Schroders Studie: USA nachhaltiger als Europa

(Bild: Schroders)
(Bild: Schroders)

Nachhaltig zu investieren wird weltweit beliebter, zeigt die Schroders Global Investor Study. In der Studie zu nachhaltigen Verbrauchergewohnheiten und Anlagetätigkeiten stehen überraschenderweise Anleger aus Indonesien auf dem ersten Platz, gefolgt von Indien und den USA. Die Schweiz schafft es deutlich nicht in die Top 10.

06.10.2017, 13:49 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: sif

Anleger in Indonesien sind wie in keinem anderen Land auf Nachhaltigkeit fokussiert. Indien liegt auf Platz zwei, gefolgt von den USA und China. Dies geht aus der Schroders Global Investor Study zum nachhaltigen Verhalten hervor, für die in 30 Ländern 22'000 Anleger befragt wurden.

Die USA (3.) und Brasilien (5.) schneiden unter den amerikanischen Ländern am besten ab, während es kein einziges Land aus Westeuropa unter die ersten Zehn schafft. Vielleicht überraschend angesichts seiner wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten schneidet Russland (10.) von allen europäischen Ländern am besten ab. Es folgen Schweden (11.) und Portugal (13.), während Dänemark (25.) einen hinteren Rang einnimmt, obwohl skandinavische Länder als sehr fortschrittlich gelten.

Grossbritannien (15.) und Frankreich (16.) sind im mittleren Bereich der Rangliste angesiedelt, während andere große europäische Länder eher am Ende zu finden sind, wie z. B. Italien (22.) und Deutschland (23.). In der folgenden Rangliste liegt die Schweiz hinter Taiwan auf Platz 18.


Quelle: Schroders Global Investor Study 2017

Im Rahmen der Studie wurden Anleger gefragt, was sie unter einer nachhaltigen Anlagetätigkeit verstehen, inwiefern die Nachhaltigkeit ihren Alltag prägt und wie sehr sie in nachhaltige Produkte investieren. Ihre jeweiligen Antworten wurden mit Punkten bewertet. Dann wurde pro Anleger und Land ein Durchschnittswert ermittelt, der als Gesamtbewertung diente. Die vollständigen GIS-Ergebnisse können hier aufgerufen werden.

Indonesien überraschend auf erstem Platz
Das gute Abschneiden Indonesischer Anleger könnte – teilweise zumindest – auf die starke Nachfrage nach Scharia-konformen Fonds zurückzuführen sein. Darunter sind Fonds zu verstehen, die dem Sittenkodex und den religiösen Gesetzen des Islam folgen und als gesellschaftlich verantwortungsvolle Anlagen aufgefasst werden können. Allerdings finden sich auch mehrere Schwellenländer auf den vorderen Rängen, wie etwa China, Brasilien und Indien, wo die sozialen Konflikte und ökologischen Herausforderungen besonders akut sind. Diese Schwierigkeiten könnten gemäss Schroders das Bewusstsein für diese Themen mit geschärft haben. Asiatische Länder, deren Finanzmärkte als besonders entwickelt gelten, haben schlecht abgeschnitten. Hongkong (28.), Südkorea (29.) und Japan (30.) bilden die drei Schlusslichter der Rangliste.

Die Definitionen einer nachhaltigen Anlagetätigkeit variieren. Ganz allgemein umfasst sie jedoch die Unterstützung von Unternehmen, die in Bezug auf ökologische, gesellschaftliche und Fragen der Unternehmensführung besonders verantwortungsbewusst handeln, während Firmen, die einen solchen Ansatz gerade nicht verfolgen, gezielt unter Druck gesetzt werden.

Ermutigende globale Aussichten
Dazu meint Jessica Ground, Leiterin Sustainability bei Schroders: "Das Verbraucherinteresse an Nachhaltigkeit nimmt zu und ist in einigen Bereichen erstaunlich stark ausgeprägt. Es ist ermutigend, dass nachhaltigen Anlagen in so vielen Schwellenländern ein so hoher Stellenwert beigemessen wird, insbesondere in den sehr bevölkerungsreichen Ländern China, Indien und Brasilien." Dies sei ein Trend, den sie schon früher in Schroders Studien beobachten konnten. Auch dass die USA einen der vorderen Ränge einnehmen, findet Ground sehr erfreulich: "Wir haben in den USA ein zunehmendes und dauerhaftes Interesse an ökologischen und gesellschaftlichen Belangen festgestellt, obwohl das Land in diesem Jahr aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen ist."

Am unteren Ende der Rangliste ist das schlechte Abschneiden Japans auf die verhältnismässig geringen Summen zurückzuführen, die nachhaltig investiert werden. Nach Schroders Erfahrung stellt sich hier langsam eine Veränderung ein. Im Jahr 2015 wurde ein Corporate-Governance-Kodex eingeführt, der höhere Standards für börsennotierte Unternehmen festlegt. Diese waren in den vergangenen Jahren in eine Reihe von Skandalen verwickelt.

Insgesamt geht Jessica Ground von einem wachsenden Interesse am Thema Nachhaltigkeit aus. "Gesellschaftliche und ökologische Veränderungen vollziehen sich in einem immer schnelleren Tempo. Die Herausforderungen durch den Klimawandel, die Ungleichheit und die Bevölkerungsentwicklung sind beträchtlich." Ground ist sich sicher, dass anpassungsfähige und erfolgreiche Unternehmen weiterhin überproportional profitieren werden, während andere zurückfallen. Die Anleger seien sich dessen zunehmend bewusst.

Europa mit grösstem Anlagevolumen
Die Ergebnisse sind Teil der umfangreicheren Schroders Global Investor Study und entsprechen den Erkenntnissen ähnlicher Untersuchungen im Rahmen der Global Investor Study 2016. Sie ermöglichen zudem einen interessanten Vergleich mit Branchendaten wie etwa den Zahlen der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA). Diese Zahlen verdeutlichen die Zunahme nachhaltiger Investments in bestimmten Regionen und Ländern. Obwohl Japan in der Rangliste von Schroders das Schlusslicht bildet, sind nachhaltige Anlageformen eine rasch wachsende Branche in dem Land. Dem jüngsten GSIA-Bericht aus dem Jahr 2016 war zu entnehmen, dass das Anlagevolumen in nachhaltigen Vermögenswerten auf Jahresbasis umgerechnet um 724 % angestiegen ist, wenngleich ausgehend von einem niedrigen Niveau.

Laut dem GSIA-Bericht finden in Europa die meisten Investitionen statt. Mehr als 12 Billionen US-Dollar sind dort in nachhaltigen Vermögenswerten angelegt. Die USA sind mit 8,7 Billionen US-Dollar auf dem zweiten Platz. Kanada, Australien und Neuseeland sowie Asien hinken dagegen hinterher.

Die Studie ergab zudem, dass nachhaltige Investition oft auf die Renditen zurückgeführt werden können und nicht primär auf den Willen der Anlegen wegen sozial positiven Auswirkungen (Fondstrends berichtete). Zudem erkannte die Studie einen Zusammenhang zwischen dem nachhaltigen Lebensstil von Anlegern welcher sich auf die Investitionen auswirkt (Fondstrends berichtete).

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