03.12.2024, 15:42 Uhr
Der ehemalige Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission, Daniel Zuberbühler, fordert für die UBS deutlich höhere Eigenkapitalvorgaben. Damit solle das «desaströse» Szenario einer Abwicklung der Grossbank...
Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt nach ihrer beispiellosen Serie von Leitzinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation wieder die Zinsen im Euroraum. Nach knapp neun Monaten auf Rekordhoch verringern die Euro-Währungshüter den Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Gleichzeitig zeigt sich die EZB etwas optimistischer für das Wachstum.
Volkswirte hatten mit einer Lockerung der geldpolitischen Zügel gerechnet, nachdem die Inflation sich deutlich abgeschwächt hatte. Zwar hat die Teuerung im Euroraum im Mai wieder etwas an Tempo gewonnen: Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahresmonat um 2,6 Prozent nach 2,4 Prozent im April. Vom Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst 2022 ist die Inflation inzwischen aber weit entfernt. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern.
Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig eine jährliche Inflationsrate von zwei Prozent an. Bei diesem Wert sehen die Währungshüter Preisstabilität gewährleistet. «Wir sind mit dem spürbaren Rückgang der Inflation zufrieden, aber der Weg zurück zur Preisstabilität ist holprig», hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel unlängst ARD Plusminus gesagt.
Um die nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine stark gestiegene Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt, ehe sie eine Pause einlegte.
Wie viele Zinssenkungen noch folgen werden, ist derzeit schwer abzusehen. Vertreter der EZB hatten zuletzt darauf verwiesen, dass die Entscheidungen von der Entwicklung der wirtschaftlichen Daten abhängen. Aus einer ersten Zinssenkung könne man «keine Art Autopilot» ableiten, bei dem gleich die nächste Zinssenkung folgen müsse, betonte unlängst Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der als Mitglied des EZB-Rates mit über die Geldpolitik im Euroraum entscheidet. «Stabile Preise sind die wichtigste Voraussetzung für Wachstum in Europa, daran sollten wir weiter festhalten», betonte Nagel. Es gelte, die Preisentwicklung von Sitzung zu Sitzung zu beobachten.
Die Konjunktur im Euroraum wird nach Einschätzung der EZB im laufenden Jahr kräftiger wachsen als noch im März erwartet. In ihrer jüngsten Prognose geht die Notenbank von 0,9 Prozent Wirtschaftswachstum im Währungsraum der 20 Staaten aus. Im März hatte die EZB ihre zuvor optimistischeren Konjunkturerwartungen noch auf 0,6 Prozent verringert.
Für 2025 erwartet die EZB einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,4 Prozent (März-Prognose 1,5 Prozent), die Wachstumsprognose für 2026 fällt mit 1,6 Prozent unverändert aus.
Die Teuerung im Euroraum wird nach Einschätzung der Notenbank etwas langsamer zurückgehen als zuletzt erwartet. Für das laufende Jahr rechnet die EZB nun mit einer Inflationsrate von 2,5 Prozent, im März hatte die EZB noch 2,3 Prozent vorhergesagt. 2025 wird eine Rate von 2,2 (März-Prognose 2,0) Prozent erwartet. Für 2026 rechnet die EZB unverändert mit einem durchschnittlichen Anstieg der Verbraucherpreise im Euroraum von 1,9 Prozent.