22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die hartnäckige Inflation hält die Volkswirtschaften diesseits und jenseits des Atlantiks in Atem. Im April sind die Preise erneut gestiegen. Fast ein Drittel der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer erwarten für die Eurozone einen Anstieg über 10%, und etwa gleich viele rechnen damit, dass die Inflation unter 8% bleibt.
Wieder einmal erreicht die Inflationsentwicklung in der Eurozone einen neuen Höchststand. Die Lebenshaltungskosten erhöhten sich im April 2022 um 7,5%, nach 7,4% im Vormonat. Während die Energiepreise zuletzt nicht mehr weiter zulegten, stieg die Kernrate von 2,9% auf 3,5% und auch die Nahrungsmittelpreise kletterten mit plus 6,4% weiter deutlich nach oben. Marktbeobachter meinen, dass der Preisdruck in der Breite weiter zunehmen dürfte. Kein Tag vergehe zudem, an dem Unternehmen nicht weitere Preiserhöhungen ankündigen. Der Markt preise bereits eine erste Zinserhöhung der EZB im Juli 2022 ein. Erwartet wird nun, dass die EZB die notwendige geldpolitische Normalisierung schnell einleitet, um Gegensteuer zu geben.
Die Unsicherheit der Märkte über die Unwägbarkeiten der aktuellen Entwicklungen und der Respekt vor der hartnäckigen Inflation widerspiegelt sich auch im Ergebnis der investrends.ch-Umfrage. Die Frage lautete: "Wo sehen Sie im Laufe dieses Jahres die Höchstmarke der Inflation im Euroraum?" Die Anzahl Teilnehmerinnen und -teilnehmer, die den Wendepunkt unter 8% erreicht sehen, hält sich in etwa die Waage mit jenen Stimmen, die denken, das die Teuerung weiter aus dem Ruder läuft und 10% überschreiten wird: Konkret sind es 29,3% zu 30,9%. Für die Höchstmarken 8%, 9% und 10% haben sich jeweils 13,3% entschieden.
"Die Geldplitik der USA und der EZB – ein Spiel mit dem Feuer", titelt Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse, eine Serie zum Fokus Inflation. Für den vierten Teil der Serie setzt er den Titel "Die Zentralbanken müssen nun beweisen, dass sie das Vertrauen verdienen". Minsch resumiert: Die US-Notenbank (Fed) und die europäische Zentralbank (EZB) haben schon seit längerem grosse Mengen an Staatsanleihen gekauft. Seit der Pandemie haben sie die Ankäufe sogar noch deutlich verstärkt, indem sie die Corona-bedingten staatlichen Zusatzausgaben kräftig mitfinanziert haben. Mittlerweile haben die Fed und die EZB gegen 30% aller Staatsanleihen der USA bzw. der Euro-Staaten aufgekauft. Soweit die Ausgangslage. Das Vorgehen der Fed und der EZB erinnere an die Geldpolitik der Weimarer Republik, Argentiniens oder anderer Hyperinflationsländer, so Minsch.
Eine wichtige "Zutat" für Hyperinflation wäre seiner Meinung nach also in den USA und im Euro-Raum vorhanden. "Trotzdem müssen wir nicht unmittelbar Angst vor einer Hyperinflation haben, da das Vertrauen in die Institutionen im In- und Ausland mehr oder weniger intakt ist. Die Märkte glauben den Ankündigungen der Zentralbanken nach wie vor", sagt Minsch. Dennoch komme jetzt die Phase der Bewährung: Es müsse den Zentralbanken gelingen, die Inflation rechtzeitig zu brechen. Denn eine längere Inflationsphase würde zunächst langsam, dann immer stärker am Vertrauen in die Institutionen rütteln.
"Die Märkte scheinen die Signale der Fed verstanden zu haben und preisen nun eine noch schärfere Wende ein. 10-jährige Renditen von US-Staatsanleihen erreichten in der letzten Woche neue Dreijahreshochs nahe 3%. In den kommenden Monaten könnte bei den Anhebungsschritten gelten: 50 sind die neuen 25 Basispunkte», sagt etwa Ann-Katrin Petersen von BlackRock. Chris Iggo von AXA Investment Managers pflichtet dem bei: Für die USA preise der Markt derzeit für die drei kommenden Sitzungen des Federal Open Market Committees (FOMC) jeweils eine Zinserhöhung um 50 BP ein. Dann könnte die Federal Funds Rate bei 1,75% liegen. Zudem rechne der Markt mit einer Straffung der Geldpolitik durch die EZB um 80 BP in diesem Jahr.
"Da sich die Notenbanken bezogen auf die Inflation ‘hinter der Kurve’ befinden, müssen sie eine deutlich restriktive Botschaft senden. Auch wenn sie wahrscheinlich immer noch davon ausgehen, dass die Inflation im Laufe dieses Jahres vom derzeitigen Niveau aus zurückgehen wird, müssen die Zinsen dennoch erhöht werden", analysiert Iggo weiter. Während für die Fed die Notwendigkeit bestehe, die Erwartung aufrechtzuerhalten, dass sie die Fed Funds Rate auf 3% oder darüber anhebt, müsse die EZB uns davon überzeugen, dass die Zinsen irgendwann erhöht werden, meint Iggo und fügt hinzu: "Aus Sicht des Marktes bedeutet das, dass es wenig Spielraum für einen baldigen Rückgang der kurzfristigen Anleiherenditen gibt. Die Abflachung der Kurve wird sich also fortsetzen, insbesondere am kurzen Ende zwischen dem Overnight-Zinssatz und dem zwei- bis dreijährigen Bereich." Die Frage sei, ob der Straffungszyklus so aggressiv sein wird, dass er eine Rezession und erhebliche weitere Verluste bei Risikoanlagen verursache.
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