. Aber der Weg dorthin ist lang und es wird noch sehr lange dauern, bis wir wieder ein Zinsniveau von vier oder fünf Prozent sehen, so wie dies in den 80er, 90er und frühen 2000er Jahren normal war.
Im Gegensatz dazu wird es noch weitere zwei bis drei Jahre dauern, bis die europäische Zentralbank und die Bank of Japan die Zinsen erhöhen werden. Aber auch wenn sich abzeichnet, dass sie ihre aktuellen Programme fortsetzen werden, ist die Hürde für zusätzliche Konjunkturprogramme relativ hoch. In beiden Fällen neigen sich die geldpolitischen Unterstützungsmassnahmen dem Ende zu.
Mit einem prognostizierten Wachstum von 3% könnte sich 2016 erneut zu einem erfreulichen Jahr für die globale Wirtschaft entwickeln. Auch wenn sich die Lücke zwischen den Industrie- und Schwellenländern weiter schliesst, dürften letztere mit 4,5% dennoch schneller wachsen als erstere mit 2,0%. Das globale Handelsvolumen sollte sich ebenfalls erholen, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich das Welthandelsvolumen über längere Zeit schwächer entwickelt als das Bruttoinlandsprodukt. Auch wenn der starke Dollar den Schwellenländern Gegenwind bereitet, sieht es danach aus, als dass die Emerging Markets 2016 das Schlimmste überwinden könnten. Die Aktienmärkte haben sich seit 2009 zwar stark entwickelt, drohen aber aufgrund des unsicheren Gewinnwachstums der Unternehmen ins Stocken zu geraten"