Nun soll Erkan die türkische Lira retten

Hafize Gaye Erkan: Von den US-Banken zur ersten Chefin der türkischen Zentralbank. (Bild Shutterstock/Kumo)
Hafize Gaye Erkan: Von den US-Banken zur ersten Chefin der türkischen Zentralbank. (Bild Shutterstock/Kumo)

Es ist der fünfte Chefwechsel in nur vier Jahren: Hafize Gaye Erkan, die ehemalige Co-CEO der First Republic Bank, übernimmt als erste Frau die Leitung der türkischen Zentralbank. Sie war die jüngste Professorin und muss jetzt die Lira retten.

09.06.2023, 14:47 Uhr
Notenbanken

Redaktion: sw

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Hafize Gaye Erkan zur neuen Gouverneurin der Zentralbank ernannt. Sie löst Sahap Kavcioglu ab, den Erdogan im Mai 2021 eingesetzt hatte, weil er mit der Hochzinspolitik dessen Vorgängers unzufrieden war. Erkan ist die erste weibliche Chefin der türkischen Währungsbehörde.

Die ehemalige Co-CEO der First Republic Bank und Managing Director bei Goldman Sachs muss nun nach Jahren der Zinssenkungen und einer anhaltenden Wirtschaftskrise die Finanzpolitik restrukturieren.

Die First Republic Bank war kürzlich in eine existenzielle Krise geraten und wurde in einer Rettungsaktion von JP Morgan Chase übernommen. Nun muss die 41-Jährige selbst Verantwortung in einer Rettungsaktion übernehmen. Die türkische Lira eilt derzeit von Rekordtief zu Rekordtief und hat allein in dieser Woche mehr als elf Prozent zum US-Dollar verloren. So kostete ein Dollar 23,48 Lira. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es gut 17 Lira, vor fünf Jahren bloss 4,8 Lira.

Nick Stadtmiller von Medley Global Advisors sagte gegenüber Bloomberg: «Die offene Frage ist, ob Erdogan der Zentralbank erlauben wird, die Zinsen ausreichend anzuheben, um die Inflation zu senken.»

Die Türkei hatte bisher einen ungewöhnlichen wirtschaftlichen Kurs verfolgt. So senkte die Zentralbank die Zinsen, anstatt sie im Kampf gegen die extrem hohe Teuerung anzuheben.

«Zinsfeind» Erdogan

Erdogan bezeichnet sich jedoch selbst als «Zinsfeind». Mit billigem Geld will er die Wirtschaft anschieben. Als Folge wertete die Lira drastisch ab. Gleichzeitig stützte Erdogan die Landeswährung, indem er staatliche Dollar-Reserven verkaufte und damit Lira kaufte.

Die neue Zentralbankchefin steht vor einer schwierigen Aufgabe Erkan hat jedoch einen spannenden Lebenslauf. Das Studium in Industrial Engineering an der türkischen Elite-Uni Bogazici schloss sie als Beste ab. Ein Doktorstudium an der US-Universität Princeton, das normalerweise zwei Jahre dauert, absolvierte sie innerhalb eines Jahres – und war damit die erste in der 276-jährigen Geschichte der Hochschule. Anschliessend wurde sie zur jüngsten Professorin der USA ernannt. Nach Forschungsaufenthalten in Stanford und Harvard arbeitete sie neun Jahre bei Goldman Sachs, bevor sie 2014 als Investmentchefin zur Bank First Republic wechselte. Dort verzehnfachte sie den Wert der von der Bank verwalteten Fonds und war die einzige Frau unter 40 Jahren, die eine der 100 grössten Banken der USA leitete.

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