22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Chinas Geschäfts-Banken haben den einjährigen Referenzzinssatz wie erwartet gesenkt. Den für die Immobilien wichtigen Fünf-Jahres-Satz liessen sie überraschend unverändert.
Die Referenzzinssätze werden monatlich von der Zentralbank People’s Bank of China (PBoC) veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Zinssätze für Kredite mit kurzer und mittelfristiger Laufzeit, die die 18 führenden Banken ihren solventesten Kunden anbieten. Sie orientieren sich am Leitzins der PBoC, der vergangene Woche überraschend so stark gesenkt wurde wie seit 2020 nicht.
Die meisten Kredite basieren auf dem einjährigen Referenzzins. Der Zinssatz für fünfjährige Kredite beeinflusst unter anderem Hypotheken.
Dass nun lediglich der Referenzzins für einjährige Kredite gesenkt wurde, spricht dafür, dass zwar die Kreditvergabe an Unternehmen angekurbelt werden soll, nicht jedoch die Nachfrage nach Immobilienkrediten.
Der Referenzzins für einjährige Kredite (LPR) liegt nun um zehn Basispunkte niedriger bei 3,45 Prozent, der fünfjährige LPR weiterhin bei 4,20 Prozent. Die meisten Analysten hatten mit einer Senkung beider Zinssätze gerechnet.
Aktien in China und Hongkong reagierten darauf bei Börseneröffnung mit Verlusten. Der breite MSCI China Index fiel um bis zu 1,1 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juni. Zuletzt hatte China im Juni beide LPR reduziert, um die Kreditvergabe anzukurbeln, was jedoch kaum Wirkung zeigte.
Um eine Überhitzung im wichtigen Immobilien-Sektor zu vermeiden, hat die Staatsführung vor zwei Jahren begonnen, den Sektor stärker zu regulieren. Die Abkühlung sorgt jedoch auch dafür, dass einige Entwickler in Zahlungsschwierigkeiten geraten. So musste das Unternehmen Country Garden vor zwei Wochen einräumen, Zinsen auf einige Finanzprodukte nicht rechtzeitig zahlen zu können.
In der vergangenen Woche hatten Zentralbank und Finanzaufsicht Vertreter der Finanzindustrie einbestellt und diese erneut aufgefordert, die Kreditvergabe zu erhöhen, um die Erholung anzukurbeln. Allerdings fragen die Unternehmen derzeit wenig Kredite nach. Aufgrund der eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten im In- und Ausland halten sie sich mit Investitionen zurück.
Nach dem Treffen mit den Finanzaufsehern kündigten einige der grössten chinesischen Investmentfondsgesellschaften einen Rückkauf eigener Finanzprodukte an, um den Markt angesichts des anhaltenden Ausverkaufs zu stützen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Demnach verpflichten sich mindestens sechs grosse Finanzkonzerne, darunter E-Fund Management und China Asset Management dazu, umgerechnet jeweils 6,8 Millionen Dollar in den Rückkauf zu investieren. Der Vermögensverwalter Guotai Junan will sogar fast 28 Millionen Dollar aufbringen.
Zudem stützen Staatsbanken mithilfe von Devisenverkäufen die chinesische Währung. Da der Yuan nicht frei konvertierbar ist, wird der Wechselkurs durch Käufe und Verkäufe kontrolliert. Infolge der Zinserhöhungen in den USA hat der Yuan im Jahresverlauf um sechs Prozent gegenüber dem Dollar abgewertet.
Aufgrund der Wachstumsschwäche der chinesischen Wirtschaft und der Probleme auf dem Immobilienmarkt haben einige Investmentbanken zuletzt ihre Wachstumsprognosen für China fürs Gesamtjahr gesenkt. Die UBS reduzierte ihren Ausblick auf 4,8 Prozent. Ein Grossteil der Herabstufung sei auf eine «Neubewertung der Entwicklung des Immobiliensektors und der Auswirkungen auf andere Bereiche der Wirtschaft zurückzuführen», schreibt China-Chefvolkswirtin Wang Tao.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die japanische Bank Nomura ihre Prognose für Chinas BIP-Wachstum auf 4,6 Prozent reduziert. Die chinesische Staatsführung selbst hat sich für 2023 ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent gegeben. Viele Experten gehen davon aus, dass dies nur noch mit einer Stützung der Konjunktur erreichbar ist.