25.11.2024, 14:58 Uhr
Laut Mitteilung hat Robeco seine ersten aktiven börsengehandelten Fonds an der SIX Swiss Exchange notiert. Die aktiven ETFs waren seit dem 15. Oktober an der Frankfurter Börse notiert, weitere europäische...
Die Ozeane bedecken 71% der Erdoberfläche und stellen den grössten Lebensraum der Welt dar. Auf sie entfallen 80% unserer Biodiversität. «Man kann ohne Übertreibung sagen, dass das Schicksal der Welt von der Gesundheit der Meere abhängt. Deshalb müssen wir diese Quelle des Lebens schützen und nachhaltig bewirtschaften», schreiben Bertrand Rocher, co-head of Fixed Income und Marc Briand, Head of Fixed Income bei Mirova.
Populäre Filme wie «Unser blauer Planet II» oder «A Plastic Ocean» haben ein längst überfälliges Schlaglicht auf die Not unserer Ozeane geworfen. Dennoch sind sich viele deren weitreichender Auswirkungen womöglich noch immer nicht bewusst. «Die Meere sind nicht nur das Lebenserhaltungssystem des Planeten, weil sie Milliarden mit Nahrung und Wasser versorgen, sondern auch von entscheidender Bedeutung für die Klimaregulierung», heisst es in der jüngsten Studie von Mirova, einer Natixis-Tochter.
So absorbierten die Ozeane beispielsweise rund 23% der jährlichen CO2-Emissionen und liegen damit hinter Flora und Vegetation mit rund 29% knapp an zweiter Stelle. «Dennoch nehmen sie über 90% der überschüssigen Wärme im Klimasystem auf, was ihnen im Hinblick auf die gesamte Temperaturregelung einen weitaus höheren Stellenwert verleiht».
Ebenso wie an Land habe auch die Erwärmung der Weltmeere verehrende Folgen. In den vergangenen 30 Jahren stieg die Oberflächentemperatur der Meere fortlaufend. Da inzwischen mehr als die Hälfte der Meere Temperaturen verzeichnen, die einst als extrem gegolten hätten, seien zahllose Arten bedroht.
«Auch verdampft wärmeres Wasser schneller, was stärkere, häufigere Stürme nach sich zieht», schreiben die Autoren. 2021 lagen die durchschnittlichen jährlichen Kosten für Wetter- und Klimakatastrophen in den USA bei 160 Milliarden US-Dollar – achtmal so hoch wie noch in den 1980er- und 1990er-Jahren. Dies sei zum grossen Teil Wirbelstürmen wie unlängst dem Hurrikan Ian geschuldet – dem fünftgrössten seiner Art, der das US-Festland erreichte und die Versicherungswirtschaft zwischen 42 und 57 Milliarden US-Dollar kosten dürfte.
Schlimmer noch: Wärmere Meere neigen eher dazu, CO2 wieder in die Atmosphäre abzugeben. Das droht die Welt in einem Teufelskreis weiter aufzuheizen – dem sogenannten «Doom Loop», der es beim Klimaschutz unmöglich machen könnte, die Uhr zurückzudrehen.
«Wir haben es bereits mit extremen Klimaveränderungen zu tun», warnt Kyle Van Houtan, Forscher an der Duke University. «Sie sind im Meer schon im Gang, und das Meer ist die Grundlage für alles Leben auf der Erde.»
Gleichzeitig hätten aber auch menschliche Aktivitäten «katastrophale Schäden angerichtet», etwa durch Umweltverschmutzung (vor allem mit Plastik), Versauerung, Überfischung und auch durch Sauerstoffarmut – eine besonders besorgniserregende Entwicklung, da die Ozeane 50% des Sauerstoffs weltweit produzieren.
«Wenn es so weitergeht, sind nicht nur Meeresökosysteme bedroht, sondern auch die künftige Fähigkeit der Ozeane, indirekt Leben zu erhalten», erklärt die gemeinnützige Umweltschutzorganisation Live Ocean. «Das Meer ist nicht nur ein Opfer des Klimawandels, sondern auch ein wesentlicher Teil der Lösung.»
Die Welt erkennt allmählich, dass wir unsere Ozeane schützen müssen. Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Meere wurde 2015 als wesentliches Ziel im Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 (Ziel 14) festgelegt. Regierungen, multilaterale Entwicklungsbanken, NGOs und Philanthropen engagieren sich verstärkt, weil ihnen klar ist: Im Kampf gegen die vielen planetaren Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, ist das Meer ein wichtiger Verbündeter.
«Es muss jedoch noch weit mehr geschehen», heisst es bei Mirova. So schätzt eine Studie, dass jedes Jahr 174,5 Milliarden US-Dollar investiert werden müssen, wenn die Welt eine Chance haben soll, bis 2030 das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung «Leben unter Wasser» zu erreichen.
«Bisher wurden nur quälend langsam Fortschritte erzielt. Von allen Zielen für nachhaltige Entwicklung ist SDG 14 mit Abstand das am schlechtesten finanzierte. Darauf entfallen lediglich 0,01% sämtlicher bis 2019 investierter Mittel zur Entwicklungsfinanzierung und nur 0,56% aller seit 2016 bereitgestellten philanthropischen Finanzmittel. Wie der Economist schreibt, «sind Schutz, Erforschung und nachhaltige Entwicklung der Meere weltweit alarmierend schlecht finanziert ... Es ist offensichtlich und wirklich besorgniserregend, dass zu wenig in die Meere investiert wird.»
«Regierungen und öffentliche Gruppierungen können da sicherlich mehr tun, so viel steht fest. Doch auch die Privatwirtschaft muss dazu beitragen», schreiben die beiden Autoren. Es zeichne sich eine ganze Bandbreite verschiedener marktgestützter Chancen ab, die helfen könnten, die Lücke zu schliessen. Dazu gehören Aquakultur und Fischerei, erneuerbare Energie, nachhaltige Schifffahrt, Eindämmung der Meeresverschmutzung, Meerestechnologien und nachhaltiger Tourismus.
Für Anleger stehe eine ganze Fülle von Optionen zur Verfügung – je nach Ihren Zielen. «Zwar stehen sie noch ganz am Anfang, doch es gibt bereits über ein Dutzend spezialisierter öffentlicher und Private-Equity-Ocean-Impact-Fonds, die Anlegern Gelegenheit geben sollen, Teil der Lösung zu werden – indem sie dringend benötigtes Kapital in diesen Bereich lenken. Die meisten dieser Fonds sind ausgesprochene Nischenprodukte und investieren in oder liefern Startkapital für Unternehmen und Start-ups, die die Gesundheit der Meere insgesamt verbessern», heisst es in der aktuellen Übersicht.
Auch im festverzinslichen Segment gehe es «in grossen Schritten voran». «Dort schlagen sogenannte ‘blaue Anleihen’ erste Wellen. Wie die bereits besser etablierten grünen Anleihen sind auch blaue Anleihen Schuldtitel, die eingesetzt werden, um Investitionen in verschiedene Projekte der blauen Wirtschaft zu fördern, darunter nachhaltige Fischerei, Häfen und Schifffahrt, Tourismus, erneuerbare Energie, Abwassermanagement und Biodiversität.»
Belize und die Seychellen haben beide bereits erfolgreich blaue Anleihen aufgelegt, Indonesien zog unlängst mit einem eigenen Angebot nach. Andere dürften diesem Beispiel folgen.
Zuversichtlich stimme ferner, dass die jüngsten Emissionen ein zunehmendes Volumen aufwiesen. Künftig dürfte ein Inkubator für blaue Anleihen die Begebung solcher Papiere noch anheizen. Nach manchen Prognosen sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch blaue Unternehmensanleihen aufgelegt werden, was Anlegern die Tür zu weiteren Chancen öffnet.
Vorerst sei die Investition in blaue Anleihen überwiegend auf spezialisierte grüne oder nachhaltige Rentenfonds begrenzt. «Doch wenn der Markt wächst, ist durchaus denkbar, dass er in die Fussstapfen des blühenden, ausgesprochen erfolgreichen Segments für grüne Anleihen treten könnte und Anlegern bald auf blaue Anleihen spezialisierte Fonds angeboten werden. Was auch passiert, ganz offensichtlich kommt Anlegern beim Schutz und der Erhaltung unserer Meere eine massgebliche Rolle zu. Die Menschheit kann es sich schlicht nicht leisten, den grössten Lebensraum und ihren stärksten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel nicht angemessen zu würdigen», lautet das Fazit bei der Natixis-Tochter.