11.11.2024, 10:09 Uhr
Schweizer Pensionskassen haben im Oktober im Durchschnitt eine negative Performance von 0,6 Prozent erzielt. Insbesondere die Anlageklasse Schweizer Aktien lastete auf den Renditen der Vorsorgeeinrichtungen.
Die Unterschiede der Administrationskosten bei den Pensionskassen sind enorm. Das zeigt eine Analyse des Online-Vergleichsdiensts Comparis. Die kostspieligste Kasse erreicht das 15-fache der günstigsten Stiftungen. Bei den Kosten für die Vermögensverwaltung ist die teuerste Pensionskasse 14-mal teurer als die günstigste.
Comparis hat die Kosten für Administration und Vermögensverwaltung von 73 Pensionskassen mit insgesamt CHF 450 Mrd. verwaltetem Vermögen verglichen. Sie decken einen Drittel aller in der zweiten Säule Versicherten und Pensionskassenrentnerinnen und -rentner ab.
Man hat es zwar gewusst, dass die Verwaltungskosten stark variieren. Aber die Unterschiede, die Comparis anhand der Jahresberichte 2020 der untersuchten Kassen zutage fördert, lassen trotzdem aufhorchen. Sie sind grösser als es den meisten Versicherten wohl bewusst ist.
Die niedrigsten Verwaltungskosten pro Kopf wies im Jahr 2020 die Luzerner Pensionskasse mit CHF 59 pro Versicherten auf. Fünfzehnmal mehr forderte im vergangenen Jahr die Alvoso LLB Pensionskasse mit CHF 900 pro Person. Alvoso LLB begründet den Betrag als einmaligen Ausreisser, verursacht durch Reorganisationskosten. Aber auch ohne diesen Sonderfall sind die Administrationskosten der Alvoso LLB, gemessen am Jahr 2019, mit CHF 547 im Vergleich hoch.
Bei der Vermögensverwaltung, dem zweiten Kostenblock der Pensionskassen, ist die Bernische Pensionskasse (BPK) mit 0,07% des verwalteten Vermögens am günstigsten. Am teuersten war 2020 die Pensionskasse der Stadt Zürich mit 0,98% – das sind 14-mal mehr als bei der BPK.
Wirken sich die höheren Kosten in einem besseren Anlageerfolg aus? Die durchschnittliche Jahresperformance aller untersuchten Pensionskassen belief sich 2019 und 2020 auf 7,1%."Es besteht keine Korrelation zwischen Vermögensverwaltungskosten und Performance", stellt Comparis dabei fest.
Die mittleren Verwaltungskosten der untersuchten Pensionskassen beliefen sich 2020 auf CHF 220 pro Kopf, die Vermögensverwaltungskosten (VV-Kosten) erreichten im Durchschnitt 0,41% der verwalteten Guthaben.
Die Administrations- und Vermögensverwaltungskosten gehen zulasten der Versicherten, mit anderen Worten: Hohe Kosten schlagen sich in einem tieferen persönlichen Vorsorgevermögen nieder. Allein für die Vermögensverwaltung bezahlt eine versicherte Person (Aktive und Pensionierte) laut Comparis durchschnittlich rund CHF 960 pro Jahr. Hinzu kommen CHF 220 Administrationskosten, macht im Schnitt CHF 1180 jährlich.
Die Schweizer Pensionskassen bewirtschaften über eine Billion Franken zwangsersparte Gelder. «Sie agieren in einer staatlich regulierten und abgeschotteten Blase von Fachpersonen. Die zum Sparen gezwungene Kundschaft hat in diesem Umfeld wenig zu sagen. Die hohen Kostenunterschiede für grundsätzlich dieselbe Dienstleistung sind ein Hinweis für schlechtes Wirtschaften oder aber für das Fehlen echter Marktmechanismen", kritisiert Comparis-Vorsorgeexperte Leo Hug, "Leidtragende sind letztlich die Versicherten.».
Diese Ineffizienzen in der Verwaltung von Vorsorgevermögen würden durch die Einführung der freien Wahl der Pensionskasse durch die Angestellten wegschmelzen – selbst wenn durch den Wettbewerb zusätzliche Akquisekosten entstehen sollten", ist Hug überzeugt.
Die Debatte darüber (so einfach wäre die Umstellung nicht) wie überhaupt über die Revision der Altersvorsorge ist ein Dauerbrenner. Unterschiedlich wie die Gebühren sind die politischen Interessen und Ziele. So schnell wird sich daran nichts ändern.