Die Erwartungen an die finanziellen Leistungen aus der 1. und 2. Säule haben in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. (Bild: Shutterstock.com/rawpixel)
Schweizerinnen und Schweizer blicken der Pensionierung positiv entgegen, auch wenn sie als Rente von AHV und Pensionskasse durchschnittlich nur rund 53% des letzten Lohns erwarten. Das ist deutlich weniger als vor acht Jahren. Damals hatte der Wert 65% betragen. Am wichtigsten ist laut AXA IM Schweiz den Befragten die Vorsorge für medizinische Leistungen und Wohnen.
23.08.2022, 17:23 Uhr
Redaktion: hf
AXA Investment Managers Schweiz hat zum zwölften Mal die Einstellung der Schweizer Bevölkerung zur 2. Säule und zum Ruhestand ermittelt. Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer blickt demnach der Pensionierung positiv entgegen. Dabei erstaunt wenig, dass ihr Wohlbefinden von der Einschätzung der finanziellen Absicherung im Alter abhängt.
Schweizerinnen und Schweizer erwarten als Rente von AHV und Pensionskasse durchschnittlich rund 53% des letzten Gehalts. Das ist klar weniger als im Jahr 2014, als der entsprechende Wert 65% betragen hatte.
Erwartungen erreichen Tiefstand
Werner E. Rutsch, Mitglied der Geschäftsleitung von AXA Investment Managers Schweiz, erklärt: "Die Erwartungen an die finanziellen Leistungen aus der 1. und 2. Säule sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken und haben seit unserem Messbeginn im Jahr 2011 einen Tiefstwert erreicht."
Das sei auf sinkende Umwandlungssätze und das Bewusstsein für die strukturellen Probleme der Pensionskassen zurückzuführen, kommentiert er. Aber auch das schwierige wirtschaftliche und politische Umfeld zum Zeitpunkt der Umfrage in der zweiten Maihälfte dürfte die Stimmung der Befragten getrübt haben.
Auf einer Skala von 1 (sehr traurig) bis 10 (sehr glücklich) liegt der selbst deklarierte Durchschnittswert an den Ruhestand von Frauen und Männern bei jeweils 7,7. Deutliche Unterschiede gibt es abhängig vom Grad der Arbeitstätigkeit. Personen mit einem Teilzeitpensum und nicht Berufstätige geben mit einem Mittelwert von 7,4 respektive 6,9 ein erheblich tieferes «Glücksgefühl» an als Vollzeitarbeitende (7,9).
Eine hinsichtlich Pensionierung positive Gefühlslage hängt verständlicherweise nicht zuletzt von der Kaufkraftklasse und der finanziellen Absicherung für den Ruhestand ab: Wer finanziell nicht gut abgesichert ist oder nicht sparen kann, blickt der Pensionierung mit gemischten Gefühlen entgegen. Frauen und Personen unter 65 Jahren geben eine signifikant niedrigere finanzielle Absicherung an als Männer und bereits Pensionierte.
Freiwilliges Sparen gewinnt zwangsläufig an Bedeutung
Zusätzlich zu AHV und/oder Pensionskasse sparen 60% der Frauen und 67% der Männer fürs Alter. Personen zwischen 18 und 64 Jahren sparen heute eher, als es Pensionierte früher getan haben, und je höher das Arbeitspensum und die Kaufkraftklasse, desto mehr wird vorgesorgt. Das Säule-3a-Sparen ist nach wie vor die beliebteste Massnahme zur Sicherung der finanziellen Bedürfnisse im Alter.
Am wichtigsten ist es der überwiegenden Mehrheit, genügend Geld für medizinische Dienstleistungen und fürs Wohnen zur Verfügung zu haben. 65% wollen ihre Mietwohnung halten können, 55% möchten in der Lage sein, ihr Wohneigentum zu behalten oder sogar Wohneigentum zu kaufen. Andere Bedürfnisse sind Reisen, den Nachkommen etwas zu vererben und weiter zu sparen.
Weniger finanzkräftigen Personen ist das Halten der Mietwohnung am wichtigsten, gut situierten die Gesundheit. Falls Einsparungen nötig werden sollten, würden sich die Befragten am ehesten bei Luxusgütern, Spenden für wohltätige Zwecke und Weiterbildung einschränken. Bei Gesundheits- und Wohnkosten sehen sie praktisch kein Sparpotenzial.
Wenig beliebter Kapitalbezug
Würden die Befragten heute in Pension gehen, würden sich 46% für die Rente, 27% für eine Mischung aus Rente und Kapitalbezug und 17% für den reinen Kapitalbezug entscheiden. Der Wunsch nach vollständigem Kapitalbezug ist gegenüber der letztjährigen Studie (28%) gesunken. Werner E. Rutsch, Mitglied der Geschäftsleitung von AXA IM Schweiz, erklärt: "Im letzten Jahr war die sehr gute Börsenentwicklung für einen deutlichen Anstieg der Personen, die den reinen Kapitalbezug gewählt hätten, verantwortlich. Dieses Jahr haben der Krieg in der Ukraine, die strauchelnden Aktienmärkte und die steigende Inflation die Lust auf den Kapitalbezug gedämpft."
Gewünschtes Pensionierungsalter bei 62
Das durchschnittliche Alter beim Austritt aus dem Arbeitsmarkt lag 2021 gemäss Bundesamt für Statistik bei 65,1 Jahren. Noch nicht pensionierte Frauen und Männer geben im Durchschnitt ein Wunsch-Pensionierungsalter von 62 Jahren an.
Signifikante Unterschiede gibt es nur zwischen den Altersgruppen: Die 18- bis 39-Jährigen wünschen sich ein Pensionierungsalter von 61 Jahren, die 40- bis 64-Jährigen ein solches von 63 Jahren, und die älteste Gruppe der Berufstätigen (65 und älter) würde gerne erst mit 68 in Pension gehen. All diese Nennungen liegen ein bis zwei Jahre über den Werten der Vorjahresstudie.
Die erwerbstätigen Befragten wünschen sich also ein im Vergleich zur letztjährigen Umfrage höheres Rentenalter. Wie AXA Investment Managers Schweiz ergänzt, liegt dieses allerdings 3,1 Jahre unter dem aktuellen Durchschnitt des Pensionierungsalters.
Am 25. September findet eine Volksabstimmung zur Reform der AHV statt. Die meisten von Axa IM Schweiz Befragten halten eine Altersvorsorgereform für notwendig. "Es wird zu sehen sein, ob sich dies in der Akzeptanz eines höheren Rentenalters für Frauen niederschlagen wird", sagt Werner E. Rutsch.
Die Massnahmen sehen eine Vereinheitlichung des Referenzalters von Frauen und Männern bei 65 Jahren, eine Flexibilisierung des Altersrücktritts und die Erhöhung der Mehrwertsteuer vor.
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