Nachhaltige Fonds leiden unter Krieg und Inflation

Das Thema Klimawandel ist eines der am meisten nachgefragten bei nachhaltigen Investments. (Bild: Shutterstock.com/Mopic)
Das Thema Klimawandel ist eines der am meisten nachgefragten bei nachhaltigen Investments. (Bild: Shutterstock.com/Mopic)

Die weltweiten Zuflüsse in ESG-Strategien waren im ersten Quartal positiv, gingen aber im Vergleich zu Ende 2021 zurück. Europa ist nach wie vor der grösste Markt, entwickelt sich jedoch langsamer als der Rest der Welt. Im breiten Fondsmarkt nahmen die Mittelzuflüsse im gleichen Zeitraum noch deutlich stärker ab, wie aus den Statistiken von Morningstar hervorgeht.

09.05.2022, 12:14 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

Eine Mischung aus Inflation, Konjunkturabschwächung und geopolitischen Spannungen auf Grund der russischen Invasion in der Ukraine beeinträchtigt nachhaltige Fonds stärker, als die Covid-19-Pandemie das 2020 tat. Laut Morningstar beliefen sich im ersten Quartal 2022 die weltweiten Nettozuflüsse in ESG-Strategien auf 96,6 Mrd. USD. Das entspricht einem Rückgang von 35,7% im Vergleich zu Ende 2021 und ist der stärkste Rückgang seit drei Jahren. Er liegt sogar über dem Wert, der Ende März 2020 nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie gemessen wurde. Allerdings sind die Zuflüsse höher als im breiten Fondsmarkt insgesamt, wo die Mittelzuflüsse im gleichen Zeitraum um 73% abnahmen.

Europa erlitt grössten Einbruch

Europa als grösster Markt für nachhaltige Fonds erlitt den grössten Einbruch: Hier fielen die Nettozuflüsse um 37% auf 78 Mrd. USD, im vieren Quartal lagen die Zuflüsse noch bei 124 Mrd. USD. Trotzdem entwickelten sich nachhaltige Fonds besser als traditionelle, die im gleichen Zeitraum Nettoabflüsse in Höhe von 21 Mrd. USD verzeichneten, so Morningstar.

Die Marktvolatilität führte dazu, dass das weltweite Vermögen nachhaltiger Fonds seit Dezember 2021 um rund 4% auf jetzt 2,77 Bio. USD sank – das erste Mal seit Ausbruch der Pandemie. Auf Jahresbasis ist die Bilanz jedoch positiv (+38%). Der grösste Anteil entfällt mit 82% des Vermögens nach wie vor auf Europa, gefolgt von den Vereinigten Staaten mit 21%.

Rückenwind durch Änderung der MIFID II-Richtlinie?

Auch im ersten Quartal 2022 wurden neue Fonds aufgelegt. Morningstar schätzt, dass weltweit 227 Fonds neu auf den Markt kamen, davon fast zwei Drittel in Europa, wo die Mehrheit aktive Aktienstrategien waren. Das Thema Klima sei eines der beliebtesten. Zudem seien in Europa in den ersten Monaten des Jahres weiterhin bestehende in nachhaltige Fonds umgewidmet worden, wenn auch in geringerem Umfang als in der Vergangenheit.

"Insgesamt machen nachhaltige Fonds mehr als 17% des Fondsvermögens in Europa aus", sagt Hortense Bioy, Leiterin des globalen ESG-Research bei Morningstar. "Wir gehen davon aus, dass der Anteil in den kommenden Quartalen steigt, weil die Nachfrage nach solchen Strategien zunimmt und die Fondsgesellschaften dazu veranlasst, neue Produkte auf den Markt zu bringen und bestehende umzuwidmen. Die Änderung der MIFID II-Richtlinie, die ab August 2022 in Kraft tritt und Finanzberater dazu verpflichtet, die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden zu berücksichtigen, hat das Potenzial, die Akzeptanz dieser Fondsgattung bei Kleinanlegern zu beschleunigen."

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