Das verschwundene Paradies

Nauru ist nach dem Vatikan und Monaco der drittkleinste Staat der Welt. (Bild: Shutterstock.com/Robert Szymanski)
Nauru ist nach dem Vatikan und Monaco der drittkleinste Staat der Welt. (Bild: Shutterstock.com/Robert Szymanski)

Im Streben nach Wachstum um jeden Preis hat der winzige Inselstaat Nauru sein Naturkapital aufgezehrt. Die Geschichte vom "Wirtschaftsparadies» Nauru zeige vielleicht besser als jede andere den Verfall am Ende einer linearen Wirtschaft, meint Monika Kumar von Candriam und plädiert für den Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft.

19.05.2021, 14:48 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

In den 1970er Jahren hatte der winzige pazifische Inselstaat Nauru das weltweit höchste Pro-Kopf-Einkommen nach Saudi-Arabien. Quelle des Geldstroms war ein intensiver Abbau der reichhaltigen Phosphatreserven des Landes, die in unzähligen Jahren durch Ansammlung von Seevogelkot aufgebaut worden waren und als Düngemittel zur Anwendung kamen.

"Inzwischen sind die Phosphatlagerstätten jedoch grösstenteils erschöpft – und verschwunden sind auch ihre 'Lieferanten', die Seevögel, deren Lebensraum vom Phosphatabbau zerstört wurde. Das Land ist stark verschuldet und auf Almosen von Australien angewiesen. Wegen des Abbaus der Lagerstätten ist unterdessen auch die Lage des Ökosystems für den Menschen gleichermassen schlecht: Das Inselinnere – 80% der Landmasse – ist unbewohnbar", erklärt Monika Kumar, Fund Manager des Circular Economy & Climate Action von Candriam.

Das Beispiel Nauru führe zwei Probleme bei der linearen Wirtschaft vor Augen. Auf der einen Seite könnten die zum Erzielen von Wirtschaftswachstum eingesetzten Rohstoffe zu Ende gehen. Andererseits könnten Produktion und Verbrauch dieser Rohstoffe an der Umweltqualität zehren und die sozioökonomische Zukunft eines Gemeinwesens gefährden. "Im Streben nach Wirtschaftswachstum um jeden Preis hat Nauru sein 'Naturkapital' aufgezehrt. Kritiker könnten meinen, Nauru sei zum weltweit ersten Wegwerfland geworden", gibt Kumar zu bedenken.

Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft erfordert Umdenken

Der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft erfordere ein Umdenken bei der Art und Weise, wie die Welt ihren Geschäften nachgeht. Eine Abwendung also vom reinen Ansatz der freien Märkte, befürwortet von Ökonomen wie Milton Friedman, der die Rendite für Aktionäre als vorrangige Verantwortung des Managements eines Unternehmens sah, zu einem Ansatz, bei dem die Unternehmen die Gesellschaft allgemein berücksichtigen müssen. Schon jetzt reagierten die Unternehmen effizient auf die neue Priorität, die Regierungen und Anleger auf die Erhaltung eines System setzen, das sich selbst trägt und keine bleibenden Schäden hinterlässt. "Manch einer nennt das vielleicht in der Tat 'Nachhaltigkeit', uns aber gefällt die Bezeichnung 'Kreislaufwirtschaft' besser, denn sie beschreibt den Prozess, den es braucht, damit die Welt in einem gesunden Gleichgewicht bleibt", sagt Kumar.

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