22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Schlechte Wirtschaftsdaten erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Zinsreduktion. Gleichzeitig wirkt die erwartete Zinsentwicklung als Haupttreiber der Aktienmärkte. Jetzt rückt die Entwicklung der Unternehmensgewinne in den Fokus, kommentiert Daniel Lüchinger von der Graubündner Kantonalbank.
"An der Wallstreet zeigt sich aktuell folgendes Bild: Schlechte Nachrichten werden gefeiert – gute Neuigkeiten machen die Investoren nervös", beschreibt Daniel Lüchinger, Portfoliostratege bei der Graubündner Kantonalbank, die Situation an der New Yorker Börse. So sanken die Aktienkurse beispielsweise Anfang letzter Woche, trotz des überraschend starken Arbeitsmarktberichts aus den USA. Gegen Ende der Woche reagierte die Börse dann positiv auf negative Äusserungen des Fed-Präsidenten Jerome Powell über die wirtschaftliche Entwicklung.
Powell betonte, dass die konjunkturellen Abwärtsrisiken für die US-Wirtschaft deutlich zugenommen hätten. Ausdrücklich erwähnte er dabei den ungelösten Handelsstreit, das drohende Erreichen der US-Schuldenobergrenze sowie den Brexit. Die Wachstumsindikatoren in vielen Regionen der Welt, inklusive der USA, hätten sich zuletzt verschlechtert. Zudem bestünde das Risiko, dass die (zu) schwache US-Inflation länger anhalte als die Notenbank zurzeit erwarte und sich somit nicht als vorübergehendes Phänomen erweise.
"Die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung hat den US-Börsen vergangene Woche Auftrieb verliehen. Dieses besondere Phänomen an den Aktienmärkten kann vor allem mit der erwarteten Entwicklung der Zinsen erklärt werden: Im aktuellen Umfeld erhöht sich mit schlechten Wirtschaftsdaten die Wahrscheinlichkeit einer Zinsreduktion", so Lüchinger.
Tatsächlich preisen mehr als 90% der Marktteilnehmer mittlerweile bis Ende Jahr mindestens zwei Zinssenkungen ein. Damit liege der erwartete Zins noch deutlich unter den Prognosen der US-Fed Mitglieder. Dies sei einfach ausgedrückt positiv für Aktien, weil Anlagealternativen wie etwa Zinsprodukte durch tiefere Zinsen im Vergleich unattraktiver werden. "Wir befinden uns wieder in einem sogenannten TINA-Umfeld ("there is no alternative"). Dieses besagt, dass es keine Alternative zu Aktien gibt", sagt der Portfoliostratege.
Die Aktienmärkte hätten somit viel Positives eingepreist. Auf Sicht der nächsten Monate müssten sich die wirtschaftlichen Indikatoren verbessern, um den Aktienmärkten weitere Kursfortschritte zu ermöglichen. Angesichts einer nochmals lockereren Geldpolitik und des Waffenstillstands im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt seien die Voraussetzungen dafür besser als auch schon.
In den USA beginnt die Berichtsaison für das zweite Quartal. Die Gesamtheit der Analysten rechnet bei den im S&P 500 Index repräsentierten Unternehmen mit einem Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahr. Auch bezüglich des Umsatzwachstums geben sich die Analysten vorsichtig. "Angesichts der recht niedrigen Erwartungen besteht die Möglichkeit, dass die tatsächliche Gewinn- und Umsatzentwicklung besser als erwartet ausfallen wird. Ein Gewinnrückgang dürfte sich im aktuellen Umfeld aber kaum vermeiden lassen. Nach der gegenwärtigen Flaute ist jedoch bereits im nächsten Jahr wieder mit besseren Wachstumsraten zu rechnen", erwartet Lüchinger und fügt an: "Längerfristig gilt: Nur wenn die Unternehmensgewinne ansteigen, haben auch die Aktienmärkte wieder stärkeres Kurspotential. Ein abruptes Ende des Aufwärtstrends am Aktienmarkt zeichnet sich aktuell jedoch nicht ab."