25.11.2024, 14:58 Uhr
Laut Mitteilung hat Robeco seine ersten aktiven börsengehandelten Fonds an der SIX Swiss Exchange notiert. Die aktiven ETFs waren seit dem 15. Oktober an der Frankfurter Börse notiert, weitere europäische...
An den Finanzmärkten wird zunehmend der entscheidende Zusammenhang zwischen ESG-Daten, wirtschaftlicher Prosperität und fiskalischer Solidität anerkannt. Darum lohnt sich laut Robeco der Blick auf die Country Sustainability Rankings, hier liegen Finnland, Norwegen und Schweden klar vor den anderen Ländern.
Ein robustes Nachhaltigkeitsprofil illustriert politische, wirtschaftliche, ökologische und soziale Stabilität – also Faktoren, die günstig sind im Hinblick auf Wirtschaftswachstum, solide Staatshaushalte und ein positives langfristiges Bonitätsprofil der Länder. Allerdings trifft auch das Umgekehrte zu: Ein schlechtes Abschneiden in Bezug auf ESG-Faktoren kann auf drohende Risiken hindeuten, die Anleger vorsichtig stimmen sollten. Die konstant hohen Korrelationen zwischen den Country Sustainability Rankings von Robeco und wichtigen Massen für das Risiko von Staatsanleihen bestätigen dies und unterstreichen die Nützlichkeit der Rankings als Instrument für umfassend fundierte Anlageentscheidungen.
Drei skandinavische Länder erzielten wiederum einen klaren Sieg bei den Country Sustainability Rankings des Jahres 2022. Die Scores von Finnland, dem Bestplatzierten des Vorjahrs, gingen nur leicht zurück. Das Ergebnis reichte aber, um zusammen mit Norwegen die Spitzenposition zu teilen. Nur mit dünnem Abstand dahinter liegt Schweden. Das ebenfalls vertraute Trio aus Dänemark, der Schweiz und Island rundeten die sechs Länder umfassende Elite mit dem weltweit besten Nachhaltigkeitsprofil ab. Die bemerkenswerte jahrzehntelange Stabilität auf den Spitzenpositionen bestätigt den langfristigen Wert nachhaltiger Politik und Praxis.
Eine ähnliche Stabilität zeigt sich unter den Top 20. Darunter dominierten erneut EU-Mitgliedsstaaten neben Neuseeland, Australien, Kanada und Japan. Unter den Ländern mit hohem beziehungsweise mittlerem Pro-Kopf-Einkommen lagen bislang China, die Philippinen, Indien, Nigeria und Pakistan auf den fünf letzten Plätzen. Sie wurden jedoch abgelöst durch Libyen, den Sudan, Iran, Irak und Jemen. Dabei handelt es sich um wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch instabile Staaten im Nahen Osten und in Afrika, betrachtet man die Gesamtheit aus 150 Ländern der Welt.
Dieses Jahr machte Saudi-Arabien den grössten Sprung dank Verbesserungen in den Bereichen Menschen- und Arbeitnehmerrechten sowie Governance-Aspekten wie Globalisierung und Innovation. Das Königreich macht allmählich in allen drei ESG-Bereichen Boden gut. Das ist Ergebnis seiner «Vision 2030»-Strategie, die zum einen im Rahmen sozialer Reformen Frauen und Wanderarbeitern mehr Rechte zugesteht, zum anderen auf die Verringerung von Treibhausgasemissionen, den Ausbau erneuerbarer Energien und auf netto null CO2-Emissionen bis 2060 abzielt. Allerdings lassen sich bei einem derartig geringen Ausgangsniveau leicht Verbesserungen erzielen. Während es beim Thema Menschenrechte allgemein Fortschritte gibt, ist die Gleichbehandlung der Geschlechter kaum vorangekommen.
Die umstrittenen Länder Türkei und Brasilien haben in diesem Jahr ebenfalls moderat zugelegt, was zum Teil auf solide oder verstärkte Umweltmassnahmen zurückzuführen ist. Insgesamt schneiden sie jedoch im Vergleich zu anderen Schwellenländern immer noch schlechter ab. Die hartnäckig autoritäre und nationalistische Politik des langjährigen türkischen Präsidenten Erdogan hat der wirtschaftlichen und politischen Stabilität des Landes geschadet und den institutionellen Rahmen, die persönlichen Freiheiten und die Menschenrechte geschwächt. In Brasilien waren ähnliche Rückschläge im Bereich Governance unter der populistisch ausgerichteten Bolsonaro-Regierung zu verzeichnen.
Der jüngste Sieg eines versöhnlicher und integrativer auftretenden Luiz Inácio da Silva (bekannt als «Lula» in Brasilien und eine erstarkende Opposition in der Türkei deuten auf einen politischen Umschwung hin, der sich positiv auf das Nachhaltigkeitsprofil der beiden Länder auswirken könnte.
Mexiko, Südafrika, die Philippinen, China und Taiwan waren die Länder, deren Scores in den letzten sechs Monaten am stärksten sanken. Der Score von Mexiko litt unter der tendenziell antidemokratischen und gegen Klimapolitik eingestellten Politik des derzeitigen Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador. Unterdessen wurde der Score von Südafrika durch das schlechte Gesundheitssystem, mangelhafte Energieinfrastruktur, chronische Korruption und anhaltende Armut und Ungleichheit beeinträchtigt. China, das bereits zuvor zu den fünf Schlusslichtern der Länder mit höherem Durchschnittseinkommen zählte, rutschte infolge verschlechterter sozialer Indikatoren weiter ab. Der Anstieg der alten Menschen in der Bevölkerung übertraf den der jungen Erwerbstätigen. Dies droht das zukünftige Wirtschaftswachstum sowie die Produktivität zu hemmen und zu einem künftigen Anstieg der Staatsverschuldung beizutragen.
Italien, Nigeria, Österreich, Portugal und Spanien verzeichneten die stärksten Verbesserungen auf Sicht von drei Jahren. Dazu trugen verschiedene soziale und ökologische Faktoren bei, darunter eine höhere Erwerbsbeteiligung sowie ein besseres Abschneiden in punkto Klima- und Energiepolitik.
Während der Score Italiens am stärksten zulegte, bleibt noch abzuwarten, ob die neue Premierministerin Giorgia Meloni weitere Fortschritte erzielen kann. In den letzten Jahren hat sich Italiens ökologisches Profil aufgrund von Investitionen im Bereich erneuerbare Energien, verringerten CO2-Emissionen und Massnahmen zu verstärktem Recycling und Abfallmanagement verbessert. Dasselbe gilt für das Abschneiden Italiens in punkto Menschenrechten. Jedoch haben die wiederholten politischen Turbulenzen andere Reformen gehemmt und zu einer Verschlechterung bei wichtigen Governance-Kriterien in den letzten 20 Jahren geführt. Italien benötigt dringend eine bessere Governance, um strukturelle Probleme zu bekämpfen, die von geringer Produktivität und schwachem Wirtschaftswachstum bis zur ungünstigen demographischen Struktur und hoher Arbeitslosigkeit reichen
Politische Risiken und Instabilität spielten bei den Einbussen über drei Jahre eine grosse Rolle. Am stärksten fiel der Rückgang in Hongkong aus. Darin spiegelten sich die langjährigen Interventionen Chinas in Bezug auf die Freiheit auf institutioneller und individueller Ebene wider. Auch der Score der USA ging zurück, was auf Nachwirkungen der Regierung unter Präsident Trump zurückzuführen war. Die wegweisende Gesetzgebung der Regierung Biden und die vielversprechenden Ergebnisse der Zwischenwahlen sind positive Vorboten für eine Erholung der Nachhaltigkeits-Scores in den USA.
Eine stärker werdende politische Opposition, die schwierigen Wirtschaftsbedingungen und die Corona-Krise haben in den letzten Jahren in Singapur für Turbulenzen gesorgt. Dies spiegelt sich in den gestiegenen Scores für politische Risiken wider. In Indonesien haben unterdessen separatistische Bewegungen und islamischer Extremismus die politische Instabilität geschürt und das ESG-Profil des Landes beeinträchtigt. Und während die jüngsten Wahlen für Brasiliens nachhaltige Zukunft günstig ausfielen, schienen sie für die Philippinen weniger vorteilhaft zu sein. Dort haben die Nachkommen zweier umstrittener ehemaliger Präsidenten die Regierungsbefugnis erlangt. Skeptische Beobachter bezweifeln, dass es zu einer Rückkehr zur politischen Normalität kommt, und fürchten eine weitere Konzentration von Macht und Einfluss innerhalb der politischen Elite.