23.12.2024, 08:37 Uhr
Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit will sich künftig ganz auf profitablere Regionen und Geschäftsbereiche konzentrieren. Im Zuge der angekündigten Restrukturierung sollen Werke in Dänemark, Indien und der...
Nach der unerwarteten Talfahrt der Weltwirtschaft im vergangenen Jahr bahne sich für 2019 eine Erholung an, so Daniel Hartmann von Bantleon Bank. Die Belebung in China werde positiv auf die Eurozone ausstrahlen. Allerdings sei der Ausblick mit grossen Risiken behaftet.
"Im Jahr 2018 war nicht die US-Wirtschaft, sondern China die treibende Kraft der Weltwirtschaft allerdings nicht im positiven, sondern im negativen Sinne", sagt Daniel Hartmann, Chefökonom bei Bantleon Bank. Die unerwartet starke Wachstumsabkühlung im Reich der Mitte (von knapp 7.0% auf unter 6.5%) habe insbesondere auf die asiatischen Nachbarländer und das exportorientierte Europa negativ ausgestrahlt. Jedoch habe die chinesische Regierung der Wachstumsverlangsamung im 2. Halbjahr 2018 nicht tatenlos zugesehen. "Zwar verkniff sie sich angesichts des notwendigen Schuldenabbaus ein massives Stimuluspaket, wie es während der Finanzkrise lanciert wurde. Dennoch brachte sie mehrere einzelne Massnahmen auf den Weg, die sich positiv auf Chinas Wirtschaftswachstum auswirken sollten", denkt Hartmann.
Unter anderem wurden die Mehrwertsteuer gesenkt, die Einkommensteuer reduziert und die Abgaben der Unternehmen zurückgefahren. Alles in allem führt dies nach Einschätzung Hartmanns bei privaten Haushalten und Unternehmen im Jahr 2019 zu Erleichterungen. Darüber hinaus wurde die Umsetzung von bereits geplanten Infrastrukturinvestitionen beschleunigt. Und die Senkung des Mindestreservesatzes von 17% auf 13.5% führte zu sinkenden Renditen in allen Anleihenklassen. "Mit der üblichen Zeitverzögerung sollte sich diese Lockerung der Finanzierungskonditionen positiv auf die Kreditvergabe auswirken", erwartet der Chefökonom. Schon jetzt sei eine gewisse Stabilisierung auszumachen.
USA wird an Schwung verlieren
"In den USA präsentieren sich die Wachstumsperspektiven genau spiegelbildlich zu China", stellt Hartmann fest. Während in China die Zeichen auf eine moderate Belebung hindeuteten, dürfte das Wirtschaftswachstum der weltweit grössten Volkswirtschaft an Schwung verlieren. Im Wesentlichen seien zwei Faktoren dafür verantwortlich: Zum einen die verschlechterten Finanzierungskonditionen wegen der seit Mitte 2016 massiv gestiegenen Zinsen; bei zweijährigen Staatsanleihen seien sie derzeit mit 2,5% fünfmal so hoch, bei 10-jährigen Staatsanleihen trotz der jüngsten Entspannung immer noch doppelt so hoch wie an den zyklischen Tiefstständen. Zum anderem dürfte das Ausklingen der fiskalischen Stimuli aus dem Jahr 2018 bremsend wirken.
Die Unternehmen, deren Finanzierungskonditionen sich im gleichen Ausmass verschlechtert hätten, würden sich in den kommenden Quartalen mit der üblichen Verzögerung zunehmendem Gegenwind ausgesetzt sehen, ist sich Hartmann sicher. Dadurch werde nicht nur die Stimmung gedrückt, sondern auch die Profitabilität leide. "Das Wachstum der Unternehmensgewinne, das zuletzt von der Trump'schen Steuerreform einen temporären Schub erhalten hatte, wird entsprechend gebremst", erläutert er. Erfahrungsgemäss würden in diesem Umfeld mehr und mehr Investitionsprojekte in Frage gestellt. Kurzfristig sei der Ausblick zwar noch freundlich, aber zusammen mit der nachlassenden Gewinndynamik werde die Investitionsnachfrage bis zum Jahresende deutlich abnehmen.
Besserung für die Eurozone in Sicht
"So enttäuschend das Jahr 2018 für die Eurozone endete, zeichnet sich für das 1. Quartal 2019 immerhin die lang ersehnte technische Erholung ab", wendet Hartmann ein. Ein Mutmacher seien die zuletzt wieder anziehenden Auftragseingänge im deutschen Fahrzeugbau, die auf eine Normalisierung der Autoproduktion Anfang 2019 hindeuten. Ausserdem würde der Staat der Konjunktur ein wenig auf die Sprünge helfen. Den "Gelbwesten" sei Dank seien in Frankreich im Januar keine Steuerhöhungen in Kraft getreten. "Stattdessen wurde der Mindestlohn angehoben", merkt der Chefökonom an. Zudem seien die Energiepreise wieder auf dem Rückzug. Speziell der private Verbrauch der Eurozone werde daher robust ins Jahr starten.
Die aussenwirtschaftliche Abwärtstendenz halte unterdessen unvermindert an. So sei der Schwächeanfall der chinesischen Wirtschaft noch nicht überwunden. Im Gegenteil, die negativen Auswirkungen des Handelskriegs kämen derzeit sogar erst richtig zur Geltung. "Die offiziellen Frühindikatoren der Eurozone dürften im laufenden Quartal noch nicht den zyklischen Tiefpunkt durchschreiten. Im Frühjahr ist jedoch eine Bodenbildung wahrscheinlich", prognostiziert Hartmann. Wegen der sich stabilisierenden chinesischen Wirtschaft sei ab dem zweiten Quartal wieder ein allmählich anziehendes Exportwachstum in der Eurozone zu erwarten. Für eine moderate Erholung spreche auch das binnenwirtschaftliche Umfeld der Währungsunion. Darüber hinaus werde der seit Ende 2017 in der Eurozone vorherrschende Aufwärtstrend des Lohnwachstums nicht abrupt zum Stillstand kommen. "Er besitzt angesichts der kräftig gesunkenen Arbeitslosenraten der Euroländer sogar noch Aufwärtspotenzial", denkt Hartmann.