US-Notenbank ist startklar für Zinserhöhung

Wie viele US-Leitzinserhöhungen wird es in diesem Jahr geben? (Bild: Shutterstock.com/Fotogrin)
Wie viele US-Leitzinserhöhungen wird es in diesem Jahr geben? (Bild: Shutterstock.com/Fotogrin)

Die Fed hält den Leitzins wie erwartet in der Bandbreite von 0 bis 0,25%. Die US-Notenbank stellt aber eine Zinserhöhung im März in Aussicht und warnt gleichzeitig, dass eine Verkürzung ihrer Bilanz bald folgen könnte. Wegen der Befürchtung, dass es 2022 insgesamt doch mehr als die vier schon eingepreisten Zinsschritte geben könnte, gerieten die Märkte unter Druck.

27.01.2022, 09:03 Uhr
Notenbanken

Redaktion: rem

Zwar liess die US-Notenbank ihren Leitzins vorerst stabil bei 0 bis 0,25%. Sie scheint jedoch entschlossen, den Kampf gegen die hohe Inflation von zuletzt 7% aufzunehmen und gab an ihrer Sitzung vom Mittwoch klare Signale für eine baldige Anhebung ihres Leitzinses. Wie es in der Medienmitteilung heisst, erwartet der Ausschuss bei einer Inflation von deutlich über 2% (Inflationsziel) und einem starken Arbeitsmarkt, dass es bald angebracht sein wird, das Zielband für den Federal Funds Rate anzuheben.

Nach Worten von Notenbankchef Jerome Powell könnte es schon auf der nächsten Sitzung im März soweit sein. Damit rechnen auch die meisten Analysten. Vier Zinserhöhungen in diesem Jahr scheinen im Markt nun beinahe Konsens zu sein. In der Pressekonferenz nannte der Fed-Vorsitzende die Auswirkungen der Omikron-Variante als wohl einzigen Grund, der jetzt noch einen Zinsschritt im März verhindern könnte. Eine Frage, ob die Fed auf jeder der planmässig noch sieben Zinssitzungen in diesem Jahr ihren Leitzins anheben könnte, liess er offen. Allerdings sagte Powell auch, dass das Straffungstempo nicht vorbestimmt sei und von der konjunkturellen Entwicklung abhänge.

Abbau von Anleihebeständen

Powell erklärte, dass die Ausgangssituation heute anders sei als bei der letzten, eher vorsichtigen Zinswende der Fed ab dem Jahr 2015. Mit der in Aussicht gestellten Zinserhöhung im März könnte bald eine Verkürzung der Bilanz der US-Notenbank folgen. Die Fed hat am Mittwoch wie schon im Jahr 2014 auch ein Statement über die "Prinzipien für die Reduzierung der Grösse der Notenbankbilanz» veröffentlicht. Wie damals enthält diese Erklärung keine endgültigen Informationen. Jedoch ist die US-Notenbank – anders als damals – wahrscheinlich nicht dazu bereit, fast zwei Jahre zu warten, um mit dem Abbau ihrer Anleihebestände zu beginnen, meinen Marktbeobachter. Was früher eine Frage von Jahren war, sei heute höchstwahrscheinlich nur noch eine Frage von wenigen Monaten.

Die Fed beschloss, das monatliche Tempo ihrer Nettokäufe von Vermögenswerten weiter zu reduzieren und sie Anfang März zu beenden. Ab Februar wird der Ausschuss seine Bestände an Staatsanleihen um mindestens 20 Mrd. USD pro Monat und an durch Hypotheken besicherten Wertpapieren von Agenturen um mindestens 10 Mrd. USD pro Monat erhöhen. Die laufenden Wertpapierkäufe und -bestände der Federal Reserve sollen weiterhin ein reibungsloses Funktionieren der Märkte und entgegenkommende Finanzbedingungen fördern und dadurch den Kreditfluss an Haushalte und Unternehmen unterstützen, heisst es weiter in der Medienmitteilung.

Zinserhöhungszyklus nicht auf Autopilot

Während die Auswirkungen der Omikron-Variante das Wachstum im ersten Quartal "sicherlich" dämpfen wird, scheinen die US-Notenbanker jedoch recht optimistisch darüber, wie lange diese Episode andauern könnte. "Dies impliziert, dass die Wirtschaftstätigkeit bald wieder zu einem 'starken Wachstum' zurückkehren wird", kommentiert Christian Scherrmann, DWS US-Volkswirt. Abgesehen von diesen Unwägbarkeiten habe sich der Fed-Vorsitzende Powell recht klar geäussert, indem er erklärte, dass beide Notenbankziele eine weniger akkommodierende Geldpolitik erfordern. Trotz dieser klaren Äusserungen wies Powell erneut auf die Datenabhängigkeit hin und deutete an, dass dieser Zinserhöhungszyklus nicht auf Autopilot laufen werde. Scherrmann sieht auch hier wieder eine eher falkenhafte Haltung: die US-Notenbank habe "ziemlich viel Spielraum", um die Zinsen zu erhöhen, ohne die Arbeitsmärkte negativ zu beeinflussen. Insgesamt müsse die Geldpolitik "wendig" sein und könnte sicherlich auch schneller agieren (unter Bezugnahme auf die Bilanzverkürzung).

Die US-Notenbank scheine entschlossen den Kampf gegen die Inflation aufzunehmen – oder genauer gesagt gegen die leicht nach oben driftende Inflationserwartung. "Wenn sich die Wirtschaftsprognosen sowie die Annahmen bezüglich der Omikron-Variante wie erwartet entwickeln, werden Letztere mit Sicherheit die Leitschnur für die US-Notenbank sein – Aufwärtsrisiken bei den Zinserhöhungen nicht ausgeschlossen", meint Scherrmann.

Für Sébastien Galy, Senior Macro Strategist bei Nordea Asset Management, deuten der potenziell schnellere Zinserhöhungszyklus und das wahrscheinlich rasche Tempo der quantitativen Straffung darauf hin, dass der Schmerz am Aktienmarkt für die Fed nicht gross genug ist, als dass sie darauf Rücksicht nehmen würde. "Sie konzentriert sich vielmehr auf die durchschnittlichen Haushalte, die weit weniger am Aktienmakrt investiert sind", so Galy. Je nach Geschwindigkeit bei der Bilanzreduktion erwartet er einen wesentlichen Einfluss auf die kurzfristigen Refinanzierungskosten der Banken.

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