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Die Politik erschwert Japans Zinswende

Der schwache Yen hilft den Exporteuren, die nächste Zinserhöhung könnte später kommen, als bisher erwartet. (Bild Deacons docs/Shutterstock)
Der schwache Yen hilft den Exporteuren, die nächste Zinserhöhung könnte später kommen, als bisher erwartet. (Bild Deacons docs/Shutterstock)

Die Neuformierung der Regierung könnte sich auf die Zinsen auswirken. Zuletzt entschied sich Japans Notenbank wie erwartet für eine Pause.

31.10.2024, 10:56 Uhr
Notenbanken | Regulierung

Redaktion: sw

«Die Bank wird den Zinssatz für unbesichertes Tagesgeld bei rund 0,25 Prozent belassen», teilte die Bank of Japan (BoJ) schlicht mit. Doch nicht diese Tatsache beschäftigt die Märkte, sondern die Frage, wie aggressiv die Geldpolitiker die Abkehr von einem Vierteljahrhundert Null- und Negativzinsen vorantreiben werden. Denn plötzlich müssen sie bei ihren Entscheidungen einen ungewohnten Faktor berücksichtigen: politische Unsicherheit im eigenen Land.

Nach zwölf Jahren mit einer stabilen Mehrheit hat die Regierungskoalition von Premierminister Shigeru Ishiba am Sonntag die Mehrheit im Unterhaus verloren. Bis heute ist unklar, wer das Land mit welcher Mehrheit regieren und welche Wirtschaftspolitik er verfolgen wird.

An den Märkten wird daher bereits spekuliert, dass die Notenbank wegen der unsicheren Zukunft eher später als früher die Zinssätze wieder anheben wird. Notenbankchef Kazuo Ueda entkräftete diese Spekulationen auf seiner Pressekonferenz nicht. Er habe mit Blick auf den genauen Zeitpunkt einer Zinserhöhung «keine Vorurteile», sagte er.

Im Widerspruch zueinander

Für Stefan Angrick, Volkswirt bei Moody’s Analytics, stehen die Ziele der Notenbank und die politische Situation im Widerspruch zueinander. Die BoJ kommuniziere klar, dass Zinserhöhungen weiterhin auf der Agenda stünden. Das zeigt sich für ihn bereits im Preis- und Konjunkturausblick, den die Notenbank veröffentlicht hat.

Dabei bleibt sie bei ihrer Linie, die seit März dieses Jahres zu zwei Zinserhöhungen und im August zu einem kurzen Börsencrash geführt hat. Vergangene Woche hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Wachstumsprognose für Japan für 2024 von 0,7 auf 0,3 Prozent gesenkt. Die Notenbank hingegen geht weiterhin davon aus, dass Japans Wirtschaft weiterhin über ihrem Potenzial wächst und die Inflation nicht unter das Inflationsziel von zwei Prozent fallen wird.

Shigeto Nagai, Head of Japan Economics bei Oxford Economics, glaubt, dass die künftige Regierung einer raschen Normalisierung der Zinsen vorsichtiger gegenüberstehen könnte. «Obwohl wir weiterhin davon ausgehen, dass die nächste Zinserhöhung der BoJ im Dezember stattfinden wird, gibt es ein nicht zu vernachlässigendes Risiko einer Verzögerung», sagte der Ökonom. In dem Fall tippt er auf Januar.

Die fortgesetzte Yen-Schwäche treibt die Aktienkurse, wie der Kurssprung der Börse nach der Wahl vom Sonntag zeigte.

Im Gespräch klären Philipp Liesch, Leiter Private Banking, und Jon Fadri Pitsch, Leiter Institutionelle Kunden, welche Gemeinsamkeiten ihre Bereiche aufweisen.

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