Der Verlust der Biodiversität führt zur Integration naturbezogener Risiken und Chancen

Dem Finanzsektor und der Asset-Management-Branche kommt laut Robeco eine entscheidende Rolle dabei zu, einen weiteren Verlust von biologischer Vielfalt zu verhindern. (Bild: iStock)
Dem Finanzsektor und der Asset-Management-Branche kommt laut Robeco eine entscheidende Rolle dabei zu, einen weiteren Verlust von biologischer Vielfalt zu verhindern. (Bild: iStock)

Die Zerstörung von Wäldern, Pflanzen und Tieren infolge menschlicher Aktivitäten gilt als ebenso grosse Herausforderung wie der Klimawandel. Bei der Bewältigung solcher Probleme können laut Robeco Investoren eine Rolle spielen, indem sie aktiv Einfluss nehmen und naturbezogene Risiken und Chancen in ihre Entscheidungsfindung einbeziehen.

25.03.2022, 10:23 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: rem

Ein Positionspapier von Robeco zum Thema Biodiversität werde durch eine Partnerschaft mit dem World Wide Fund for Nature Netherlands (WWF-NL) unterlegt. Beide Organisationen arbeiteten zusammen, um biologische Vielfalt ins Asset Management zu integrieren, erläutert Lucian Peppelenbos, Klimastratege bei Robeco, einleitend und fügt hinzu: "Dem Finanzsektor und der Asset-Management-Branche kommt eine entscheidende Rolle dabei zu, einen weiteren Verlust von biologischer Vielfalt zu verhindern. Es geht hier nicht um ein schönes Extra im Kontext von nachhaltigen Kapitalanlagen. Es liegt im langfristigen Interesse unserer Kunden und unserer Investment-Performance, unseren Einfluss zum Erhalt des Planeten geltend zu machen."

Robeco befasse sich schon seit Jahren mit Fragen der Biodiversität im Rahmen eines speziellen Programms für aktive Einflussnahme, um der Abholzung von Wäldern zur Rohstoffgewinnung entgegenzuwirken. Zudem sei die Einstufung biologischer Vielfalt ein wesentlicher Faktor im ESG-Integrationsprozess von Robeco.

Umfrage-Highlights

Für 84% der Anleger wird der Klimawandel in den nächsten zwei Jahren ein zentraler oder wesentlicher Bestandteil ihrer Anlagepolitik sein, während dies heute bei 75 % der Fall ist.

56% sagen, dass die biologische Vielfalt in den nächsten zwei Jahren ein zentraler oder wichtiger Faktor ihrer Anlegerpolitik sein wird.

79% sind der Meinung, dass ein allgemeiner Mangel an Bewusstsein für die finanziellen Auswirkungen des Verlusts der biologischen Vielfalt besteht.

80% sagen, dass das Engagement in den nächsten zwei Jahren einen zentralen oder bedeutenden Teil ihrer Anlagepolitik ausmachen wird.

Weitere Informationen im 2022 Global Climate Survey.

Hohe Dringlichkeit

In dem Bericht werde ausgeführt, welche Dringlichkeit biologische Vielfalt für den Planeten und die zukünftige Stabilität des Wirtschaftslebens hat. Nach Schätzungen des Weltwirtschaftsforums hängt mehr als die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung in Höhe von 44 Bio. USD auf die eine oder andere Weise mässig bis stark von der Natur ab; das heisst, ein Zusammenbruch ökologischer Systeme habe auch einen Zusammenbruch unserer Wirtschafts- und Finanzsysteme zur Folge.

Eine Auswertung von Daten aus dem von der Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen entwickelten ENCORE-Tool (Exploring Natural Capital Opportunities, Risks and Exposure) ergab, dass rund 29% von Robecos Investments auf Sektoren entfallen, die potenziell erhebliche Auswirkungen auf die Haupteinflussfaktoren des Biodiversitätsverlusts haben. An vorderster Stelle stehen dabei die Nutzung von Land und Süsswasser, gefolgt vom Klimawandel, der Umweltverschmutzung und direkten Beeinträchtigungen von Organismen. Dies mache deutlich, dass biologische Vielfalt für Investoren ein sehr wichtiges Thema ist und in der gesamten Finanzbranche Handlungsbedarf bestehe, so Peppelenbos.

"Die Natur steckt in einer Krise: Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit hat die biologische Vielfalt so schnell abgenommen wie heute», sagt Aaron Vermeulen, Director Green Finance, WWF-NL. "Wegen des vom Menschen auf die Natur ausgeübten Drucks ist die schwindelerregende Zahl von einer Million Arten vom Aussterben bedroht – viele davon innerhalb weniger Jahrzehnte. Eine veränderte Land- und Wassernutzung, die direkte Ausbeutung von Organismen, Umweltverschmutzung und die Verbreitung invasiver Arten bedrohen viele Ökosysteme.»

Die Krise der Natur sei allerdings kein isoliert zu betrachtendes Problem. Der Klimawandel verstärke die zum Verlust von Natur führenden Antriebskräfte, was wiederum unsere Fähigkeit mindere, CO₂ aus der Atmosphäre zu nehmen und so dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dieser negative, in sich geschlossene Wirkungskreis verringere auch unser Vermögen, den Auswirkungen des Klimawandels standzuhalten, weil uns geschädigte Ökosysteme nicht so gut vor Naturereignissen schützen wie gesunde.

Stärkere Zusammenarbeit

Diese Zusammenarbeit sei von grundlegender Bedeutung, um die für den Fortschritt benötigten Daten und Tools zusammentragen bzw. entwickeln zu können. Robeco gehört zu den ersten, die der unter anderem vom WWF gegründeten Task Force for Nature-Related Disclosure (TNFD) beigetreten sind. Diese habe es sich zum Ziel gesetzt, ein Rahmenkonzept zu entwickeln, mit dem Finanzinstitute naturbezogene Risiken und Chancen in ihre strategische Planung, ihr Risikomanagement und ihre Asset Allocation einbeziehen können, erklärt Peppelenbos.

Robeco’s generelle Zielsetzung bestehe darin, in den nächsten Jahren in der Lage zu sein, in Zusammenarbeit mit dem WWF-NL und im Rahmen anderer Kooperationen wie dem Finance for Biodiversity Pledge als Investoren seinen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt und der Natur zu messen und zu steuern.

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