Ein Zwinkern der US-Regulierungsbehörde

Bild: Pixabay
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Vielleicht markiere diese Woche den Wendepunkt, von dem an das Pendel von der Flut der Bankenregulierung nach der Finanzkrise wieder zur Deregulierung zurückschlägt, meint William Hines von Aberdeen Standard Investments. Dennoch sollte sichergestellt werden, dass die Deregulierung eine voll funktionsfähige Wirtschaft unterstützt und nicht behindert.

13.04.2018, 13:50 Uhr
Regulierung

Redaktion: sif

Diese Woche schlug die Federal Reserve eine Straffung der US-Banken-Stresstests und eine Reduktion des Eigenkapitals vor, das die grossen US-Banken halten müssen. Die Stresstestmassnahmen, die auf den Kapitalpuffer für Stresssituationen abzielen, lege in der Tat eine Reduktion der kapitalbezogenen Anforderungen für Banken nahe und bedeute, dass Banken neu statt zwei verschiedenen nur noch einen Kriterienkatalog erfüllen müssen, meint William Hines, Investment Manager bei Aberdeen Standard Investments. Bei den Grossbanken werde der Kapitalbedarf leicht steigen, bei den Kleinbanken leicht sinken.

Der Schritt würde auch die Kalibrierung der Kapitalanforderungen für die grösseren, komplexeren Banken erschweren. Das macht Sinn: Denn die grössere Banken sind bedeutender für das Finanzsystem, besser ausgestattet und damit auch besser in der Lage, die Anforderungen zu erfüllen. Auch andere Empfehlungen der US-Regulierungsbehörde seien gemäss dem Experten sinnvoll: Zum Beispiel soll sich der Puffer neu auf eine konstante Bilanz in einem gestressten Umfeld stützen und nicht auf eine weiter wachsende. "Richtigerweise ist anzunehmen, dass in der Realität nicht viele Bankbilanzen in einem Stressszenario weiter wachsen", sagt Hines.

Senkung der Ergänzungskapitalquote
Die anderen in dieser Woche angekündigten Vorschläge beziehen sich auf die Senkung der erhöhten Ergänzungskapitalquote. Diese Kennzahl ist ein Mass dafür, wie viel Kapital systemrelevante Banken vorhalten müssen. Eine Senkung könnte, so sagen die Banken, Kapital für andere Aktivitäten wie die Kreditvergabe freisetzen. Bankenvertreter haben sich schon länger über die erhöhte Ergänzungskapitalquote beschwert. Sie werden sich also über die Senkung freuen, glaubt Hines. Auch aus Anlegersicht wäre die Entspannung logisch. Die Reaktion der Regulatoren nach der Finanzkrise war zwar international weitgehend koordiniert, aber einige nationale Regelungen waren zwangsläufig strenger als andere. Die aktuellen Vorschläge zur Senkung der Ergänzungskapitalquote bringen die USA in Einklang mit den internationalen Wettbewerbern, so dass sie auch unter Wettbewerbsgesichtspunkten sinnvoll sind.

"Die Aufsichtsbehörden müssen jedoch alles daran setzen, dass die Banken das freigesetzte Kapital auch wirklich für wirtschaftlich produktive Zwecke einsetzen. Denn wenn sie nur höhere Dividenden ausschütten oder Aktienrückkäufe tätigen was sie könnten, wenn die Führungskräfte der Banken sich selbst überlassen würden dann wäre das eindeutig suboptimal", kommentiert der Experte.

Regulierungen erübrigen sich nicht
Alle genannten Massnahmen sehen jedoch nicht nach einem Scheiterhaufen für die Regulierungen aus, wie manche Beobachter glauben machen wollen. Die strenge Aufsicht, die nach der Krise eingeführt wurde, war notwendig. Die Frage ist, ob alle eingeführten Massnahmen noch erforderlich sind. "Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es nach einer vernünftigen Neugewichtung einiger Regeln aus", meint Hines. Eine der unbeabsichtigten Folgen der Regulierung wird so beseitigt. Nämlich, dass sich die Banken aus risikoärmeren und renditeschwächeren Aktivitäten (wie Repo-Finanzierungen, Depots, zentrale Clearingdienste) zurückzogen haben, die eigentlich recht nützlich waren.

Die jetzt vorgebrachten Vorschläge erhöhen das Risiko im Finanzsystem nicht wesentlich und sollten dazu beitragen, ein voll funktionsfähiges Finanzsystem zu ermöglichen, anstatt es zu behindern. "Der Trick ist jetzt, da die Regulatoren beginnen, die Regeln zu lockern, auch zu wissen, wann sie wieder aufhören müssen", schliesst der Experte.

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