22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die Europäische Zentralbank warnt unter anderem vor den Folgen der hohen Zinsen und erodierenden Bankerträgen. Die EZB schlägt vor, wie die Finanzwelt stabiler werden soll.
Noch im Frühling schürte die Pleite mehrerer amerikanischer Regionalbanken und die Notfusion der Credit Suisse die Furcht vor einer neuen Bankenkrise. Diese Turbulenzen haben die Finanzmärkte und die europäischen Banken schnell abgeschüttelt, schreibt die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht. Das Finanzsystem ist aus ihrer Sicht dennoch fragil.
Ein wichtiger Grund dafür sind die Folgen der weiter gestiegenen Zinsen: «Die schwachen konjunkturellen Aussichten sowie die Konsequenzen der hohen Inflation belasten die Fähigkeiten von Menschen, Unternehmen und Regierungen, ihre Schulden zu bedienen», sagte der Vize-Präsident der EZB, Luis de Guindos.
Das hohe Zinsniveau ist nicht der einzige Belastungsfaktor. In ihrem Bericht zur Finanzstabilität geht die EZB vor allem auf vier Risiken ein.
Die EZB hat den Eindruck, dass die Märkte die wirtschaftlichen Aussichten womöglich zu rosig beurteilen. Denn zuletzt haben Investoren zunehmend die Möglichkeit eingepreist, dass die Notenbank die Inflation im Griff hat, der Wirtschaft eine weiche Landung gelingt und die Notenbank die Zinsen im kommenden Jahr wieder senken wird.
Dieser Optimismus macht die Finanzmärkte anfällig für negative Überraschungen, warnt die Notenbank. Das gilt vor allem für unerwartete gesamtwirtschaftliche und geopolitische Schocks. So könnte etwa die Inflation hartnäckiger bleiben als angenommen, etwa wegen steigender Energiepreise.
Sogenannte Schattenbanken wie Investmentfonds, Versicherer oder Pensionskassen haben zwischen Mitte 2022 und Mitte 2023 enorme Summen in Staats- und Unternehmensanleihen investiert. Wegen der stark gestiegenen Zinsen und der schwachen Konjunkturaussichten sind diese Anleihen mittlerweile weniger wert. Deshalb sind die Kreditrisiken für die Schattenbanken gestiegen. Das könnte dazu führen, dass es für diese Marktakteure schwieriger ist, weiter Unternehmen oder Staaten zu finanzieren.
Die Zinserhöhungen der EZB führen auch zu höheren Zinszahlungen für europäische Schuldner wie Unternehmen, private Haushalte und Staaten. Unternehmen sind unterschiedlich stark davon betroffen. «Höhere Kosten für den Schuldendienst könnten konjunkturempfindliche Branchen stärker treffen als defensive Branchen», schreibt die EZB.
Vor allem Immobilienfirmen hat die EZB im Blick. Gewerbliche Immobilienunternehmen geraten derzeit von zwei Seiten unter Druck: Zum einen sorgen die gestiegenen Zinsen für niedrigere Immobilienpreise. Zum anderen hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass sich die Ansprüche an Büroimmobilien verändert haben.
Bislang haben europäische Banken von der Zinswende der EZB in erster Linie profitiert. Denn Geldhäuser vergeben neue Darlehen zu deutlich höheren Zinskonditionen, die Zinszahlungen für Sparanlagen haben sich aber nicht im gleichen Tempo erhöht. «Die Profitabilität der Banken der Euro-Zone hat sich wegen der gestiegenen Zinsen weiter verbessert, aber die Unsicherheiten rund um den Ertragsausblick sind gestiegen», schreibt die EZB.
Zum einen wächst wegen der steigenden Schuldenlast die Gefahr, dass Bankkunden ihren Kredit nicht mehr bedienen können. Ausserdem schrumpft die Nachfrage nach neuen Darlehen. Das schmälert die Ertragsbasis für Banken. Hinzu kommt, dass Banken sich selbst auch nur noch zu ungünstigeren Konditionen Geld leihen können.
Die EZB macht in ihrem Bericht auch Vorschläge zum Schutz des Finanzsystems. So fordert sie, dass Banken eine starke Kapitalbasis behalten. Viele Bankenaufseher haben den Geldhäusern in jüngerer Zeit höhere Kapitalpuffer vorgeschrieben. In Deutschland etwa müssen Banken einen speziellen Extra-Puffer für Immobilienkredite und für das Kreditgeschäft insgesamt vorhalten. Diese Puffer sollen Bankenaufseher aus Sicht der EZB aufrechterhalten als Reserve für noch schlechtere Zeiten.
Die Notenbank fordert ausserdem, dass die international vereinbarten Bankenreformen, bekannt als «Basel IV», vollständig umgesetzt werden. Ausserdem solle die Bankenunion vervollständigt werden. Damit ist gemeint, dass es neben der gemeinsamen Bankenaufsicht und der gemeinsamen Bankenabwicklungsbehörde auch eine gemeinsame Einlagensicherung geben sollte.